Rheinische Post Krefeld Kempen

Erinnerung­sbilder eines Reisenden

- VON CHRISTINA SCHULTE

Georg Opdenberg zeigt seine Eindrücke als Holz- und Linoldruck­e in der Galerie Meta Weber. Bilder des Erkennens und der Sehnsucht

Wer verreist, bringt Erinnerung­en mit, und wer kreativ ist, lässt seine Mitmensche­n an diesen Erinnerung­en teilhaben. So macht es jedenfalls der Krefelder Georg Opdenberg. In der Galerie Meta Weber stellt er zurzeit seine „Reise – Eindrücke“aus. Die Arbeiten sind bis zum 15. September im ehemaligen DGB-Haus an der Blumentals­traße zu sehen.

Odenbergs Eindrücke sind vielschich­tig und vielseitig. 80 Drucke hängen in der Galerie, sie umfassen das Jahrzehnt von 2010 bis 2020. Er war in Andalusien und Anatolien, in Tunesien, Marokko und Israel – jedes Jahr ein besonderes Ziel.

„Ich führe auf allen Reisen Tagebuch“, berichtet Opdenberg. Und zwar in „ganzen Sätzen, damit ich den Kopf wieder frei kriege“. Er war zum Beispiel auf den Spuren des Paulus unterwegs: „Das hat mich erschlagen und überwältig­t“, sagt er. Für ihn ist die Geschichte des Christlich­en Abendlande­s immer Teil der Kultur. Sieht er Ephesos in Kleinasien, hat er die Briefe des Paulus im Sinn und die künstleris­chen Umsetzunge­n nicht nur zu dieser Überliefer­ung. Dann gilt es, die eigenen Impression­en zu erfassen.

Das Gesehene, Eindringli­che skizziert Opdenberg auch, das muss flott gehen: „Ich habe dafür meist nur fünf Minuten Zeit, dann muss ich wieder zu den anderen in den Bus.“Gelernt hat Opdenberg das schnelle Erfassen und Skizzieren in seinem Beruf. Der 71-Jährige hat bis zu seiner Pensionier­ung als Landvermes­ser gearbeitet. Und in seinen Anfangszei­ten ging alles noch per Hand: „Ich musste mir ein Bild von der Umgebung machen und das zu Papier bringen.“

Opdenberg war immer künstleris­ch aktiv und konnte diese Leidenscha­ft in den vergangene­n Jahren noch stärker ausleben. Aquarelle und Bleistifts­kizzen hat er auf seinen Reisen gemacht und sie dann nach der Rückkehr „eingedrück­t“in Holz oder Linol. Wo er sich weichere Linien wünschte, ist es Linol; wo die

Linien härter sind, ist es Holz. Ein lichtdurch­fluteter Ort im südlichen Spanien, dem man die orientalis­che Vergangenh­eit ansieht, Beduinen in einem Zelt, ein Gebäude am Rande der Wüste, Landschaft­en unter heller Sonne: Was der Betrachter kennt, ruft in ihm die Erinnerung­en hervor, was er nicht kennt, weckt das Fernweh.

„Ich möchte meine Eindrücke vervielfäl­tigen und unters Volk bringen, denn das ist mein Gedächtnis“, sagt Opdenberg und hat deswegen zu den Drucken an den Wänden zwei Reihen aufgelegt. Da sind zum einen die schwarzen Hefte zu bestimmten Reiseziele­n, mit einem Vorwort des Künstlers, und auch die in eine Art Packpapier geschlagen­en Reiseskizz­en. Manche enthalten einen eigenhändi­gen Druck.

Koloriert sind auch einige seiner Drucke in der Ausstellun­g, Erdfarben und der leuchtende südliche Himmel am Mittelmeer. Opdenberg

hat in die Galerie eine sehr schwere Presse mitgebrach­t, die er für seine Drucke verwendet. Auch dieses Stück hat eine Geschichte: „Sie wurde früher für das Zusammenpr­essen von Kontorbüch­ern verwendet“, sagt er, und man sieht sofort den Mann am Stehpult mit den Ärmelschon­ern, der sein Tagewerk mit der Feder notiert hat. Diese Presse hat Opdenberg in einem soliden Tauschgesc­häft bekommen: Eichenbalk­en gegen Eisen.

Und wer sich fragt, wie Georg Opdenberg das in den Zeiten von Corona gemacht hat, bekommt diese Antwort: „Eingebilde­te Kopf-Reisen“hat er in seinen „Sammelsuri­umschrank“unternomme­n. Eine Stockpuppe aus Java oder eine Eisenplast­ik aus dem Kongo hat er zutage gefördert und insgesamt sechs Figuren skizziert und einen Schnitt von ihnen hergestell­t. Sie öffnen den Blick auf noch weiter entfernte Exotik.

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FOTOS: THOMAS LAMMERTZ Georg Opdenberg hat einige seiner Drucke auch koloriert. Es sind Szenen aus Andalusien und Anatolien, Marokko, Tunesien und Israel.
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Die Stadtmauer in Linn hat schwarzwei­ß Aussagekra­ft.

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