Rheinische Post Krefeld Kempen
Embolo führt Fallrückzieher-Geschichte fort
Der Schweizer traf nun zweimal binnen einen Jahr so spektakulär. Vor ihm haben schon einige Borussen auf diese Weise ein Tor erzielt.
Wie es scheint, eröffnet Breel Embolo seine persönliche Torproduktion in einer Saison nun bevorzugt mit einem Fallrückzieher. Schon im vergangenen Jahr hatte er auf diese Weise seinen ersten Pflichtspieltreffer erzielt, damals platzte erst Ende November beim 4:0-Erfolg in der Champions League gegen Schachtar Donezk der Knoten nach seinem artistischen Treffer zum 3:0-Pausenstand.
Embolo schaffte es damals mit seinem Fallrückzieher in die Auswahl zum „Tor des Monats“, hatte letztlich aber keine Chance gegen den „Scorpion Kick“seines Teamkollegen Valentino Lazaro aus der Partie bei Bayer Leverkusen (3:4). Womöglich ergibt sich nun eine erneute Chance für Embolo bei der beliebten Wahl, schließlich war sein 1:0 am Samstag in Wolfsburg ähnlich spektakulär. Und erneut war es das erste Saisontor des Schweizers.
Zwei Fallrückzieher-Tore binnen etwas mehr als zehn Monaten – das ist bemerkenswert und dürfte auch in Borussias Historie ziemlich einmalig sein. Indes führt Embolo nun nur eine Geschichte erfolgreicher Fallrückzieher fort, die auf jeden Fall schon vor mehr als 50 Jahren begann.
Denn schon Anfang der Siebzigerjahre gelang Horst Köppel dieses Kunststück in einem Bundesligaspiel – das indes aus einem ganz anderen Grund denkwürdig wurde. Denn als Köppel am 30. April 1970 ein Fallrückzieher-Tor zum 4:3 über den Hamburger SV beisteuerte, sicherte sich Borussia mit diesem Sieg ihren ersten Deutschen Meistertitel. Köppel hatte damals auf dem Bökelberg den Treffer zum 3:0-Halbzeitstand erzielt.
Da es zu diesem Zeitpunkt die Wahl zum „Tor des Monats“in der
ARD-Sportschau noch nicht gab, blieb Köppel eine persönliche Auszeichnung für den Treffer verwehrt. Die bekam dafür fünf Jahre später Jupp Heynckes für einen Fallrückzieher. Auf diese Weise traf Borussias Rekordtorjäger im Juli 1975 in einem Freundschaftsspiel gegen den FC St.
Pauli, es war das Tor zum 6:0-Endstand.
In letzter Minute gar fielen die beiden folgenden Treffer, die zudem auch eine wesentlich höhere Bedeutung hatten als das HeynckesTor in einem Testspiel. Im November 1988 hatte Borussia ihr Ligaspiel beim Karlsruher SC 1:3 verloren. Da Christian Hochstätter allerdings von einem Feuerzeug am Auge getroffen worden war und daraufhin ausgewechselt werden musste, gab es im Februar 1989 ein Wiederholungsspiel im Wildpark. Der KSC führte schnell 2:0, Hans-Jörg Criens traf prompt zum Anschluss. So blieb es bis kurz vor Schluss, ehe Günter Thiele mit einem Fallrückzieher doch noch zum 2:2 traf.
Ein Unentschieden sicherte der Borussia auch Marcin Mieciel im September 2001 auf spektakuläre Weise. Der Pole war in jenem Sommer
bereits mit den Vorschusslorbeeren einiger artistischer Treffer nach Gladbach gekommen, und dann stellte er sein Können prompt unter Beweis. 2:3 lag Borussia beim HSV zurück, ehe Mieciel in der Nachspielzeit mit einer Mischung aus Seitfall- und Fallrückzieher von der Strafraumkante traf – Tor des Monats.
Ähnlich spektakulär war auch das späte 1:0-Siegtor durch Vaclav Sverkos 2005 gegen den VfL Wolfsburg. Trotz großer Bedrängnis beförderte der Tscheche den Ball höchst ansehnlich ins Tor vor der Nordkurve. Dieser Treffer fiel bereits im Borussia-Park, genauso wie Marcell Jansens Fallrückzieher im Jahr darauf beim 2:2 gegen Hannover 96 – ausnahmsweise war es mal kein Stürmer, der artistisch vollendete.
Somit führt Embolo nun die Liste der spektakulären Stürmertore in Gladbach fort. Im Vorjahr gelangen ihm nach seinem Kunststück gegen Donezk noch fünf Tore in der Liga. Er selbst und wohl alle Fans hätten sicher nichts dagegen, wenn es in der laufenden Saison noch ein paar Tore mehr werden. Es geht ja auch einfacher als per Fallrückzieher.