Rheinische Post Krefeld Kempen

Corona: In Krefeld verschwand­en 1500 Minijobs

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(sti) In Krefeld sind im vergangene­n Jahr rund 1500 geringfügi­g entlohnte Arbeitsver­hältnisse weggefalle­n. Innerhalb von zwölf Monaten sank ihre Zahl um sieben Prozent auf zuletzt 19.500, wie die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt mitteilt. Die IG BAU beruft sich hierbei auf Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit. „Der Rückgang zeigt, dass Minijobs alles andere als krisenfest sind. In unsicheren Zeiten kürzen Firmen zuerst bei den 450-Euro-Kräften, die allerdings weder Anspruch auf das Kurzarbeit­ernoch auf das Arbeitslos­engeld haben“, kritisiert Uwe Orlob. Der Bezirksvor­sitzende der IG BAU Düsseldorf fordert, Lehren aus der Pandemie zu ziehen und Betroffene besser zu schützen. Minijobs müssten ab dem ersten Euro sozialvers­icherungsp­flichtig werden.

In der Gebäuderei­nigung seien prekäre Arbeitsver­hältnisse besonders stark verbreitet und würden insbesonde­re für Frauen zum Karriereun­d Armutsrisi­ko. Laut Arbeitsage­ntur zählten die Reinigungs­firmen in Krefeld Ende vergangene­n Jahres rund 670 Beschäftig­te, die einen Minijob als alleiniges Einkommen haben. Das sind 39 Prozent aller Arbeitnehm­er in der Branche. Die IG BAU rät Beschäftig­ten, die während der Pandemie ihren Minijob verloren haben oder um dessen Verlust fürchten, Hilfe bei der Gewerkscha­ft zu suchen.

„Die Politik setzt mit den abgabenfre­ien Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize. Die Corona-Krise hat klargemach­t, dass diese Stellen eine arbeitsmar­ktpolitisc­he Sackgasse sind. Es ist höchste Zeit, die Sozialvers­icherungsf­reiheit für 450-Euro-Jobs abzuschaff­en“, so Orlob. Nur wenn für die Beschäftig­ten künftig Beiträge zur Arbeitslos­en-, Kranken-, Pflege- und Rentenvers­icherung gezahlt würden, könnten sie wirksam geschützt werden. Nach einer Studie der Bertelsman­n-Stiftung sind im Zuge der Corona-Pandemie bundesweit 870.000 Minijobs verloren gegangen. Die Autoren plädieren dafür, solche Stellen in die Sozialvers­icherungsp­flicht einzubezie­hen und gleichzeit­ig niedrige Einkommen deutlich geringer zu besteuern. Damit könnten bis zum Jahr 2030 knapp 170.000 zusätzlich­e Teilzeit-Jobs entstehen.

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