Rheinische Post Krefeld Kempen
„Herr Meyer, schalten Sie die Pumpen an“
In der Dyk-Siedlung im Krefelder Norden sucht sich das steigende Grundwasser einen Weg in die Keller und Tiefgaragen. 500 bis 600 Häuser sind betroffen. Die Lösung könnte so einfach sein: Der Kommunalbetrieb müsste die vorhandenen Pumpen wieder anstellen und das geförderte Wasser in die Niepkuhlen leiten.
50.000 Euro hat Dirk Severin in den Keller seiner Doppelhaushälfte am Josef-Brocker-Dyk investiert, um ihn vor eindringendem Grundwasser zu schützen. Erfolglos. Trotz Harz-Riegel und Vertikalsperren sucht sich das Wasser einen Weg durch die Bodenplatte ins Innere. „Und das passiert jetzt im Sommer, wie soll das erst im Herbst und Winter werden, wenn mehr Niederschläge zu erwarten sind“, sagte der 59-jährige IT-Sales-Manager, der die Immobilie vor sieben Jahren erworben hat. Inzwischen müsse er auch wiederholt gesundheitsgefährdenden Schimmel bekämpfen.
Der gebürtige Kölner steht mit dem Problem nicht alleine da. 500 bis 600 Häuser im Norden Krefelds seien betroffen, berichteten Walter Fasbender und Wilfried Sahlmann am Montag vor Ort im Gespräch mit unserer Redaktion. Die beiden sind Mitglieder des Vereinsvorstands „IG Trockene Keller im Nordbezirk e.V.“, der als Sprachrohr für die Betroffenen agiert.
Seit die Pumpen der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) abgeschaltet sind, stehen die Häuser am Sattlerdyk, Krüllsdyk, Breitendyk, Wallenburgdyk, Bönnersdyk, Wilmendyk, Josef-Brocker-Dyk im Grundwasser. Die LEG hat den Eignern, der von der Gesellschaft gekauften Gebäuden, eine wasserdichte Wanne finanziert. Das Abschalten der LEG-Pumpen diente als Test, ob die Arbeiten den gewünschten Erfolg zeigen. Doch jetzt stehen alle anderen Häuser im Grundwasser.
Das von der LEG geförderte Wasser wurde seinerzeit in die Niepkuhlen abgeleitet. „Das Abschalten der Pumpen war für die anderen Hausbesitzer eine Katastrophe mit Ansage“, betonte Severin.
Pumpen und Leitungen seien an den Kommunalbetrieb Krefeld übertragen worden, berichtete der frühere CDU-Ratsherr Fasbender. Sie könnten jederzeit wieder in Betrieb genommen werden. Für die Betriebskosten seien die Vereinsmitglieder bereit, 100.000 Euro im Jahr zu zahlen. „Herr Meyer, ordnen Sie an, dass die Pumpen sofort wieder eingeschaltet werden“, erklärten Severin, Sahlmann und Fasbender stellvertretend für die betroffenen Hausbesitzer im Norden.
Mit einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister verleihen sie ihrer Forderung Nachdruck. Vier Jahre lang habe eine Arbeitsgruppe sich mit dem Thema beschäftigt. Nun habe Umweltdezernentin Sabine Lauxen einseitig die Auflösung verkündet. Zukünftig wolle sich die Verwaltung offenbar nur noch mit der Rettung der ökologisch wertvollen Niepkuhlen beschäftigen. „Das Schicksal von uns Menschen hinten an zu stellen, ist schon starker Tobak, findet Severin. Dabei sei mit dem Einschalten der Pumpen sowohl den Immobilieneigentümern als auch den Niepkuhlen geholfen. „Stattdessen haben sie den Teichen in den Trockenperioden Trinkwasser zugeführt“, sagte der 59-Jährige. Darauf müsse man erst einmal kommen,
Die Pumpen seien seit dem 1. April 2020 abgeschaltet. Bis heute seien die Grundwasserstände weiter angestiegen. Schreiben mit Fragen, die der Verein Anfang Mai an die Umweltdezernentin, Frau Lauxen, sowie Mitte Juni zusammen mit dem Bürgerverein Kliedbruch sowie Haus und Grund gerichtet haben, seien bis heute unbeantwortet geblieben, heißt es in dem Offenen Brief.
„Herr Oberbürgermeister, wie ist Ihr Ausspruch ,Wir lassen keinen Krefelder im Wasser stehen' zu verstehen? Wo bleibt die einvernehmliche Lösung, die auch die Verwaltung befürwortet hat?“, schreibt der Verein. Inzwischen seien schon beträchtliche Schäden in den Kellern entstanden, teilweise trotz eingebauter Wanne.
„Wir fordern Sie auf, unverzüglich dafür zu sorgen, dass die Pumpen wieder angestellt werden, um weiteren Schaden vom Nordbezirk abzuwenden. Was muss noch passieren, damit die Bürgerinnen und Bürger endlich ernst genommen werden?“, heißt es wörtlich.