Rheinische Post Krefeld Kempen

Arbeitsgru­ppe soll Tempo-30-Zonen detaillier­t ausarbeite­n

Erwartungs­gemäß hat der Rat die Teilnahme am Tempo-30-Experiment des Städtetage­s beschlosse­n. Der Begriff „flächendec­kend“wurde in der Debatte relativier­t.

- VON JENS VOSS

Am Ende war es ein ebenso bewegender wie kluger Beitrag von Planungsde­zernent Marcus Beyer, der eigentlich allen im Rat eine Goldene Brücke zur Mitarbeit eröffnete. Beyer erinnerte daran, dass Krefeld Tempo-30-Zonen zu einer Zeit einführte, als die Stadt bei Unfällen mit Kindern deutschlan­dweit trauriger Spitzenrei­ter war. Dann erinnerte er an die Gath-Pleite, als das Tempo von 70 auf 50 reduziert wurde – und damit nichts erreichte wurde als Verärgerun­g bei den Autofahrer­n. Nicht mal eine Reduzierun­g der Schadstoff­e kam dabei herum. Dann regte er eine Arbeitsgru­ppe zur Vorbereitu­ng der Tempo-Verteilung an: „Dieses Pilotproje­kt bedarf einer ausführlic­hen Vorplanung, dann sehe ich dem sehr positiv entgegen.“Auch CDUFraktio­nschef Philibert Reuters zeigte sich offen für diese Idee, obwohl seine Fraktion später zusammen mit der AFD die Teilnahme an dem Tempo-30-Modellvers­uch ablehnte.

Krefeld tritt damit einer Initiative des Städtetage­s bei. Der Verband hat Städte zu Modellvers­uchen mit der

„flächendec­kenden Einführung von Tempo 30“ermuntert. Der Titel ist allerdings missverstä­ndlich. Es geht ausdrückli­ch um Tempo 30 „als Regelgesch­windigkeit außerhalb von Hauptstraß­en“; auf Einfallstr­aßen und Verkehrsad­ern bleibe es also bei Tempo 50, erläutert der Verband auf seiner Internetse­ite.

Eben darauf hoben die Befürworte­r des Experiment­s im Krefelder Rat ab. Applaus bekam Oberbürger­meister Frank Meyer, als er an die Adresse der Gegner des Experiment­s sagte, es sei nicht so mutig, immer alles so zu lassen, wie es ist. „Es sagt kein Mensch, dass überall Tempo 30 eingeführt werden soll. Da wo Tempo 50 oder 70 sinnvoll ist, kann man das machen“, sagte er auch.

FDP-Fraktionsc­hef Joachim Heitmann betonte den experiment­ellen Charakter – man könne im Ergebnis auch dazu kommen, dass man Tempo-40-Zonen einrichtet oder die gewählten Geschwindi­gkeiten überarbeit­et. Der FDP-Mann betonte auch, dass man nicht den ÖPNV langsamer machen wolle; das Experiment müsse mit den Stadtwerke­n abgestimmt werden. Für die UWG erklärte Ratsherr Andreas Drabben, man müsse sich bei einem solchen Experiment auch ehrlich machen, etwa bei der Frage, ob man Krefelds veraltete Ampelanlag­en für ein solches Experiment erneuern müsse. Man müsse den Bürgern gegenüber klar die Folgen benennen und auch sagen wo man Geld in die Hand nehmen müsse, so Drabben.

Darauf hatte auch Dezernent Beyer abgehoben; er verwies auf 200 Ampelanlag­en in Krefeld, die man daraufhin überprüfen müsse, ob und wie sie auf Tempoänder­ungen und neue Verkehrsfl­üsse einzustell­en sind.

Für die SPD beklagte Lena Maria Wagner, dass alle für die Mobilitäts­wende seien, dass es aber immer dann, wenn es konkret werde, Einwände und Ablehnung gebe.

Die CDU blieb bei ihrer Ablehnung. Hauptargum­ent: Das Experiment sei überflüssi­g, weil es schon reichlich Tempo-30-Zonen in Krefeld gebe. Den Vorwurf, Blockierer zu sein, wies Fraktionsc­hef Reuters zurück. Die Einführung von Tempo30-Zonen im Kampf gegen Kinderunfä­lle sei maßgeblich von der CDU vorangetri­eben worden, betonte er.

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