Rheinische Post Krefeld Kempen
Willich kauft Luftfilter für Grundschulen sowie 5. und 6. Klassen
Der Stadtrat hat beschlossen, dass im Kampf gegen die Pandemie fast 600 Geräte angeschafft werden. Die Kosten lassen sich noch nicht genau abschätzen.
WILLICH Alle Willicher Grundschulen, offenen Ganztagsschulen (OGS) und Betreuungssysteme von 8 bis 13 Uhr erhalten auch für Räume der Kategorie 1 (gut zu belüften) mobile Luftfilter. Das hat der Willicher Rat nach einer mehr als einstündigen Diskussion inklusive Sitzungsunterbrechung einstimmig beschlossen. Außerdem sollen die weiterführenden Schulen für die Räume, die von der 5. und 6. Klasse genutzt werden, ebenfalls mobile Luftfilter erhalten. Dieser Teil des Beschlusses wurde mehrheitlich – bei Ablehnung durch die CDU – gefasst.
Die Entscheidung, ob in Tageseinrichtungen – in städtischer wie in privater Trägerschaft – mobile Luftfilter eingesetzt werden sollen, wurde vertagt. Die Verwaltung soll erst noch einmal konkret das Meinungsbild bei den Leitungen der Kitas erfragen und dazu in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Mittwoch, 8. September, berichten. Dann sollen die Ausschussmitglieder weiter entscheiden. In ihrer Sitzungsvorlage hatte die Verwaltung dem Rat berichtet, dass die Kita-Träger in der Trägerkonferenz am 24. August „überwiegend“erklärt hätten, sie wollten keine Luftfilter einsetzen. Allerdings heißt es auch: „Natürlich müsse die Situation im Einzelfall geprüft werden.“
Die Diskussion brachte viele Aspekte: Christian Winterbach (Bündnis 90/Grüne) kritisierte die Ausführungen und Berechnungen, die das Umweltbundesamt als Empfehlung zum Lüften beziehungsweise zu den Lüftungsintervallen gegeben hatte. Die Berechnungen sind für ihn – von Beruf Diplom-Ingenieur für Bauwesen – widersprüchlich, „sie sind technisch fragwürdig und halten einer Überprüfung nicht stand.“Die Grünen wollten Luftfilter für alle Kitas und Grundschulen sowie für die Räume der Klassen 5 und 6, weil für die Kinder in diesem Alter keine Schutzimpfung vor Corona möglich ist.
Paul Schrömbges (CDU) warnte davor, die Diskussion unter den Aspekt „Mögt ihr Kinder?“zu betrachten. Es gehe um die Frage: „Wie ermöglichen wir Bildung?“Er hielt Luftfilter in Kitas nicht für sicherheits-förderlich, weil die Pädagogik bei Kindern in diesem Alter auf Nähe und Kontakte ausgerichtet sei. Seine Parteikollegin Barbara Jäschke kündigte an, dass die CDU im Jugendhilfeausschuss auf jeden Fall wieder die Einführung der Lolli-Tests und die
Auswertung der Tests durch Fachlabore beantragen werde.
Claudia Poetsch (Grüne) wollte den Blick auf die Situation berufstätiger Mütter richten: Wenn Kinder in häusliche Quarantäne müssen, seien es zumeist Frauen, die im Job pausieren, um die notwendige Aufsicht zu gewährleisten. Für Detlef Nicola (Für Willich) war klar, dass die Luftfilter nicht alle Infektionen
verhindern könnten, aber es gehe um „so wenig wie möglich“– deswegen unterstütze seine Fraktion die Grünen. Lukas Maaßen (SPD) und Karl-Heinz (FDP) betonten auch, dass es ihren Fraktionen darum gehe, die Kinder bestmöglich zu schützen.
In Zahlen ausgedrückt bedeutet der Beschluss, dass die Stadt jetzt im Grundschulbereich und im Bereich
der weiterführenden städtischen Schulen (Klassen 5 und 6) 528 Räume (Unterrichtsräume, Mensen, Bibliothek, große Toiletten, Umkleideräume …) mit mobilen Luftfiltern ausstattet. Dazu kommen 42 Räume im St.-Bernhard-Gymnasium, die Schüler der Klassen 5 und 6 nutzen. Die Kosten lassen sich noch nicht genau abschätzen, die Verwaltung gab Preise von 950 bis 3400 Euro pro Gerät an.
Der Rat stellte zudem eine Weiche für den Jugendhilfeausschuss: Sollte es dort die Entscheidung geben, auch die Kita-Räume mit Luftfiltern auszustatten, könne die Bereitstellung der notwendigen Gelder über einen Dringlichkeitsbeschluss schnell erfolgen, schlug Bürgermeister Christian Pakusch vor. Die Politiker schlossen sich dieser Auffassung an.