Rheinische Post Krefeld Kempen
Fortuna kommt nicht von der Stelle
Nur 1:1 gegen Jahn Regensburg, noch immer kein Heimsieg in dieser Saison. Der Zweitligist tut sich schwer, die Vorstellungen von Trainer Christian Preußer konsequent umzusetzen. Dieser Prozess benötigt Zeit. Doch es liegt auch an individuellen Qualitäten.
DÜSSELDORF Es war gar nicht so einfach, die Gefühlslage zu ordnen. Fortuna Düsseldorf hatte soeben gegen Jahn Regensburg 1:1 gespielt – also gegen jene Überraschungsmannschaft, die bis zum Sonntagmittag die Tabelle der hochkarätig besetzten Zweiten Fußball-Bundesliga anführte.
Durfte man sich also nun über diesen einen Punkt freuen? Oder musste man mehr darüber verärgert sein, wieder einen Heimsieg verpasst zu haben? Vermutlich lag die Wahrheit irgendwo dazwischen. Christian Preußer genehmigte sich als Cheftrainer von Fortuna die Variante, stolz auf das Geleistete zu sein – ohne allerdings zu verschweigen, was noch im Argen liegt. Und so sagte er: „Ich habe schon viel Gutes gesehen, aber auch noch Dinge, wo wir Luft nach oben haben.“
So oder so ähnlich sind seine Analysen schon desöfteren in den vergangenen Wochen ausgefallen. Keine Durchhalteparolen, sondern eine recht ehrliche Bestandsaufnahme. Es ist eben ein langer Weg, wenn man etwas Beständiges aufbauen möchte.
Das Problem ist derzeit eher, dass die Düsseldorfer sich auf diesem ohnehin langen Weg zusätzlich noch einige unnötige Umleitungen einbauen. Oder, wie Vorstandsmitglied Klaus Allofs nach dem Sonntag-Training formulierte: „Wir haben schon noch einige Fragezeichen in dieser Mannschaft. Und das Problem ist, dass es jede Woche andere Fragezeichen sind.“
Stimmt – und stimmt andererseits wieder auch nicht. Denn das Fragezeichen (um in Allofs' Terminologie zu bleiben) hinter der mangelnden Qualität im Torabschluss steht bei Fortuna nun schon eine ganze Weile da. Und es wurde gegen Regensburg wieder einmal ganz offensichtlich. Etliche Male begannen die Fortunen sehr vielversprechende Angriffsaktionen, drangen sogar gefährlich in den Strafraum ein – schafften es dann aber dennoch, diese Situationen wirkungslos verpuffen zu lassen.
Eine wohltuende Ausnahme bildete dabei der neueste Mann im Düsseldorfer Kader. Robert Bozenik, erst kurz vor dem Ende der SommerTransferperiode auf Leihbasis vom niederländischen Eredivisie-Klub
Feyenoord Rotterdam verpflichtet, machte in zwei Szenen vor, wie es laufen muss. In der 33. Minute setzte der 21-Jährige einen Kopfball auf Flanke von Linksverteidiger Florian Hartherz trotz leichter Rücklage sehenswert ins Netz. Und zehn Minuten vor der Pause suchte der slowakische Nationalstürmer nach einer gekonnten Körpertäuschung und einem kurzen Sprint ebenfalls konsequent den Abschluss, schoss aber eine Handbreit am Pfosten vorbei.
Nun könnte man fast meinen, Fortuna habe den Sieg gegen den
Tabellenführer knapp verpasst. Auf der anderen Seite hatte sie aber mindestens zweimal großes Glück, dass die Regensburger haarsträubende Fehler der Düsseldorfer Defensive nicht ausnutzten. Und da war dann schon das nächste der Allofs'schen Fragezeichen: Warum schafft es der zweifellos talentierte Torhüter Florian Kastenmeier nicht, in mehreren Spielen in Folge so sicher aufzutreten wie etwa eine Woche zuvor beim 1:0 in Aue?
Am Samstag segelte Kastenmeier zunächst unter einer Flanke durch und hatte Glück, dass Kaan Caliskaner am leeren Tor vorbeiköpfte. Eine Viertelstunde vor Schluss sah er dann nach einem Eckball schlecht aus – und hatte wieder Glück, dass Scott Kennedys vermeintliches 1:2 wegen eines vorangegangenen Handspiels aberkannt wurde. Bitter für Kennedy, der Verwandtschaft am Niederrhein hat und dieser gern einen Treffer beschert hätte.
Die Patzer des Torhüters sah jeder, Sportvorstand Uwe Klein ergänzte nur: „Eine Abwehr muss einen Gegner allerdings auch so fernhalten, dass ein Torwart frei zum Zufassen kommt.“Ebenfalls ein Wiederholungsfehler der Fortuna: Das Zupacken in der Defensive ist längst nicht immer konsequent genug, und das liegt weniger an den Abwehrspielern als am Zusammenwirken der Mannschaftsteile.
Trainer Preußer möchte erst in zwei Wochen, zur nächsten Länderspielpause, ein erstes Zwischenfazit ziehen. Eines drängt sich indes schon jetzt auf: Fortuna kommt nicht von der Stelle. In der Tabelle nicht, was zu diesem frühen Zeitpunkt allerdings noch keine Relevanz hat. Aber auch beim Bearbeiten wichtiger Baustellen nicht. Torhüter, Defensivarbeit, Abschluss – in diesen Punkten muss kurzfristig nachhaltige Besserung her.