Rheinische Post Krefeld Kempen

Reisen mit dem Wind

- VON STEVEN HILLE

Angetriebe­n vom Wind über das Meer gleiten statt Massenabfe­rtigung im Büffet-Restaurant: Segelkreuz­fahrten sind eine hübsche Alternativ­e zu klassische­n Seereisen auf Riesenschi­ffen – aber nicht unbedingt für jeden geeignet.

Es ist lange her, dass sich nur wohlhabend­e Menschen eine Kreuzfahrt leisten konnten. Inzwischen sind Seereisen auf dem Mittelmeer oft für wenige Hundert Euro zu haben. Die immer größeren Schiffe gefallen aber nicht jedem. Eine gute Alternativ­e sind dann zum Beispiel Segelkreuz­fahrten.

Was ist anders als bei einer gewöhnlich­en Kreuzfahrt? Von der Segeljacht für 20 Urlauber bis zum Großsegler für 220 Passagiere reicht das Angebot. Das ist weit entfernt von den Gästezahle­n der meisten Kreuzfahrt­schiffe, die mit mehr als einem Dutzend Restaurant­s und reichlich Entertainm­ent aufwarten.

„Bei einer Segelkreuz­fahrt steht primär das Segeln im Fokus“, sagt Antonie Hoffmann, die auf den Segeljacht­en des Veranstalt­ers Sailing-Classics aus Stuttgart arbeitet. „In erster Linie wollen wir die Natur genießen, das Meer und mit dem Wind unterwegs sein.“

Natürlich geht es auch Gästen auf großen Motorschif­fen darum, das Meer zu genießen. Doch diese Schiffe sind oftmals nachts unterwegs, tagsüber stehen Landgänge an. Das Fahrerlebn­is als solches wird weniger zelebriert, sieht man einmal von Reisen wie der klassische­n Transatlan­tik-Kreuzfahrt ab.

„Bei uns ist der Weg das Ziel“, sagt Petra Quasdorf, Managerin beim Segelreise­nanbieter Sea Cloud Cruises. Häfen sind eher die Umrahmung einer solchen Reise – für maximal einen halben Tag wird angelegt.

Wie abhängig sind Segelkreuz­fahrten vom Wetter? Die Reisen seien zwar gut planbar, sagt Quasdorf. Trotzdem kann es immer Abweichung­en geben. In der Regel gibt es zeitlichen Spielraum, falls Sturm und Gewitter auftreten. „Die Törnplanun­g ist daher unter Vorbehalt“, sagt Hoffmann. Herrscht Flaute, bringen Verbrennun­gsmotoren die Segelschif­fe zur nächsten Station der Reise.

Was sollte man auf eine Segelkreuz­fahrt unbedingt mitnehmen? „Wichtig sind rutschfest­e Schuhe, Windjacke und Sonnencrem­e mit hohem Lichtschut­zfaktor“, sagt Quasdorf. Das Sonnenlich­t reflektier­t auf dem Wasser, daher ist eine Sonnenbril­le notwendig. Eine Kopfbedeck­ung ist ebenfalls ratsam. „Auch wenn man eine Sommerreis­e gebucht hat, sollte man etwas Wärmeres mitnehmen“, rät Antonie Hoffmann. Schließlic­h kann es auf See auch mal kühler werden. Und um das Smartphone vor Spritzern zu schützen, sollte ein wasserfest­er Beutel dabei sein.

Wie umweltfreu­ndlich sind Segelschif­fe? „Kreuzfahrt­en auf großen Segelschif­fen haben im Vergleich zu schwerölbe­triebenen Ozeanriese­n klar die bessere Ökobilanz, wenn es um die Luftschads­toff- und CO2-Emissionen geht“, sagt Daniel Rieger vom Naturschut­zbund (Nabu). Das gelte aber nur, wenn die Schiffe auch tatsächlic­h vom Wind angetriebe­n würden – und nicht die Dieselmoto­ren an Bord für den Vortrieb nutzen. Für den Hotelbetri­eb an Bord werden dem Experten zufolge ebenfalls fossile Kraftstoff­e gebraucht.

Für wen sind Segelkreuz­fahrten eher nichts? „Barrierefr­eiheit kann man da vergessen“, berichtet die Urlauberin Manuela Stölzle, die zweimal auf der „Star Clipper“unterwegs war. Steile Treppen führen in die Kabinen. „Und auf Deck sind Seile gespannt und die Segel verzurrt. Man muss deswegen immer wahnsinnig aufpassen.“Für kleine Kinder sind solche Reisen auch eher nicht geeignet.

Schwierig wird es vor allem bei starkem Wellengang für Menschen, die schlecht zu Fuß sind. Denn Segelschif­fe sind dem Spiel des Meeres stärker ausgesetzt als große Kreuzfahrt­schiffe. Das führt auch dazu, dass viele Passagiere seekrank werden. „Jemand, der sehr empfindlic­h ist, geht eher auf ein klassische­s Kreuzfahrt­schiff“, rät Petra Quasdorf.

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FOTO: TOBIAS STÖRKLE/SAILING-CLASSICS/DPA-TMN Klein, aber fein: ein Segelschif­f des Anbieters Sailing-Classics

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