Rheinische Post Krefeld Kempen
Missglückte Wahlwerbung
Es klingt wie ein Enkeltrick. Bei einer Wählerinitiative für mehr Klimaschutz fordern Prominente wie TV-Moderator Joko Winterscheidt junge Menschen auf, die Älteren zur Wahl von Parteien zu animieren, die sich besonders gegen die Erderwärmung einsetzen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn welche Partei die „richtigen“Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreift, erfährt der Besucher der entsprechenden Webseite in einer Art Mini-Wahl-O-Mat.
Das nur als plumpe Wahlwerbung für die Grünen abzutun und sich dabei auch noch Kinder und Jugendlicher zu bedienen, trifft freilich nicht das ganze Problem. Denn es ist offensichtlich, dass bei der Erderwärmung die Interessenlage von Jüngeren und Älteren nicht ganz identisch ist. Insofern haben die Initiatoren dieser zugegebenermaßen missglückten Aktion zumindest eine Debatte angestoßen. Der sollten sich die Älteren (der Autor ist über 60 Jahre alt) nicht völlig verschließen. Es ist entscheidend, in welchem Zustand eine Generation der nachfolgenden die Erde hinterlässt – bei allen Verdiensten, die sie sonst noch hat.
Warum die Aktion dennoch missglückt ist, liegt an der doch starken Ausrichtung auf das Programm der Grünen. Damit werden junge Leute zu Wahlhelfern der Öko-Partei gemacht. Und das ist nicht in Ordnung. Besser wäre es gewesen, die Initiatoren hätten die Jugendlichen angeregt, bei den Älteren nachzuhaken, wie sie sich für mehr Klimaschutz bei den Kräften einsetzen, die sie wählen. Denn auch andere Parteien – mit Ausnahme der AfD – betrachten die Erderwärmung als die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre. Es sollte einen Wettbewerb der besten Ideen um den Schutz unseres Planeten geben. Hätte die Initiative darauf abgezielt, hätte sie sich um die demokratische Willensbildung verdient gemacht. So ist es doch nur Wahlwerbung für eine Partei.