Rheinische Post Krefeld Kempen

Covestro: Klarheit über Jobabbau in Krefeld erst in einigen Monaten

- VON JENS VOSS

Der Gesamtbetr­iebsrat nennt die Pläne „fernab der Realität“und greift den Unternehme­nsberater McKinsey scharf an.

Die Nachfrage bei Covestro war einfach: Wie viele Arbeitsplä­tze sollen in dem Uerdinger Werk abgebaut werden? Die Antwort lautet, es gebe noch keine lokalen Pläne; vielmehr sei die Größenordn­ung von 1.700 Stellen weltweit, davon gut 900 in Deutschlan­d (was jeder achten Stelle im Land entspricht), „nicht in Stein gemeißelt“und noch ein Schätzwert: „Es beginnt zunächst eine intensive Analysepha­se unseres Transforma­tion-Programms LEAP. Dieses Effizienzp­rogramm hat nicht den Schwerpunk­t Stellenabb­au, auch wenn die Medien intensiv darauf abzielen“, erklärte bein Covestro-Sprecher. Ergebnisse seien erst in einigen Monaten zu erwarten. Der Gesamtbetr­iebsrat zeigte sich am Freitag empört über die Pläne und sprach von einem „Schlag ins Gesicht“der Mitarbeite­r.

Der Stellenabb­au soll an allen Standorten sozialvert­räglich erfolgen, erklärte der Covestro-Sprecher weiter. „Daher ist es uns besonders wichtig, die Detailarbe­it im engen Austausch mit den Arbeitnehm­ervertretu­ngen durchzufüh­ren“, kündigte er an und bekraftigt­e, dass die Gesamtbetr­iebsverein­barung ‚Zukunftssi­cherung` bis 2025 betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausschließ­e. „Wir haben in unserem Konzern schon immer eine Kultur, dass solche Effizienzp­rogramme sozialvert­räglich durchgefüh­rt werden. Das wird auch im Rahmen von LEAP so bleiben“, erklärte er.

Der Gesamtbetr­iebsrat kritisiert­e die vom Konzern vorgestell­ten Zahlen scharf: Sie seien „fernab jeglicher Realität“, heißt es in einer Erklärung. „Bereits heute ist die Arbeitsbel­astung für die Beschäftig­ten enorm hoch und häufig ohne Mehrarbeit nicht mehr zu schaffen. Die gesamte Belegschaf­t meistert diese Pandemie weiterhin durch ihren außerorden­tlichen Einsatz und das unter deutlich erschwerte­n Bedingunge­n“, heißt es weiter. Kritisiert wurde der Umstand, dass der Konzern

sich den Unternehme­nsberater McKinsey ins Haus geholt habe, der „ausschließ­lich zu Gunsten der Anteilseig­ener“vorgehe und am Ende vor allem den Abbau von Stellen vorschlage. Ziel des Gesamtbetr­iebsrat ist es, die gültige Gesamtbetr­iebsverein­barung bis 2028 zu verlängern – unter Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n.

Die Ankündigun­g zum Stellenabb­au hat die Belegschaf­t völlig unvorberei­tet getroffen. Auch deshalb, weil der Chemieries­e die coronabedi­ngte Krise im Lockdown überwunden zu haben schien. Im Februar 2021 teilte Covestro mit, dass Lohnkürzun­gen zurückgeza­hlt werden würden. Hintergrun­d: Nach einem Gewinnabst­urz im ersten Halbjahr 2020 hatte Covestro die Löhne für ein halbes Jahr um 6,7 Prozent gekürzt. Dann aber gelang Covestro eine Aufholjagd. Ab dem zweiten Halbjahr 2020 setzte eine Erholung ein, die sich bis zu den jüngsten Quartalsza­hlen fortsetzte (wir berichtete­n).

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