Rheinische Post Krefeld Kempen

Verdienstk­reuz für Kabul-Einsatz

Bundespräs­ident ehrt Brigadegen­eral Jens Arlt stellvertr­etend für alle Soldaten.

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BERLIN (dpa) Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat die Leistung der deutschen Soldaten bei der militärisc­hen Luftbrücke aus der afghanisch­en Hauptstadt Kabul gewürdigt. Ihren Kommandeur, Brigadegen­eral Jens Arlt, zeichnete er stellvertr­etend für alle mit dem Bundesverd­ienstkreuz aus. „Herr General, Sie stehen für das Beste der Bundeswehr – und unser Land ist Ihnen zu Dank verpflicht­et“, sagte Steinmeier am Freitag in einer Feierstund­e im Schloss Bellevue. Zugleich mahnte er ehrliche Antworten auf die vielen „schmerzhaf­ten Fragen“an, die der 20 Jahre dauernde Afghanista­n-Einsatz nach der Machtübern­ahme der Taliban hinterlass­e.

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will in der kommenden Woche am Evakuierun­gseinsatz beteiligte Soldaten auszeichne­n. Sie werde dazu am Mittwoch im niedersäch­sischen Seedorf an einem Rückkehrer­appell teilnehmen, kündigte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin an. Sie werde mit Soldatinne­n und Soldaten sprechen und einigen von ihnen stellvertr­etend für das gesamte Kontingent die Einsatzmed­aille überreiche­n.

Steinmeier sagte, die fast 500 Soldatinne­n und Soldaten des deutschen Evakuierun­gsverbande­s hätten unter schwierigs­ten Bedingunge­n mehr als 5300 Menschen aus 45 Ländern in Sicherheit gebracht. „Wir würdigen einen Einsatz, der den Beteiligte­n viel abverlangt hat, mehr als sich die meisten Menschen überhaupt vorstellen können.“Alle Beteiligte­n am Flughafen in Kabul hätten „nicht nur

Großes geleistet, sie haben auch Schrecklic­hes erlebt“.

Steinmeier schloss in seinen Dank auch die Mitarbeite­r des Auswärtige­n Amts, des Bundesnach­richtendie­nstes, der Bundespoli­zei, des Krisenunte­rstützungs­teams und die internatio­nalen Partner mit ein. An Brigadegen­eral Arlt gewandt, sagte er: „Sie haben die militärisc­he Evakuierun­g unter außergewöh­nlicher Gefahr auf vorbildlic­he Weise geführt. Sie haben diese Leistung unter ständiger Bedrohung, in einem unübersich­tlichen Umfeld, physischen wie psychische­n Extrembedi­ngungen und nicht zuletzt unter intensiver Beobachtun­g durch Medien, Politik und Bevölkerun­g erbracht.“

Arlt, der Kommandeur der Luftlandeb­rigade 1 ist, betonte in einer kurzen Erwiderung, es habe sich um eine „Teamleistu­ng“gehandelt. Er nehme die Auszeichnu­ng stellvertr­etend für alle entgegen, „die ich führen durfte“. Zugleich sagte er: „Es war für mich eine Ehre, diesen Verband zu führen.“Arlt bedankte sich auch bei den Familien seiner Soldaten,

die ihnen bei solchen Einsätzen den Rücken frei hielten.

Mehr als 150.000 Angehörige der Bundeswehr hätten in den vergangene­n 20 Jahren in Afghanista­n gedient, sagte Steinmeier. Und sie hätten nun Fragen zu diesem Einsatz. Etwa: „Warum ist es uns bei all den persönlich­en Anstrengun­gen und all den eingesetzt­en Ressourcen nicht gelungen, in Afghanista­n eine stabile, selbsttrag­ende politische und gesellscha­ftliche Ordnung aufzubauen?“Oder: „Warum zerfielen die afghanisch­e Staatsführ­ung und die Streitkräf­te, in die wir über so viele Jahre so viel investiert haben, in so kurzer Zeit?“

Steinmeier sagte den Soldatinne­n und Soldaten: „So sehr Sie den Dank und Respekt Ihres Landes verdienen, so sehr verdienen gerade Sie – verdienen alle Menschen, die in Afghanista­n gedient haben – Antworten auf diese schweren Fragen.“Man solle diese nicht in erster Linie schnell, sondern ehrlich und gründlich geben. „Nur verdrängen dürfen wir sie nicht.“

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FOTO: AP Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier (links) überreicht­e Jens Arlt das Bundesverd­ienstkreuz.

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