Rheinische Post Krefeld Kempen
Covestro: Klarheit über Jobabbau in Krefeld erst in einigen Monaten
Der Gesamtbetriebsrat nennt die Pläne „fernab der Realität“und greift den Unternehmensberater McKinsey scharf an.
Die Nachfrage bei Covestro war einfach: Wie viele Arbeitsplätze sollen in dem Uerdinger Werk abgebaut werden? Die Antwort lautet, es gebe noch keine lokalen Pläne; vielmehr sei die Größenordnung von 1.700 Stellen weltweit, davon gut 900 in Deutschland (was jeder achten Stelle im Land entspricht), „nicht in Stein gemeißelt“und noch ein Schätzwert: „Es beginnt zunächst eine intensive Analysephase unseres Transformation-Programms LEAP. Dieses Effizienzprogramm hat nicht den Schwerpunkt Stellenabbau, auch wenn die Medien intensiv darauf abzielen“, erklärte bein Covestro-Sprecher. Ergebnisse seien erst in einigen Monaten zu erwarten. Der Gesamtbetriebsrat zeigte sich am Freitag empört über die Pläne und sprach von einem „Schlag ins Gesicht“der Mitarbeiter.
Der Stellenabbau soll an allen Standorten sozialverträglich erfolgen, erklärte der Covestro-Sprecher weiter. „Daher ist es uns besonders wichtig, die Detailarbeit im engen Austausch mit den Arbeitnehmervertretungen durchzuführen“, kündigte er an und bekraftigte, dass die Gesamtbetriebsvereinbarung ‚Zukunftssicherung` bis 2025 betriebsbedingte Kündigungen ausschließe. „Wir haben in unserem Konzern schon immer eine Kultur, dass solche Effizienzprogramme sozialverträglich durchgeführt werden. Das wird auch im Rahmen von LEAP so bleiben“, erklärte er.
Der Gesamtbetriebsrat kritisierte die vom Konzern vorgestellten Zahlen scharf: Sie seien „fernab jeglicher Realität“, heißt es in einer Erklärung. „Bereits heute ist die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten enorm hoch und häufig ohne Mehrarbeit nicht mehr zu schaffen. Die gesamte Belegschaft meistert diese Pandemie weiterhin durch ihren außerordentlichen Einsatz und das unter deutlich erschwerten Bedingungen“, heißt es weiter. Kritisiert wurde der Umstand, dass der Konzern
sich den Unternehmensberater McKinsey ins Haus geholt habe, der „ausschließlich zu Gunsten der Anteilseigener“vorgehe und am Ende vor allem den Abbau von Stellen vorschlage. Ziel des Gesamtbetriebsrat ist es, die gültige Gesamtbetriebsvereinbarung bis 2028 zu verlängern – unter Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Die Ankündigung zum Stellenabbau hat die Belegschaft völlig unvorbereitet getroffen. Auch deshalb, weil der Chemieriese die coronabedingte Krise im Lockdown überwunden zu haben schien. Im Februar 2021 teilte Covestro mit, dass Lohnkürzungen zurückgezahlt werden würden. Hintergrund: Nach einem Gewinnabsturz im ersten Halbjahr 2020 hatte Covestro die Löhne für ein halbes Jahr um 6,7 Prozent gekürzt. Dann aber gelang Covestro eine Aufholjagd. Ab dem zweiten Halbjahr 2020 setzte eine Erholung ein, die sich bis zu den jüngsten Quartalszahlen fortsetzte (wir berichteten).