Rheinische Post Krefeld Kempen
Hallenbad „H2Oh!“soll für alle offen bleiben
Der Betriebsführungsvertrag mit der NEW soll gekündigt werden. Es folgt eine europaweite Ausschreibung. Die Saunaund Gastrobereiche sollen geschlossen werden.
ST. TÖNIS Die Mitglieder des Hauptausschusses haben sich in ihrer Sitzung am Donnerstagabend unisono für den Erhalt des Hallenbads „H2Oh!“in St. Tönis ausgesprochen. Das Bad soll auch weiterhin für das Schulschwimmen, für Vereine, aber auch für Familien und Einzelpersonen zur Verfügung stehen. Das ist erfreulich, ändert aber nichts daran, dass die Stadt in Zukunft für das Bad tiefer in die Tasche greifen müssen wird.
Für die NEW wird das Schwimmbad in einem Ausmaß zum Verlustbringer, der so nicht länger hingenommen wird. Deshalb soll der Betriebsführungsvertrag einvernehmlich zum 31. Dezember 2021 gekündigt werden. Die Ausschreibung soll dann europaweit erfolgen. Die NEW ist bereit, einen Interimsvertrag zu unterschreiben und den Weiterbetrieb bis zum 30. Juni 2022 zu gewährleisten – allerdings unter der Bedingung, dass alle tatsächlich anfallenden Kosten von der Stadt erstattet werden.
Für eine Ausschreibung müssen die Rahmenbedingungen klar formuliert werden. In der Vergangenheit waren viele Varianten diskutiert worden, bis hin zur Schließung des Bades. Heinz Michael Horst (SPD) zitierte ein CDU-Mitglied mit einer Äußerung aus 2011: „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“Von dieser Haltung sind die Christdemokraten längst abgerückt. Der Hinweis, dass die Kosten für das Hallenbad mehr und mehr steigen werden, stimmt allerdings noch heute. Und weil das so ist, wird es einschneidende Veränderungen geben.
So sollen der Sauna- und der dazugehörende Gastronomiebereich geschlossen werden. Die Sauna verursacht zwar deutlich weniger Verluste pro Besucher als das Schwimmbad, aber trotz der vergleichsweise hohen Eintrittspreise kann sie nicht kostendeckend betrieben werden. Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD) erklärte, dass die NEW auch künftig Betreiberin des Bades werden möchte, Wegen der vielen veränderten Rahmenbedingungen sei jedoch eine europaweite Ausschreibung erforderlich.
Immer wieder war überlegt worden, ob die Rutsche erneuert werden sollte und ob in eine neue Lüftungsanlage investiert werden müsse. Jetzt steht fest: Die Lüftungsanlage wird erneuert, die Rutsche, eine Attraktion für Kinder, soll jedoch nur attraktiver, nicht aber ausgetauscht werden. Außerdem müssen aus Sicherheitsgründen
Risse beseitigt werden. Mit Zuschüssen kann die Stadt bei dieser Vorgehensweise nicht rechnen, weil hier der Anreiz nicht erkannt wird, Bade- und Saunagäste aus den umliegenden Städten in das Bad zu locken.
Eine Realisierung der jetzt beschlossenen Variante ohne Fördermittel hat aber auch positive finanzielle Effekte: Die Stadt kann sich die eigentlich erforderliche Sanierung des Hauses des Sports sparen und die DLRG in den Räumen der Sauna unterbringen. Das Grundstück, auf dem noch das Haus des Sports steht, könnte vermarktet werden. Auf der Gastrofläche wäre Platz für Sozialund Pausenräume für die Bediensteten des „H2Oh!“– solche Räume gibt es derzeit nicht. Unter Berücksichtigung der Abrisskosten ist von einem Erlös aus dem Grundstücksverkauf von rund 300.000 Euro auszugehen.
Den Ausschussmitgliedern merkte man nach dem Beschluss die Erleichterung an: Meral Thoms (Grüne) beschrieb die Bedeutung des Schwimmbads so: „Es ist ein wichtiger Teil der Lebensqualität in unserer Stadt.“„Es freut uns, dass der Erhalt des Bades angestrebt wird“, sagte Alexander Decher (CDU).