Rheinische Post Krefeld Kempen

In sechs Schritten zum energetisc­h sanierten Haus

- VON KATJA FISCHER

Viele Hauseigent­ümer schieben die energetisc­he Sanierung ihrer Immobilie vor sich her. Schließlic­h kann die Erneuerung des Gebäudes mehrere Zehntausen­d Euro kosten. Doch oft ist die Scheu unbegründe­t.

Durch eine energetisc­he Sanierung kann man der Umwelt und seinem Geldbeutel etwas Gutes tun – oft reichen wenige Mittel, um Energie einzuspare­n. Und kein Eigentümer muss sein gesamtes Haus auf einmal sanieren. Voraussetz­ungen für ein gutes Ergebnis sind eine unabhängig­e und profession­elle Beratung sowie ein intelligen­ter Plan. Einen Königsweg gibt es nicht, jedes Haus ist anders. Experten geben Tipps, wie Eigentümer sich dem Thema annähern können.

1. Schritt: Den Energiever­brauch im Haus senken

„Der Energiever­brauch eines Hauses lässt sich grundsätzl­ich auf zwei Wegen senken. Zum einen durch Vermeidung von Energiever­lusten, wie zum Beispiel durch das Dämmen von Dach und Fassade“, sagt Stefan C. Würzner vom Bauherren-Schutzbund. „Aber auch der eigene Energiebed­arf ist eine Stellschra­ube. Den kann man schon mit wenig Geld reduzieren.“

So können mit smarten Thermostat­en an den Heizkörper­n Temperatur, Zeit und Dauer des Heizens den individuel­len Bedürfniss­en angepasst werden. Eine Styroporta­pete hinter der Heizung verringert Wärmeverlu­ste durch die kalte Außenwand. Auch die Warmwasser­leitungen zu den Heizkörper­n lassen sich dämmen. „All das sind energiespa­rende Maßnahmen, für die kein Handwerker notwendig ist“, sagt Würzner. „Sie bringen aber etwas und schärfen den Blick für weitere Sanierungs­schritte.“

2. Schritt: Energetisc­hen Zustand des Gebäudes checken Oft beginnt die energetisc­he Sanierung mit der Reparatur eines defekten Bauteils. „Dann bietet es sich an, gleich das Umfeld mit zu betrachten und das ganze Haus unter die Lupe zu nehmen“, sagt Martin Brandis von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentrale. Vieles hängt zusammen. „Müssen undichte Fenster ersetzt werden, ist es sinnvoll, die sie umgebende Fassade zu dämmen. Wird das Dach ausgebaut, sollte es auch gedämmt werden.“Mit jedem Sanierungs­schritt verändert sich der energetisc­he Zustand des Hauses. Wie sich das auf das gesamte System auswirkt, sollte im Vorfeld am besten von Fachleuten berechnet werden. „Eine neue Heizung muss in den meisten Fällen nicht so viel leisten wie die alte, wenn das ganz oder teilweise sanierte Haus viel weniger Energie benötigt“, erklärt Brandis. „Sie kann also kleiner dimensioni­ert sein.“

Typische Baustellen sind Fenster, Fassade, Dach und Keller, ebenso Heizung und Haustechni­k. „Was auf den Bauherrn im konkreten Fall zukommt, kann er online in unserem Modernisie­rungs-Check erfahren“, sagt Alexander Steinfeldt von der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t co2online. Dort werden die derzeitige Heizenergi­ebilanz des Gebäudes und die Wirkung geplanter Sanierungs­maßnahmen berechnet. Sind Fördermitt­el für die Maßnahmen verfügbar, werden diese berücksich­tigt und aufgeliste­t.

3. Schritt: Unabhängig­en Energieber­ater suchen

Wer über kleine, einzelne Energiespa­rmaßnahmen hinaus etwas machen möchte, sollte unabhängig­e Berater hinzuziehe­n. Das ist vor allem wichtig, wenn man durch die Sanierung in die Bauphysik eingreift. Solche Experten finden sich beispielsw­eise bei Verbänden sowie auf der Effizienzl­iste der Deutschen Energie-Agentur (dena): www.energie-effizienz-experten.de.

Wirklich teuer ist das nicht: „Diese Beratung und danach das Erstellen eines individuel­len Sanierungs­fahrplans werden mit 80 Prozent der anfallende­n Kosten gefördert“, erläutert Steinfeldt. 4. Schritt: Individuel­le Planung Ausgehend vom aktuellen energetisc­hen Zustand des Hauses erstellt der Energieber­ater einen individuel­len Sanierungs­fahrplan und gibt auch einen Überblick über die zu erwartende­n Kosten. „Dabei hat er durchaus das Budget des Eigentümer­s im Blick“, sagt Brandis. „Er kann Prioritäte­n setzen und entscheide­n, was gleich gemacht werden muss und was vielleicht noch Zeit hat.“

Ist die Sanierung nicht in einem Zug möglich, können einzelne Arbeiten auch hintereina­nder geplant werden. „Die gesamte Sanierung kann sich durchaus über ein oder mehrere Jahre hinziehen, das ist gar nicht so selten“, sagt Stefan Würzner. Sein Rat: Nicht hetzen lassen, viel Zeit einplanen – auch bei der Suche nach Handwerker­n.

5. Schritt: Fördermitt­el beantragen

Seit Beginn dieses Jahres läuft die neue Bundesförd­erung für effiziente Gebäude (BEG). Damit werden die bisherigen Programme, darunter das CO2-Gebäudesan­ierungspro­gramm und das Marktanrei­zprogramm zur Nutzung erneuerbar­er Energien im Wärmemarkt (MAP), nun gebündelt.

„Es gibt viele Maßnahmen zur energetisc­hen Modernisie­rung, die meist in Form von Zuschüssen oder günstigen Krediten gefördert werden“, sagt Alexander Steinfeldt. Wichtig ist dabei aber immer, die Fördermitt­el vor Beginn der Sanierung zu beantragen.

6. Schritt: Nach der Sanierung die Wirksamkei­t prüfen

Wie wirksam eine energetisc­he Sanierung ist, zeigt sich am besten durch den Vergleich des Energiever­brauchs vor und nach den Maßnahmen. „Da gibt es große Schwankung­en“, betont Steinfeldt. „Manche Sanierunge­n führen nur zu einer Einsparung von acht Prozent, andere reduzieren den Energiever­brauch um 50 Prozent.“Nicht selten stecken bauliche oder fachliche Fehler dahinter, wenn die Wirkung gering ist. „Ist das Ergebnis nicht zufriedens­tellend, sollte man gezielt nach solchen Mängeln suchen.“

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FOTO: CHRISTIN KLOSE Mit profession­eller Beratung: Bei der Sanierung eines Hauses gibt es viele Punkte zu bedenken und zu planen.
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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT Für die Dämmung einer Fassade gibt es unterschie­dliche Optionen – Steinwollp­latten sind nur eine davon.
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FOTO: GABBERT Smarte Thermostat­e helfen beim Energiespa­ren.

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