Rheinische Post Krefeld Kempen
Sicher vernetzt? Datenschutz im Smart Home
Wie smart: Immer mehr Geräte und Gegenstände im Alltag lassen sich vernetzen und fernsteuern. Damit steigt aber auch die Gefahr, dass Daten nicht gut genug gesichert werden. Experten raten: Überall, wo Daten fließen, sollten Verschlüsselungen eingesetzt werden.
Licht, Musikanlage, Kameras, Thermostate, Türschlösser, Rasenmäher, Rolläden: Daheim lässt sich immer mehr vernetzen. Smartphone oder Tablet werden dabei zur Steuereinheit, mit der sich das smarte Geräte-Heer über Apps dirigieren lässt.
Doch mit der Vernetzung steigt auch der Datenfluss und viele Verbraucherinnen und Verbraucher stellen sich die Frage, welchen Weg die Daten eigentlich nehmen und wie sicher die Verbindungen sind. Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie heimische Geräte zu Hause vernetzt werden können. „Vielfach kommt zur Steuerung eine sogenannte Bridge zum Einsatz“, erklärt Timo Brauer vom Technikmagazin „Inside-digital. de“. Dahinter verbirgt sich eine Art Verteiler für vernetzte Geräte. „Die Bridge verbindet dann ein oder mehrere Smart-Home-Geräte mit dem Internet“, sagt Brauer. „Die Smart-Home-Geräte wiederum kommunizieren via Bluetooth oder speziellen Smart-Home-Standards wie Zigbee oder Z-Wave verschlüsselt mit der Bridge.“
Eine andere Variante sind rein lokale Netzwerke, für die man in aller Regel einen Router braucht. „Hierbei sind Geräte nur im Heimnetz unterwegs und gar nicht mit dem Internet verbunden. Der Vorteil ist der sehr hohe Datenschutz, der Nachteil der geringere Komfort,
denn beispielsweise eine IP-Kamera kann so aus der Ferne nicht genutzt werden“, sagt Arne Arnold vom Fachmagazin „PC Welt“.
Eine dritte Möglichkeit sind reine Cloud-Systeme. „Bei diesen Smart-Home-Netzwerken liegen auch die Nutzerdaten und Konfigurationsdaten auf externen Servern“, sagt Jörg Geiger vom Fachmagazin „Chip“. „Das trifft beispielsweise auf Systeme wie Apple Homekit, Google Assistant oder Amazon Alexa zu.“Um Einstellungen vorzunehmen, muss man immer auf den Server des Anbieters zugreifen.
Wie sicher die Daten dann unterwegs sind, hängt sowohl vom Nutzer selbst als auch vom Gerätehersteller ab. „Grundsätzlich sollte überall, wo Daten fließen, eine Verschlüsselung eingesetzt werden“, sagt Geiger. Zwar sei eine Transportverschlüsselung bei Datenübertragungen inzwischen Standard. Doch bislang gab es beim Smarthome noch keine Einheitlichkeit, was einen optimalen Schutz erschwerte.
Wer fürs Smart Home beispielsweise ein KNX-System nutzt, kann laut Betreiber zwischen mehr als 8000 verfügbaren Geräten verschiedener Hersteller wählen. KNX garantiert die Kompatibilität zwischen allen Geräten. Wer viel unterwegs ist, will das KNX-System seines Smart Homes auch von außen steuern – etwa Kamerabilder überprüfen, die Heizung einschalten oder Jalousien herablassen. Das Problem dabei: Unbefugte könnten diesen Fernzugriff ebenfalls nutzen – wenn sie das Smart Home hacken. Für kritische Nutzer ist das der entscheidende Vorbehalt gegenüber smarten Technologien. Die Industrie verspricht Lösungen: Gira beispielsweise hat ein Fernzugriffsmodul namens S1 entwickelt, das sich von unterwegs einfach und laut Hersteller „absolut sicher“mit einem
KNX-Smart-Home verbindet. Die Kommunikation werde zuverlässig verschlüsselt. Das Modul macht auch geschützte Fernwartung und Fernbedienung des gesamten KNXSmart-Homes möglich. Zudem erlaubt es laut Hersteller „den sicheren Fernzugriff auf webbasierte Visualisierungen“. Umgekehrt lassen sich Vorgänge im Gebäude direkt aufs Smartphone übertragen, wenn etwa der Rauchmelder auslöst. Der Anwender allein bestimmt, wer wann Zugriff auf sein Smart Home hat. Per App oder über Tastsensoren kann er gezielt Freigaben erteilen, um Fernwartungen zuzulassen.
Speziell bei kritischer Infrastruktur daheim rät Timo Brauer, immer noch eine alternative Steuermöglichkeit parat zu haben. „So sollte sich das smarte Türschloss zusätzlich mit einem traditionellen Schlüssel öffnen lassen und die Rollläden
sollten manuell hochgefahren werden können, falls der Server des Herstellers mal nicht erreichbar ist.“
Bei einer komplett smarten Beleuchtung werden zudem meist trotzdem zusätzlich Schalter angeboten, die auch ohne Internetanbindung funktionieren. Vorsichtig ist Brauer zufolge bei gebrauchten Geräten geboten: „Einige Smart-Home-Geräte lassen sich nicht so einfach
wie ein Smartphone oder Notebook auf die Werkseinstellungen zurücksetzen, sondern sind möglicherweise noch mit dem Account des Vorbesitzers verknüpft.“Hier sollten Kunden vorab prüfen, ob der Hersteller einen entsprechenden Support anbiete.