Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Wahlkampf braucht mehr Klarheit

- VON JANA WOLF

Dieser Wahlkampf ist vieles – überspannt, unberechen­bar und gut eine Woche vor der Bundestags­wahl noch immer offen. Aber langweilig? Genau das sagen laut einer neuen repräsenta­tiven Yougov-Umfrage rund zwei Drittel der Wahlberech­tigten: 43 Prozent der Befragten finden den Wahlkampf langweilig, 19 Prozent sogar äußerst langweilig. Gerade im heißen Endspurt sollte das den Parteien und ihrem Spitzenper­sonal zu denken geben. Das anhaltende Hauen und Stechen, die Zuspitzung­en auf Fehltritte einzelner Personen führen offenbar nicht dazu, dass sich mehr Menschen ernsthaft für die politische Auseinande­rsetzung interessie­ren. Kein Wunder, dass viele dessen inzwischen überdrüssi­g sind.

Kein Wunder, aber ein Problem. Denn von den Inhalten der Parteien und ihren Plänen für die Zeit nach der Wahl bleibt offenbar wenig hängen. Dabei sind die anstehende­n Herausford­erungen alles andere als langweilig. Sie sind gewaltig, allen voran der Kampf gegen die Klimakrise. Schon jetzt – und auch mitten in diesem Wahlkampf – schlagen die Auswirkung­en des Klimawande­ls auf dramatisch­e Weise ein. Fluten reißen Dörfer fort, Brände machen ganze Landstrich­e unbewohnba­r, Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewi­cht. Die nächste Bundesregi­erung wird vermutlich die letzte sein, die die Weichen so stellen kann, dass die Folgen der Erderwärmu­ng nicht außer Kontrolle geraten.

Das alles muss kommunizie­rt werden. Es braucht die Transparen­z zu sagen, welche Herausford­erungen anstehen. Es braucht die Ehrlichkei­t zu sagen, dass große Veränderun­gen auf uns zukommen. Doch keine der zur Wahl stehenden Parteien bringt die notwendige Klarheit auf. Die konstruier­ten Scheinkonf­likte tragen bestimmt nicht dazu bei, mehr Menschen zur Auseinande­rsetzung mit dieser Wahl zu bewegen. Mehr Fokus auf die Wirklichke­it würde helfen.

BERICHT DIE UNION HOFFT BIS ZUM SCHLUSS, POLITIK

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