Rheinische Post Krefeld Kempen
Impfkampagne gewinnt an Schwung
Die besondere Impfwoche ist ein Erfolg: Die Zahl der Impfungen zog an, nach Einschätzungen der Stadt sind die bisher Ungeimpften meist keine bewussten Impfverweigerer. Oberbürgermeister Meyer zeigt sich offen für eine „2G-Regel.
Die Zahlen der Erstgeimpften in Krefeld sind in der ablaufenden Woche, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Woche des Impfens ausgerufen hat, angezogen. Verzeichnete die Kassenärztliche Vereinigung für Freitag, 10. September, noch 163.897 Erstimpfungen (72,25 Prozent aller Krefelder), waren es am Freitag, 17. September, 167.168 Erstimpfungen (73,69 Prozent aller Krefelder); das entspricht einem Zuwachs von 3271 Erstimpfungen, im Schnitt 467 Erstimpfungen pro Tag. Nach Auskunft der Stadt lag die Zahl der Impfungen zuletzt meist bei rund 100 am Tag.
Auch in anderer Hinsicht ist die Stadt zuversichtlich, deutlich mehr Menschen für eine Impfung zu gewinnen. Die Mehrheit derer, die sich noch nicht haben impfen lassen, sind keine bewussten Impfgegner. Es handelt sich eher um Zauderer, Halbentschlossene oder Leute, die sich noch nicht die Zeit für eine Impfung genommen haben. Zu dieser Einschätzung kommt Krefelds Gesundheitsdezernentin Sabine Lauxen am Ende der von Bundesgesundheitsminister Spahn ausgerufenen Impfwoche und mit Blick auf die Impfaktionen der vergangenen Wochen und Monate. „Es gibt viele, die bisher aus verschiedensten Gründen einfach noch unentschlossen waren und zunächst noch abgewartet haben. Diese Personen wollten vielleicht auch zunächst einmal sehen, wie es den Geimpften geht. Diese große Gruppe wollen wir mit Fakten erreichen“, sagte Lauxen auf Anfrage unserer Redaktion.
Die Dezernentin kündigte weitere Anstrengungen an, so viele Menschen wie möglich für eine Impfung zu gewinnen. „Wir werden auch in den kommenden Wochen versuchen, viele Bürgerinnen und Bürger von den Vorteilen einer Impfung zu überzeugen. Der kostenlose ÖPNV-Transfer und das neue, kleinere Impfzentrum am Stadthaus sind zwei weitere Bausteine.“Zudem wurde über Schulen und Kitas ein Elternbrief versendet, in dem für die Vorteile der Impfung geworben wird.
Die wichtigste Maßnahme ist das neue Impfzentrum, das die Stadt finanziert. Impfwillige können sich ab Freitag, 1. Oktober, in der neuen Impfstation am Stadthaus, Konrad-Adenauer-Platz 17, impfen lassen. „Der gegenwärtige Zuspruch im Impfzentrum auf dem Sprödentalplatz, das vom Land finanziert wurde, zeigt, dass ein fester Anlaufpunkt für die Bürgerinnen und Bürger von Krefeld besser angenommen wird als mobile Impfungen an verschiedenen Standorten“, erläutert Dezernentin Lauxen. Das Impfzentrum soll an bestimmten Tagen mit zwei Impfstraßen zu Randzeiten geöffnet sein, um weiter einen Basisservice zu bieten.
In Krefeld sind zurzeit rund 63 Prozent der Menschen vollständig geimpft. Fachleute betonen, dass erst ab einer Impfquote von 80 bis 85 Prozent Herdenimmunität hergestellt ist, so dass Infektionsketten rasch unterbrochen werden und sich das Virus nicht stark ausbreiten kann.
Ob sich die Ungeimpften sozialen
Schichten oder ethnischer Herkunft zuordnen lassen, ist nach Auskunft der Stadt unklar. „Es werden bei der Stadtverwaltung keine Statistiken hinsichtlich Herkunft oder sozialem Status der Impflinge geführt; insofern kann zur Frage der Impfbereitschaft nach verschiedenen Gruppen keine Aussage getroffen werden“, erklärt ein Stadtsprecher.
Allerdings unternimmt die Stadt einige Anstrengungen, alle Volksgruppen in Krefeld zu erreichen.
Neben Videos mit Impfappellen in deutscher Sprache werden auch Videos in weiteren Sprachen der in Krefeld vertretenen Nationen gedreht, um auch hier die Impfbereitschaft zu erhöhen, heißt es.
Noch unklar ist, ob Krefeld nach dem Vorbild Düsseldorf die 2G-Regel einführt. Dabei gibt es deutliche Erleichterungen für Geimpfte und Genesene. Oberbürgermeister Frank Meyer ist grundsätzlich offen für eine solche Regelung: „Ich halte eine 2G-Regelung grundsätzlich für sinnvoll“, sagte er auf Anfrage, „so hat es der Deutsche Städtetag ja auch gefordert. Was wir aber bei 2G nicht brauchen, ist ein kommunaler Flickenteppich, der Bürgerinnen und Bürger unnötig verwirrt. Ich fordere deshalb die NRW-Landesregierung auf, eine 2G-Regel flächendeckend für alle Kommunen einzuführen. Wir gehen vermutlich einem schwierigen Corona-Herbst entgegen, müssen deshalb die Entwicklung der Pandemie in Krefeld weiterhin intensiv beobachten und gegebenenfalls handeln – auch, um einen weiteren Lockdown zu verhindern.“
Die neuen Infektionszahlen signalisieren weiter leichte Entspannung. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Krefeld ist erneut gesunken. 28 neue Corona-Infektionen meldet die Stadt für Freitag, 17. September. Die Gesamtzahl der bisher bestätigten Infektionen in Krefeld steigt somit auf 13.504. Als derzeit infiziert gelten 312 Personen, acht mehr als am Vortag. 180 Personen sind im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verstorben.
Die Sieben-Tage-Inzidenz, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen, gibt das Robert-Koch-Institut mit 72,7 an. Am Vortag hat dieser Wert bei 78,0 gelegen. In den Krankenhäusern liegen nach einer Corona-Infektion aktuell 18 Personen aus Krefeld, von ihnen fünf auf der Intensivstation. Vier dieser Patienten müssen auch beatmet werden.
Auch aus den Schulen werden neue Infektionen gemeldet. Jeweils einen neuen COVID-19-Fall verzeichnen die Geschwister-SchollSchule und die Schule am Stadtpark Fischeln. Für enge Kontaktpersonen wurde häusliche Quarantäne angeordnet.