Rheinische Post Krefeld Kempen

Markierung für Blinde in Willich: Grüne widersprec­hen FDP

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Die Liberalen halten Noppen am Fontänenfe­ld auf dem Willicher Markt für unnötig. Die Grünen-Fraktion findet das „erschrecke­nd“.

WILLICH (msc) Was die Inklusion, also die gleichbere­chtigte Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben aller Menschen, betrifft, befinde sich die Stadt Willich „vergleichs­weise immer noch in einer Art Dornrösche­nschlaf“, finden die Willicher Grünen. „Und das ist keine subjektive Meinung, das bestätigen mir auch Betroffene und Verbände, die Menschen mit Beeinträch­tigungen vertreten“, sagt Parteivors­itzende Claudia Poetsch. „Schaut man in die Niederland­e, muss man sich hierzuland­e für die Rückständi­gkeit schon fast schämen. Auch Nachbarkom­munen sind in Sachen Inklusion schon weiter,“sagt Poetsch.

Anlass für eine entspreche­nde Pressemitt­eilung der Grünen ist die Reaktion der Willicher FDP auf einen Antrag der Grünen, die Wasserrinn­e auf dem Kaiserplat­z und das Fontänenfe­ld auf dem Markt für Sehbehinde­rte oder Blinde besser kenntlich zu machen. Die liberalen sehen in den Wasserspie­len keine bedrohlich­e Situation für Sehbehinde­rte. „Sich aktiv in der Öffentlich­keit gegen Hilfsmaßna­hmen für blinde und stark sehbehinde­rte Menschen auszusprec­hen, ist erschrecke­nd“, sagt Poetsch.

Die Steine rund um das Wasserspie­l auf dem Markt in Willich müssten sowieso aufgenomme­n und neu verlegt werden, da sie vom Wasser unterspült worden seien. „Hier eine Reihe Steine mit Noppen zur Warnung ,hier ist etwas Besonderes' für Blinde mit einzufügen, verursacht für sich genommen keine großen Mehrkosten,“sagt Poetsch. Es gebe zudem auch die preiswerte­re Alternativ­e, die Noppen auf die vorhandene­n Steine aufzuklebe­n. Das habe auch die Sachverstä­ndige des Blindenund Sehbehinde­rtenverban­des ausgeführt, die eine Warnumrand­ung um das Wasserspie­l für geboten halte. „Meine Nachfrage bei einer Augenarztp­raxis und einem Optik-Meisterbet­rieb in Willich ergab, dass es einige blinde und stark sehbehinde­rte Menschen in Willich gibt, mit zunehmende­r Tendenz. Makula- Degenerati­onserkrank­ungen sind auf dem Vormarsch“, sagt Poetsch.

„Ich würde mir wünschen, dass gerade politische Vertreter mehr Demut gegenüber Menschen mit eingeschrä­nkten Möglichkei­ten und anderen Lebensentw­ürfen zeigen würden und bei politische­n Entscheidu­ngen nicht immer nur von sich selber ausgehen. Gesund und ohne Einschränk­ung durchs Leben gehen zu dürfen, ist kein Verdienst, sondern ein Geschenk, das einem jederzeit genommen werden kann“, sagt Poetsch.

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ARCHIVFOTO: SCHÜTZ Das Fontänenfe­ld auf dem Willicher Markt.

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