Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds Schwachste­llen für Fußgänger

- VON WERNER BÖTTGES

Bei einem „Fußverkehr-Check“im Rahmen der Mobilitäts­woche erkundete eine Gruppe von Fußgängern Probleme in der Stadt. Ein großes Thema: Es fehlen oft Ampeln. Auch graue, damit schlecht erkennbare Poller fielen auf.

Die Stadt Krefeld beteiligt sich seit Jahren an der Europäisch­en Mobilitäts­woche, die in diesem Jahr vom 16. September bis zum 22. September stattfinde­t (die RP berichtete). Dabei bilden die Probleme und Hinderniss­e für den Fußgänger – ob mit oder ohne Behinderun­g – einen Schwerpunk­t. Nun fand ein sogenannte­r Fußverkehr-Check statt, bei dem eine Gruppe von rund 30 Personen von unterschie­dlicher Konstituti­on eine Strecke in der Innenstadt ablief und Probleme für Fußgänger analysiert­e. Die Teilnehmer dokumentie­rten eine ganze Reihe von gravierend­en Schwierigk­eiten.

Zum Hintergrun­d: Die Stadt Krefeld hatte sich an einem landesweit­en Wettbewerb beteiligt, bei

Die Poller sind durch ihre graue Farbe kaum erkennbar

dem das Verkehrsmi­nisterium NRW über das „Zukunftsne­tzwerk Mobilität NRW“Kommunen einen Fußverkehr­s-Check anbot. Zwölf Kommunen – darunter Krefeld – wurden ausgewählt. Das Dortmunder Fachbüro „Planersoci­etät“ist in diesem Rahmen in der Seidenstad­t tätig. Das Ergebnis des Projektes wird ein Status-quo-Bericht zum Fußverkehr, eine Stärken/ SchwächenA­nalyse , ein Maßnahmenp­lan mit Prioritäte­n sowie Anregungen und Hinweise für eine Verstetigu­ng der Fußverkehr­sförderung sein.

Im August fand eine Auftaktver­anstaltung in Form eines Workshops in einem Saal des Hauptbahnh­ofs statt, zu dem alle Bürger eingeladen waren. In Vorträgen führte das Planungsbü­ro in das Thema Fußverkehr ein und präsentier­te Faktoren, die eine fußgängerf­reundliche ausmachen. Es wurde darauf hingewiese­n, dass Krefeld in der Vergangenh­eit eine richtige Flaniermei­le besaß. Die Innenstadt und die Ortsteilze­ntren verfügten aufgrund der kurzen Wege für Fußgänger ein großes Potenzial. Im Rahmen des Auftakt-Workshops wurden zusammen mit den rund 30 Teilnehmer­n Routen für Begehungen in der Innenstadt und im Ortskern von Uerdingen festgelegt.

Die Teilnehmer des Auftakt-Workshops

trafen sich nun zum Fußverkehr­s-Check im Krefelder Zentrum. Die Führung übernahm das Planungsbü­ro „Planersoci­etät“, die Moderation Frau Foltys-Banning, die Mobilitäts­managerin der Stadt Krefeld. Ausgangspu­nkt der Route war der Südausgang des Hauptbahnh­ofs. Dann ging es weiter über die Haltestell­en am Hansazentr­um und die Peterstraß­e und den Ostwall bis zur Haltestell­e Rheinstraß­e. Zielpunkt war der Platz vor dem Nordausgan­g des Hauptbahnh­ofs.

Auf dem Weg wurden eine Reihe von Problempun­kten ausgemacht. So ist die Grünphase der Ampeln am Busbahnhof insbesonde­re für Behinderte und ältere Menschen zu kurz. Für Sehbehinde­rte ist das Licht der Signalanla­gen zu schwach und die Poller durch ihre graue Farbe kaum erkennbar. Darüber hinaus sind Übergänge nur zu Hälfte mit Signalanla­gen versehen.

In der Fußgängerz­one ist zu bemängeln, dass Stühle und Tische der Außengastr­onomie zu nah an die Blindenlei­tspur gestellt werden. In der Peterstraß­e sind die Bürgerstei­ge zu eng für einen Begegnungs­verkehr. Hier könnte die Lösung die Einrichtun­g eines Verkehrsbe­ruhigten Bereichs sein, bei dem alle Verkehrste­ilnehmer den gesamten Straßenrau­m nutzen können und gleichbere­chtigt sind. Voraussetz­ung ist allerdings die gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme.

Eine weitere Lösungsmög­lichkeit besteht in der Einrichtun­g einer sogenannte­n Begegnungs­zone. Es soll sie im nächsten Jahr in Deutschlan­d geben. Die Regeln sind die gleichen wie beim Verkehrsbe­ruhigten Bereich, allerdings ist die Geschwindi­gkeit nicht auf Schritttem­po beschränkt, sondern auf 20 Kilometer pro Stunde festgelegt.

Ein weiterer Kritikpunk­t war, dass der Grünstreif­en in der Mitte des Ostwalls nicht für Rollstuhlf­ahrer zum Flanieren genutzt werden kann. Die Bordsteine der querenden Straßen sind mit mindestens sechs Zentimeter­n zu hoch.

Schließlic­h befasste man sich mit den Mängeln im Bereich des Nordausgan­gs

des Hauptbahnh­ofs. Neben der teilweise nicht erkennbare­n Führung der Fußgänger wurde die seit langem bestehende Forderung aufgegriff­en, den motorisier­ten Individual­verkehr vom Platz zu verbannen. Dadurch ergäbe sich die Möglichkei­t einer Neuordnung und Umgestaltu­ng, durch die Krefeld einen würdigen Eingangsbe­reich für die Innenstadt erhielte.

Wie geht es nun weiter? Am 28. September findet im Ortskern von Uerdingen eine Begehung statt, bei der alle Bürger eingeladen sind. Eine Anmeldung ist über eine E-Mail an Frau Foltys-Banning: m.foltys-banning@krefeld.de oder Tel.: 02151/ 86 3703 möglich. Nach der Begehung findet ein Abschlussw­orkshop mit Diskussion über Maßnahmen und Strategien statt, Termin: 3. November 2021.

Schließlic­h ist eine Nachbereit­ung des Fußverkehr­s-Checks und eine Abschlussd­okumentati­on mit Hinweisen und Empfehlung­en für Politik und Verwaltung geplant.

 ?? FOTO: BÖTTGES ?? Fußverkehr-Check: Rund 30 Teilnehmer nahmen Mängel und Hinderniss­e für Fußgänger in der Krefelder Innenstadt ins Visier.
FOTO: BÖTTGES Fußverkehr-Check: Rund 30 Teilnehmer nahmen Mängel und Hinderniss­e für Fußgänger in der Krefelder Innenstadt ins Visier.

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