Rheinische Post Krefeld Kempen
St. Bernhard feiert ein Jahr lang Jubiläum
Das Schiefbahner St.-Bernhard-Gymnasium wird 75 Jahre alt. Gefeiert wird mit einem Jubiläumsjahr, gefüllt mit unterschiedlichsten Schulaktionen und dem Plan, im Juni 2022 ein großes Sommerfest zu veranstalten.
SCHIEFBAHN Mit einem schulinternen Festakt startet das St.-Bernhard-Gymnasium am 24. September ins Jubiläumsjahr. Die Schiefbahner Schule wird 75 Jahre alt. Damit liegt man zwar einige Tage vor dem eigentlichen Gründungsdatum, aber da man aufgrund der aktuellen Pandemielage mit einem gemeinsamen Open-Air-Gottesdienst und einer Sternwallfahrt feiern möchte, fiel der Entschluss, den September zu wählen, wenn noch mit wärmerem Wetter zu rechnen ist.
„Wir feiern am 24. September nur schulintern“, sagt Schulleiter Andreas Päßler. Das Fest ist der Startschuss für ein Jubiläumsjahr, in dem verschiedene Aktionen geplant sind, die das Jubiläumsjahr auch in der Gemeinde sichtbar machen. Wenn beispielsweise viele Schüler und auch Lehrer in der Mode von 1946 in Richtung Schule ziehen, haben die Modedekaden-Tage angefangen. „Wir haben acht Dekaden verschiedener Moden in unserem Jubiläum, die wollen wir Stück für Stück mit entsprechenden Outfits vorstellen“, erklärt Päßler.
Rund um die Kirche St. Hubertus sollen die Straßen mit den Kinderrechten bemalt werden. Im Dezember ist erstmalig ein XXL-Adventskalender in den Fenstern der Schule zu sehen. Alle Schüler werden sich, schwarz-weiß gekleidet, zum Schullogo aufstellen, das im Anschluss aus der Luft fotografiert wird. Der Parkplatz soll indes eine große 75 erhalten. Und schließlich: Für den 11. Juni 2022 hat das St.-BernhardGymnasium einen Festakt in Form eines Sommerfestes im Blick. „Wir hoffen sehr, dass dies im kommenden Jahr möglich sein wird“, sagt Päßler.
Die Geschichte der Schule begann am 15. Oktober 1946. An diesem Tag wurde die Missionsschule der Hünfelder Oblaten eröffnet. Ausgangspunkt und Kernstück war die Villa, die heute das Selbstlernzentrum des Gymnasiums beherbergt. Der Seidenfabrikant Albert Oetker ließ den Bau seinerzeit als Sommersitz kurz vor der Jahrhundertwende neben seiner Fabrik in dem weitläufigen Park errichten. Mit dem Kauf des Geländes durch die NSDAP im Jahre 1936 wandelten sich Aussehen und Funktion des Gebäudes. Es wurde zur Gauschule und beherbergte später das Militär. Der Orden der Hünfelder Oblaten trug sich mit dem Gedanken, dort eine Schule für den eigenen Ordensnachwuchs zu errichten. Es kam zum Kauf. Die Villa wurde wieder bewohnbar gemacht, ein ehemaliger Schießstand im Park zum Klassenraum umgebaut. Ein Provisorium, aber am 15. Oktober 1946 eröffnete die Missionsschule St. Bernhard als Internat mit 21 Schülern ihre Tore.
Anfangs unterrichteten ausschließlich Patres unter der Gesamtleitung von Pater Schwarz. Die Schülerzahl, seinerzeit nur Jungen, wuchs – und damit auch die Schule. 1953 wurde aus der Missionsschule ein Progymnasium bis zur zehnten Klasse. Die Öffnung nach außen begann, zumal staatlich anerkannte Lehrer mit in den Unterricht gingen. Die heutigen Gebäude 1 und 4 wurden gebaut. Die Kirche folgte 1961. Sieben Jahre später startete das Vollgymnasium. Pater Kubitza löste Pater Schwarz als Schulleiter ab. Die Zahl der externen Schüler überstieg die der Internatsschüler. Von 268 Schülern waren nur noch 113 Interne. Ein Förderverein gründete sich 1969. Im Schuljahr 1971/72 besuchten erstmalig Schülerinnen das Gymnasium.
1970 verließen die ersten Schüler als Abiturienten das Gymnasium. Ein Jahr danach fand das letzte altsprachliche Abitur statt. Im gleichen Jahr begann der Bau der Schule 3, im Mai 1975 die Arbeiten an Schule 5. Im Laufe des Schuljahres 1976/1977 löste sich die Organisationsform Internat auf. Mit dem Schuljahresende übernahm Pater Große-Venhaus das Gymnasium mit mittlerweile 1000 Schülern. Im Jahr 1993 folgte der Weggang der Patres. Helmut Schell wurde der neue Schulleiter. Als die Malteser 2006 die Trägerschaft übernehmen, steht mit Margret Peters erstmalig eine Frau an der Spitze des Gymnasiums. Ihr folgt 14 Jahre später Andreas Päßler, der zuvor schon als Stellvertreter fungierte.
Einer, der ganz viel von der Geschichte des Gymnasiums mitbekommen hat, ist Werner Link. Er war von 1966 an Schüler des Gymnasiums und kehrte 1983 als Lehrer an die Schule zurück. Mittlerweile 69 Jahre alt und pensioniert, unterrichtet er nach wie vor einige Stunden Englisch und Erziehungswissenschaften, einfach „weil es mir Freude macht und das Gymnasium für mich die Schule schlechthin ist“, sagt Link. Ob das Internat, die Diskussion um die Aufnahme von Mädchen, die Schulvergrößerungen, der Trägerwechsel – Link hat alles als Schüler und Lehrer hautnah erlebt und kann so manches Anekdötchen von „seiner“Schule erzählen.