Rheinische Post Krefeld Kempen
In Neersen entstehen zwei Tiny Houses
Die Grundstücksgesellschaft der Stadt Willich baut in Neersen Tiny-Häuser. Auf dem Meerhof-Gelände entsteht ein kleines Doppelhaus.
WILLICH Es gibt kaum etwas, das Willy Kerbusch in seiner Funktion als Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft (GSG) der Stadt Willich noch nicht gebaut hat. Darunter waren Neubauten in den unterschiedlichsten Größen für Wohngebiete und Industrieanlagen. Altanlagen wie das Stahlwerk Becker punkteten mit aufwendigen Sanierungen. Kitas wurden gebaut, Altobjekte abgerissen und Modernes geschaffen. Und doch steht Kerbusch vor einer Premiere. Es gibt etwas, dass er tatsächlich noch nie gebaut hat – und das sind sogenannte Tiny Houses.
„Wir werden auf dem Gelände des Meerhofs in Neersen die ersten beiden Tiny-Häuser der Stadt Willich bauen. Es wird ein Tiny-Doppelhaus“, sagt Kerbusch. Das MeerhofGelände am Mutschenweg 54-58 umfasst insgesamt 75.000 Quadratmeter. Neben einer 70.000 Quadratmeter großen Streuobstwiese gehören zu der ehemaligen landwirtschaftlichen Anlage eine Kita im nun umgebauten Bungalow, ein städtisches Lager in der früheren Reithalle, Wohneinheiten im Haupthaus und ein neu gebautes zweigeschossiges Mehrfamilienhauses mit fünf barrierefreie Wohnungen. Das
Tiny-Doppelhaus ist das Tüpfelchen auf dem i.
„Wir hatten auf dem Gelände noch ein kleines, nicht genutztes Baufenster mit Baurecht. Da es sich um eine kleine Fläche handelte, kam mir die Idee, die ersten Tiny-Häuser der Stadt zu bauen“, erinnert sich Kerbusch. Auf rund 40 Quadratmeter wird in jedem der beiden Häuser vollständiges Wohnen angeboten.
Im Erdgeschoss befinden sich ein Wohnflur, das Bad sowie Küche und Wohnen. Über eine Treppe geht es zur knapp acht Quadratmeter großen Empore. Sie ist für das Schlafzimmer vorgesehen und bietet zudem weiteren Stauraum. Außerdem gibt es im Erdgeschoss einen von außen zugänglichen Abstellraum sowie eine Terrasse. Durch bodentiefe Fenster erhält das Erdgeschoss viel Licht, Auch die Bereiche Bad, Küche und Schlafen sind mit Fenstern ausgestattet.
Die Miniaturhäuser werden in Holzbauweise erstellt. Versorgt werden die beiden Wohneinheiten über eine Geothermieheizung. Zudem wird die Energie der Photovoltaikanlage des benachbarten Hauses mitgenutzt. Die Tiny Houses erhalten auch eine Dachbegrünung. „Die Dachbegrünung erzeugt im ersten Moment zwar Mehrkosten von 5000 Euro pro Haus. Aber auf lange Sicht gesehen ist sie eine ökologische und wertvolle Bereicherung“, sagt Kerbusch.
Der Entwurf und die Planung stammen von der Neersener Architektin Stefanie Käding. Ihr oblag auch die Neu- und Umbaumaßnahme für die Kita auf dem Meerhof.
Auch die Zusammenarbeit mit Markus Käding setzt sich bei den Tiny Houses fort. Der Zimmermeister, ebenfalls in das Kita-Projekt involviert, baut die Holzkonstruktionen. Er wird die beiden Häuser in den Grundkonstruktionen fertig anliefern. „Die Anlieferung ist für den November geplant“, blickt Kerbusch in die Zukunft. Aktuell holt die GSG unter anderem noch Angebote für die Elektroinstallationen ein. Die Betonplatte ist indes fertig. Beide Tiny-Häuser werden vermietet.
Kerbusch sieht in den kleinen, aber vollwertigen Häusern ein Nischenprodukt, das in Willich gezielt eingesetzt werden könnte. „Das Verhältnis Grund- zur Nutzfläche ist zu gering. Der Grundflächenverbrauch als solcher ist zu groß. Aber wo es sich anbietet, wie es jetzt auch der Fall war, sind Tiny-Häuser eine gute Lösung“, sagt Kerbusch.
Eins ist sicher: Einen Feriendorfcharakter soll Willich durch die kleinen Bauten nicht bekommen. Aber kleine Einheiten gezielt zu verteilen, kann sich Kerbusch sehr gut vorstellen. Die Nachfrage sei da, wie er jetzt schon feststellen könne. Aber letztendlich ist es eine politische Entscheidung, ob weitere dieser Häuser in Willich an geeigneten Stellen errichtet werden.
Für Kerbusch haben die beiden ersten Häuser dieser Art einen Musterhauscharakter. Und dann zeichnet die beiden Tiny Houses noch etwas ganz Besonderes aus: der Ausblick. Wenn die Mieter auf ihren Terrassen sitzen, schauen sie mitten in das Grün der Streuobstwiesen hinein.