Rheinische Post Krefeld Kempen
Papa Reucher ließ sich einspannen
Weil Sohn Gianluca beim TSV Bockum spielt, schaut Vater Tino nicht mehr nur zu.
Nach zwei durch Corona abgebrochenen Spielzeiten zählt der TSV Bockum auch in der gerade in Gang gekommenen neuen Saison in der Fußball-Kreisliga A zu den Aufstiegsanwärtern. Daran ändert auch wenig, dass die erste Partie beim SV St. Tönis, ebenfalls ein Kandidat für weit vorne, mit 1:3 in den Sand gesetzt wurde. Danach aber gab es Siege gegen Teutonia St. Tönis II (2:1) und beim FC Hellas Krefeld (3:0). Und wenn die Uhren am Prozessionsweg nicht völlig falsch gehen, kommt am Sonntag gegen die TSF Bracht, die nur ein einziges Pünktchen auf ihrem Konto hat (1:1 gegen Hinsbeck) und bisher eher schwach daher kam, der nächste Dreier dazu. Jeder andere Ausgang jedenfalls wäre ein Rückschlag.
Als Trainer an der Seitenlinie steht beim TSV seit April dieses Jahres in Tino Reucher ein alter Bekannter. Er löste Spielertrainer Ercan Sendag ab, der mittlerweile für den Landesligisten VfR Fischeln am Ball ist. Aber für Reucher ging es, eben wegen Corona, erst um Punkte und Tore wieder richtig ab dem 22. August los.
Die Agenda des 48-Jährigen als Spieler ist lang und kann sich durchaus sehen lassen. Im zarten Alter von zwölf Jahren zog er mit seinen
Eltern von Dresden nach Krefeld. Ein Nachbar erkannte gleich sein Talent und nahm ihn mit zum damaligen FC Bayer Uerdingen an den Löschenhofweg. Da durchlief er alle Nachwuchsmannschaften und auch eine Lehrstelle als ChemieFacharbeiter war mit im Angebot. So wie es damals bei Akteuren, auf die die Uerdinger ein besonderes Auge hatten, nicht unüblich war. Seit 32 Jahren arbeitet er in dem Job und Betrieb, obwohl er mittlerweile nicht mehr Bayer sondern als Covestro firmiert. Nach drei Jahren als Senior, u.a. mit Matthias Herget als
Trainer, zog es den nur 1,62 Meter großen Spielmacher der alten Schule, über den SC Schiefbahn zum damals hoch gehandelten VfR Neuss. Hier war dann auch für kurze Zeit Wolfgang Funkel sein oberster Übungsleiter.
Seine längste und erfolgreichste Zeit aber hatte er bei der SSVg Velbert. Am Schluss sogar als spielender Co-Trainer. Markus Feldhoff, Marek Lesniak, Dietmar Grabotin oder Frank Schulz waren die Chefs. Mit 38 Jahren war dann aber nach mehreren erfolgreichen Weitermach-Angeboten bei den Schlossstädtern Schluss. Es zog ihn nach Bockum, weil dort sein Sohn Gianluca – der Familienvater hat zwei Kinder – dem Spielgerät nachjagte. Und wie es dann so ist, wenn jemand, dem das Fußballspielen im Blut liegt und dem Trainingstreiben anderer zuschaut, war schnell die Frage der TSVMacher da, ob er nicht dort einsteigen wolle. Reucher zeigte Interesse, arbeitete in der Jugend, übernahm dann von Jürgen Hein mal die Erste (und spielte mit), danach erneut den Nachwuchs, ehe er jetzt, mit Obmann Andreas Vercoulen als CoTrainer, wieder in die Verantwortung für ein Seniorenteam ging.