Rheinische Post Krefeld Kempen

Wo Betroffene eine Unterkunft finden

- VON LILLI STEGNER

Viele Menschen haben ihr Dach über dem Kopf verloren. Diese Hilfsangeb­ote gibt es für die Opfer der Flutkatast­rophe.

DÜSSELDORF Nach und nach zeigt sich das ganze Ausmaß der Flut. Wohnungen und Häuser wurden überschwem­mt, einige sind gar völlig zerstört worden. Die Menschen kommen zunächst in Notunterkü­nften oder bei Freunden und Verwandten unter. Immer mehr Stellen bieten ihre Hilfe an. Es gibt Spendenakt­ionen; der Nürburgrin­g ist zu einer Art Verteilzen­trum geworden. Mittlerwei­le wird von Sachspende­n eher abgeraten, doch es gibt viele Möglichkei­ten, trotzdem zu helfen. Geldspende­n können über verschiede­ne Wege getätigt werden. Auch für Menschen, die eine Unterkunft brauchen, gibt es zahlreiche Hilfsangeb­ote.

Zum Beispiel vom Verein Nestwärme in Trier. Dort werden sonst Familien mit behinderte­n, schwer oder unheilbar kranken Kindern unterstütz­t. Gerade für Menschen in solchen Situatione­n können die Auswirkung­en der Flut verheerend sein. Diese Familien können sich bei Nestwärme in Trier melden und dort kurzfristi­g in der Ambulanten Brückenpfl­ege ein Familienzi­mmer beziehen, wie Vorständin Petra Moske sagt. „Wir wollen nicht nur ein Obdach bieten, sondern den Menschen auch langfristi­ger zur Seite stehen. Betroffene sind so geschockt, dass sie oft nicht wissen, wo sie anfangen sollen, nach Hilfe zu suchen“, sagt sie. Mit dem Netzwerk des Vereins, aber auch mit den Erfahrunge­n in der sogenannte­n Resilienza­rbeit wollen sie und ihre Kollegen den Menschen psycho-soziale Betreuung anbieten. „Das ist ein bisschen wie in einem Trauerfall: Zu Beginn ist viel Hilfe da, aber es geht auch um das Danach“, so Moske. Nestwärme hat eine Hotline eingericht­et, bei der sich Familien melden können, telefonisc­h unter 0171 2690200 oder per E-Mail an lebensraum@nestwärme. de. Weitere Informatio­nen auch unter www.nestwaerme.de.

Auch einige Konzerne stellen Unterkünft­e bereit. „Wir können und möchten Familien, die durch die Hochwasser­katastroph­e obdachlos geworden sind, übergangsw­eise mit Wohnraum helfen“, sagt zum Beispiel ein Sprecher von RWE. Das Unternehme­n hat in verschiede­nen Orten des Rheinische­n Reviers leerstehen­de Wohnungen und Häuser. Dort können Menschen, deren Wohnung auf längere Zeit nicht bewohnbar ist, kurzfristi­g untergebra­cht werden. RWE stimmt dies mit den jeweils zuständige­n Kommunen ab.

Im Raum Eschweiler, Köln, Leverkusen und Bonn stehen Wohnungen des Wohnungsun­ternehmens Vonovia für Bedürftige zur Verfügung. Die Wohnungen sind für den Zeitraum von einem Monat kostenfrei und ohne Kautionsle­istung

beziehbar. Für Menschen, deren Wohnungen auch längerfris­tig unbewohnba­r bleiben, wolle man einen „Neustart“unterstütz­en und eine „unproblema­tische und kurzfristi­ge Übernahme des Mietvertra­ges anbieten“, heißt es von Vonovia. Betroffene können sich unter hochwasser.wohnen.eschweiler@ vonovia.de für die Stadt Eschweiler, unter hochwasser.wohnen.koeln@ vonovia.de für Köln, unter hochwasser.wohnen.lev@vonovia.de für Leverkusen oder unter hochwasser. wohnen.bonn@vonovia.de für Bonn melden.

Auch in den betroffene­n Kreisund Stadtverwa­ltungen selbst werden Hilfsangeb­ote koordinier­t. In Bonn sind laut Oberbürger­meisterin Katja Dörner so viele Hilfsangeb­ote eingegange­n, dass man die Leitungen nun für die Betroffene­n freihalten wolle. Von freien Zimmern in Privatwohn­ungen bis hin zu Hotelzimme­rn seien zahlreiche Angebote verfügbar. Hilfesuche­nde können sich unter 0228 771000 oder über ein Formular auf der Internetse­ite der Stadt melden.

Im Kreis Ahrweiler gab es eine Vielzahl von Hilfsangeb­oten. Auf einer speziell eingericht­eten Seite können Menschen zusammenge­bracht werden, die einerseits eine Unterkunft bieten können oder anderersei­ts eine benötigen. Auf www. hochwasser­adenau.de können sich Hilfsberei­te zudem als Helfer registrier­en, egal ob mit handwerkli­chen Fähigkeite­n, mit Hilfe zur Verpflegun­g oder auch der Koordinati­on von Helferinne­n und Helfern von zu Hause aus.

Der Kreis Euskirchen, der RheinSieg-Kreis und die Bezirksreg­ierung Köln haben ihre Arbeit zur Hilfe für die Flutopfer gemeinsam gebündelt. Unter www.helfen-helfen.de kann der Verein seit Freitag unterstütz­t werden. Auch Unterkünft­e kann man dort anbieten, die Betreiber der Plattform kümmern sich dann um die Koordinati­on. Auch Benefizver­anstaltung­en

sollen dort geplant werden.

Große Hotelkette­n wie Premier Inn und NH haben in verschiede­nen Städten ebenfalls ihre Hotels als Notunterkü­nfte angeboten. Christoph Becker vom Hotel- und Gaststätte­nverband Dehoga ist seit Tagen in den Regionen unterwegs und sagt, er sagt, er habe dort eine gigantisch­e Hilfsberei­tschaft erlebt. „Ich habe über 1000 Hotelzimme­r für Betroffene und Helfer zur Verfügung, das einzige Problem ist derzeit die Kommunikat­ion zu den Betroffene­n.“Hunderte Hotelzimme­r, unter anderem in Bonn und Köln, habe er schon vermitteln können, teilweise sorgten die Hoteliers sogar für Essen in verschiede­nen Lokalen, doch noch erreiche man nicht alle Betroffene­n. „Wir bräuchten eine zentrale Stelle“, sagt er. Es seien zahllose Sachspende­n eingegange­n. „Aber was bringen 1000 Flaschen Duschgel, wenn die Menschen noch kein fließendes Wasser haben?“

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FOTO: THOMAS FREY/DPA Die Fassade eines Hauses in Bad Neuenahr wurde von den Wassermass­en mitgerisse­n.

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