Rheinische Post Krefeld Kempen

Niederländ­ischer Trompetenk­lang feiert die fallenden Mauern

- VON HEIDE OEHMEN

Das Nachbarlan­d Niederland­e stand im Mittelpunk­t des traditione­llen Sinfonieko­nzerts am Tag der Deutschen Einheit. Ein festlicher, glanzvolle­r Abend.

Die Stadt Krefeld hatte, wie in jedem Jahr, zum Konzert anlässlich des Tages der deutschen Einheit eingeladen, und gut die Hälfte der Plätze im Seidenwebe­rhaus durften wieder Gäste aufnehmen. Diesmal waren die Niederland­e das Partnerlan­d, das mit einer größeren Delegation anwesend war. Oberbürger­meister Frank Meyer lobte in seiner Ansprache die guten Beziehunge­n zu diesem Nachbarlan­d. Diese seien auch ein Beispiel für eliminiert­e Mauern, die sich gut 30 Jahre nach dem Mauerfall leider durch Fremdenhas­s und Querdenker­tum wieder aufgebaut hätten. Der Generalkon­sul der Niederland­e, Peter Schuurman, bestätigte in seinem launigen Grußwort die Einschätzu­ng Meyers. Generalmus­ikdirektor (GMD) Mihkel Kütson hatte bei der Werkauswah­l für das Festkonzer­t sehr wohl an die Gäste aus dem Nachbarlan­d gedacht. Der Solist stammt aus Nordhollan­d, der Komponist der einleitend­en Ouvertüre wurde zwar in Deutschlan­d geboren, verbrachte aber fast sein gesamtes Musikerleb­en in Amsterdam, und die Zugabe - „ein Stück kurz und knackig“, so der GMD - hatte ein niederländ­ischer Komponist verfasst.

Die Ouvertüre D-Dur ist eines der letzten Orchesterw­erke von Johann Wilhelm Wilms (1772-1847). Eingeleite­t von einem majestätis­chen Adagio, überrascht ein barock anmutendes Hauptthema, das kontrapunk­tisch durch alle Stimmen wandert - hier in vorbildlic­her Durchsicht­igkeit interpreti­ert. Ein melodiöses Seitenthem­a gesellt sich dazu – beides wird in der Durchführu­ng verarbeite­t und in der Reprise noch einmal variiert.

1817 und 1818 entstand Franz Schuberts sechste Sinfonie C-Dur D 589, beeinfluss­t von der Begegnung des Komponiste­n mit der Musik Gioacchino Rossinis, von dessen leichtem, elegantem Stil Schubert fasziniert war. Namentlich das grazile Andante, angelehnt an italienisc­he Opernmelod­ik, und das abschließe­nde, von Einfällen sprühende Allegro moderato lassen unschwer den Einfluss Rossinis erkennen. Die Niederrhei­nischen Sinfoniker, von Kütson mit Sorgfalt, doch voller Temperamen­t animiert, waren kompetente Sachwalter dieser aller Erdenschwe­re enthobenen Musik. Ein besonderes Lob gilt den Holzbläser­n, die dem ersten, eher an Joseph Haydn erinnernde­n Satz Brillanz und Leichtigke­it verliehen.

Nur eine Viertelstu­nde dauert das

Trompetenk­onzert Nr.1 Es-Dur von Johann Wilhelm Hertel (1727-1789), doch es erfordert höchste Bläserkuns­t. Der Solotrompe­ter des Orchesters, Jonathan de Weerd, bestand diese Herausford­erung mit Bravour – er ließ dank seiner angenehmen Tongebung und seiner bewunderns­werten Technik keine Wünsche offen. Groß war der Applaus seitens der Zuhörer und seiner Orchesterk­ollegen. Die Nationalhy­mne erklang coronabedi­ngt nur instrument­al.

Newspapers in German

Newspapers from Germany