Rheinische Post Krefeld Kempen
Grönes Konzept: Kunst kommt per Post
Die Krefelderin Sibylle Gröne hat ihre Bilder als Brief an Künstlerkollegen geschickt - und gemalte Antworten erhalten. Sogar aus Kanada. Die Ausstellung „Dialogue“nach dem Schneeball-Prinzip startet am Samstag im DujardinAtelier. Es sind überraschende Dyptichen zu sehen.
Die Freiheit der Kunst kann auch eine Pandemie nicht beschneiden. Ein Lockdown bindet Menschen an die eigenen vier Wände, aber Kunst darf reisen. Diese Erkenntnis stand am Anfang von Sibylle Grönes Idee. „Die Kunstszene lag brach. Man darf das nicht ertragen, da muss man was machen“, sagt die Künstlerin. Weil die Kontakte selbst zu ihren Nachbarn im Atelierhaus Dujardin flachfielen, besann sie sich auf eine hygienisch beanstandungsfreie Form der Kommunikation: Briefe. Und weil Sibylle Gröne eine Frau der Kunst ist, sandte sie nicht viele Worte, sondern Bilder. Antworten kamen reichlich, sogar aus Kanada. Aus dem Projekt „Dialogue“ist eine spannende Ausstellung geworden, die ab Samstag zu sehen ist.
Das Ziel einer Ausstellung war von Anfang an gesetzt. Sibylle Gröne wollte nicht ins Leere planen. „So ging es Anderen auch. Ich wollte einen Impuls geben, wieder an die Arbeit zu kommen“, erzählt sie. „Und das ist dankbar angenommen worden“. Sibylle Gröne hat eine Serie kleinformatiger Arbeiten erstellt. Ihr Thema ist die Transformation. Metalle, die verwittern, Blätter, deren Saft sie ziehen kann, Asche und Holzkohle sind ihre bevorzugten Substanzen, die sie mit Kreide, Ton und Leinöl mischt. Es entstehen nur begrenzt kalkulierbare Farbund Materialstrukturen, die sie auf einen Untergrund bringt und mit dem Rakel abzieht. Auf diese Weise erzielt sie lebendige, oft spannungsvolle Ergebnisse.
„Mein Projekt ist ein „work in progress“im doppelten Sinn. Es verknüpft das künstlerische Werk und die Künstler miteinander“, sagt sie. 35 Originale in der Größe von 25 mal 20 Zentimetern hat sie per Post an bekannte Künstler versandt - nach Düsseldorf und Berlin und bis nach Kanada. Über das Kollektiv Tranart ist die Krefelderin dort mit dem Künstler Deeter Hastenteufel verbunden, der vielfach in
Krefeld ausgestellt hat. Den Kollegen aus dem Dujardin-Atelierhaus hat sie die Bilder-Post im Körbchen vor die Tür gestellt. „Man muss erfinderisch sein“, sagt sie.
Einige Empfänger haben auch Bilder aus Krefeld weitergegeben an Künstler, die sie ihrerseits kannten. So entstand Kunst nach dem Schneeball-Prinzip. Wer ein Gröne-Bild erhielt, war um eine Antwort gebeten. „Es ist spannend, wie sich jemand anderes mit der eigenen
Kunst auseinandersetzt und dazu etwas eigenes schafft“, findet Gröne. „Die Arbeiten sind haptisch, materiell-sinnlich erfahrbar und begreifbar. Sie repräsentieren den Urheber. Es geht dabei nicht um perfekte Werke, sondern um Bildnotizen, Visualisierung von Gedanken oder Fragmenten.“
Es hat sie überrascht, dass sich einige sehr direkt auf den „Brief“aus Krefeld bezogen, manche haben den Farbverlauf übernommen,