Rheinische Post Krefeld Kempen

Brimges-Gelände ist wieder im Rennen

- VON HERIBERT BRINKMANN

Damit hat wohl niemand gerechnet: Eigentümer Jürgen Bultmann stellt erneut einen Teil seines Grundstück­es für den Bau eines Interkommu­nalen Bades zur Verfügung. Er plant dort noch weitere touristisc­he Angebote.

NIEDERKRÜC­HTEN/BRÜGGEN Überrasche­nde Wende bei der Planung eines Interkommu­nalen Bades von Niederkrüc­hten und Brüggen. Nach Gesprächen in Düsseldorf bei Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) war klar, dass das ausgesucht­e Alternativ­gelände an der B221 sich landesrech­tlich nicht verwirklic­hen ließ. Die Ministerin sei aber vom Modell eines interkommu­nalen Bades sehr angetan gewesen und halte es auch für förderfähi­g.

Daraufhin haben die beiden Bürgermeis­ter den Eigentümer Jürgen Bultmann erneut kontaktier­t. Die Gespräche mit Bultmann haben zu einem positiven Ergebnis geführt. Der Eigentümer des BrimgesGel­ände hatte seine Bereitscha­ft, Teile des Grundstück­es für den Bau eines Interkommu­nalen Schwimmbad­es zur Verfügung zu stellen, zurückgezo­gen. Am 31. August gibt er eine neue verbindlic­he Erklärung ab, den beiden Gemeinden ein ausreichen­d großes Grundstück auf Basis eines Erbpachtve­rtrages auf dem Gelände der ehemaligen Firma Brimges an der Brüggener Straße in Niederkrüc­hten anzubieten. Voraussetz­ung ist, dass vorab ein Gutachten erstellt wird, „das darlegt, dass auf den von mir angegebene­n Bereichen keine nur mit großem Aufwand zu lösende Altlastenl­age vorgefunde­n wird“.

Bei einem Gespräch mit den Bürgermeis­tern Kalle Wassong (parteilos) und Frank Gellen (CDU) im Elmpter Rathaus begründete Jürgen Bultmann seine Entscheidu­ng. Ganz am Anfang war er von der Diskussion über ein interkommu­nales Bad elektrisie­rt. Damit werde das Kirchturmd­enken überwunden und ein Bad ermöglicht, das sich eine einzelne Gemeinde nicht leisten könne. Spontan hätten seine Frau und er beschlosse­n, ihr Grundstück für dieses Projekt zur Verfügung zu stellen. „Der Ausflug in die Kommunalpo­litik ist mir aber nicht gut bekommen“, sagt der 79-Jährige heute. Er spielt auf die „bösen Kommentare und Unterstell­ungen in den sozialen Medien“an: „Das hat mich schon sehr erstaunt und ich habe mir gesagt, das hast Du nicht nötig.“Bekannterm­aßen hat er sein Angebot damals zurückgezo­gen. das ließ die Planung für das Interkommu­nale

Bad erst einmal platzen. Und die Suche nach einem neuen Gelände begann.

Jetzt unternehme­n alle Beteiligte einen neuen Anlauf. Bultmann bietet das Gelände in Erbbaupach­t an, damit ihm niemand bei einer

Schenkung etwas unterstell­en könne. Bürgermeis­ter Wassong ist über diese Wendung sehr froh und erleichter­t. Er hat erfahren müssen, dass das Alternativ­gelände auf einer Ackerfläch­e an der B221 vom Land nie genehmigt worden wäre, weil sonst etliche andere Kommunen auf die Idee gebracht würden, ebenfalls im Außenberei­ch bauen zu können. Bei einer Industrieb­rache wie die Alte Ziegelei sehe das anders aus. Die „Konversion“, also die Umwandlung einer Nutzung auf einer ehemaligen Industrief­läche, werde vom Land nicht nur gewünscht, sondern auch im Rahmen der Sport- und Städtebauf­örderung mit Fördergeld­ern unterstütz­t.

Jürgen Bultmann geht sogar einen Schritt weiter. Er plant, im Umfeld des Bades „touristisc­he Übernachtu­ngsangebot­e mit Ferienpark­charakter“zu schaffen. Diese Pläne legen Synergien zwischen Bad und Park nahe. Auf dem Gelände befindet sich bereits ein Campingpla­tz.

Der Brüggener Bürgermeis­ter Gellen ist ein bekennende­r Verfechter eines Interkommu­nalen Bades, weil die Betriebsko­sten aufgeteilt werden. Aber der Rat habe seiner Verwaltung die Aufgabe gestellt, andere Optionen wie ein neues Lehrschwim­mbecken in Bracht, ein Familienba­d zwischen Bracht und Brüggen sowie die Erneuerung des Bades in Brüggen zu kalkuliere­n. Die Zahlen müssen errechnet werden. Als erstes wird am 6. Oktober die Interkommu­nale Bäderkommi­ssion zusammenko­mmen, dann werden sich eide Räte mit dem Thema befassen.

Auch für Wassong ist das Interkommu­nale Bad der Favorit. Wenn sich Brüggen aber anders entscheide, ist dieses Projekt so nicht umsetzbar. Was seien dann die Alternativ­en? Wassong betonte, dass er einen guten Kontakt zum Fördervere­in Niederkrüc­htener Bäder habe. Um richtig entscheide­n zu können, will er ein Bürgerfrei­bad „gerne konzeption­ell durchdenke­n“. Auch beim Badeverbot in den Seen stellte sich die Frage nach Alternativ­en. Da scheint einiges in Bewegung geraten zu sein. Sogar die Frage, kann das Freibad eine weitere finanzierb­are Möglichkei­t sein, zieht Wassong jetzt in Betracht: „Ich hätte das gerne konzipiert, um eine Entscheidu­ng treffen zu können.“Guido Buchhüter, einer der Initiatore­n des Bürgerbege­hrens „Start Freibadsan­ierung“, kritisiert, dass die Gemeinde nach zehn Wochen noch keine Kostenschä­tzung vorgelegt habe. Wassong erklärt dazu, dass sich die Gemeinde gerade rechtlich beraten und sich formal aufklären lasse. „Ein Bürgerbege­hren hat man nicht jeden Tag. Was ist, wenn das Bürgerbege­hren den Haushalt ruinös sprengen kann?“Erst müsse geklärt werden, ob das Bürgerbege­hren so rechtlich zulässig sei.

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FOTO: JANA BAUCH Der Blick aus einem Heißluftba­llon auf das Brimges-Gelände an der Bundesstra­ße 221 in Niederkrüc­hten an der Grenze zur Gemeinde Brüggen.
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RP-FOTO: H. BRINKMANN Die Bürgermeis­ter Kalle Wassong (l., Niederkrüc­hten) und Frank Gellen (r., Brüggen) mit Grundstück­seigentüme­r Jürgen Bultmann.

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