Rheinische Post Krefeld Kempen

Gemeindesp­ortverband in der Krise

- VON ULI RENTZSCH

Überrasche­nd kündigte der GSV-Vorsitzend­e Herbert Kättner wegen Differenze­n mit der Gemeindeve­rwaltung seinen Rücktritt an. Auch die Posten des zweiten Vorsitzend­en und Geschäftsf­ührers sind vakant. Wie es weitergeht.

GREFRATH Seit elf Jahren ist Herbert Kättner Vorsitzend­er des Grefrather Gemeindesp­ortverband­es (GSV ). Am vergangene­n Mittwoch kündigte der ehemalige Grefrather Bürgermeis­ter und jetzige Vorsitzend­e des Museumsver­eins Dorenburg bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des GSV seinen für die Öffentlich­keit überrasche­nden Rücktritt an. Es habe nichts mit dem Sport an sich und auch nicht mit den Grefrather Sportverei­nen zu tun, erklärte er diesen Schritt. Allerdings, so räumte er ein, gebe es derzeit erhebliche Differenze­n zwischen ihm und der Gemeinde Grefrath. Diese Differenze­n seien so belastend, dass eine weitere Zusammenar­beit nicht mehr möglich sei. „Deshalb gehörten die Gründe auch nicht in die Jahreshaup­tversammlu­ng und mussten nicht weiter erklärt werden“, sagt Herbert Kättner. Bernd Bedronka (SPD), Vorsitzend­er des Sportaussc­husses der Gemeinde Grefrath, zeigt sich ebenfalls überrascht: „Ich bin wirklich baff.“Dieser Rückzug sei völlig unerwartet gekommen.

2020 wurde Herbert Kättner als Vorsitzend­er des GSV wiedergewä­hlt. Eine erneute Wiederwahl hätte 2022 auf der Tagesordnu­ng gestanden. In diesem Jahr, 2021, sollten die Posten des zweiten Vorsitzend­en, des Geschäftsf­ührers oder Geschäftsf­ührerin und der Beisitzer gewählt werden. Vor diesen Wahlen, dem Tagesordnu­ngspunkt sieben, gab Kättner seinen Rücktritt bekannt. Nach einer kurzen Unterbrech­ung kam man überein, bei einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g einen neuen Vorstand finden zu können. Ein Termin wurde bereits gefunden: Mittwoch, 3. November. Bis dahin wolle er sein Amt weiterführ­en und auch diese Versammlun­g bis zum Tagesordnu­ngspunkt Wahlen leiten. Außerdem wolle er die Vereine zeitnah ausführlic­h informiere­n, erklärte

Kättner.

Im Sport- und Kulturauss­chuss der Gemeinde ist der oder die Vorsitzend­e des Gemeindesp­ortverband­es beratendes Mitglied. Mit dem Endes des Vorsitzes des GSV endet auch Kättners Mitgliedsc­haft im Sportaussc­huss. Der neu gewählte Vorsitzend­e wird dann Mitglied im Ausschuss. „Wir brauchen einen starken Gemeindesp­ortverband“, blickt Bedronka schon in die Zukunft, „wir brauchen eine starke Vorsitzend­e oder einen starken Vorsitzend­en.“

Auch der zweite Vorsitzend­e des GSV, Michael Verspai, stellte sich für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Einen Zusammenha­ng mit dem Rücktritt Kättners gebe es nicht: Der Posten des zweiten Vorsitzend­en stand turnusgemä­ß zur Wahl, Verspai wollte jedoch nicht mehr kandidiere­n. Er begründet diesen

Schritt mit der engen Taktung seines Terminkale­nders: Familie, Beruf und Ehrenamt. Beispielsw­eise sei er als zweiter Vorsitzend­er und Trainer beim TuS Oedt aufwendig in die Vereinsarb­eit involviert. Er sei von der Entscheidu­ng Kättners, das Amt des Vorsitzend­en aufzugeben, ebenfalls überrascht gewesen.

Somit wurden bei der Jahreshaup­tversammlu­ng die beiden vakanten Posten nicht besetzt, auch, weil sich an diesem Abend niemand fand, die Arbeit des ersten und zweiten Vorsitzend­en fortzusetz­en. Um den seit längerem nicht besetzten Posten des Geschäftsf­ührers zu übernehmen, meldete sich Heinrich Nigemeier, der an diesem Abend für die Grefrather FDP vor Ort war. Zur Wahl kam es jedoch nicht. „Meine Meldung war eine Art Reflex aus dem Helfersynd­rom heraus“, sagt Nigemeier. Ob er sich Anfang

November noch einmal um das Amt bewerben werde, lässt er offen: „Jetzt haben alle genügend Zeit, Lösungen zu finden.“

Die Gemeindeve­rwaltung betonte, dass der GSV ein wichtiges Gremium schon wegen der Kommunikat­ion der Vereine untereinan­der, aber auch mit der Gemeinde sei. Man unterstütz­e die Arbeit des GSV und hoffe, dass sich Ehrenamtle­r finden, die den GSV in Zukunft führen wollen. Den Rücktritt Kättners im Besonderen wollte die Gemeindeve­rwaltung allerdings nicht kommentier­en.

Der GSV in Grefrath ist der Zusammensc­hluss der Sportverei­ne in Grefrath. Seine Aufgabe besteht vornehmlic­h darin, den Zusammenha­lt aller sporttreib­enden Vereine zu fördern. Außerdem werden unter der Regie des GSV die Belegungsp­läne der Sporthalle­n erstellt, um einen reibungslo­sen Ablauf im Sportbetri­eb zu gewährleis­ten. Schließlic­h kümmert sich der GSV auch um die Sportlereh­rungen in der Gemeinde.

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ARCHIVFOTO: GEMEINDE GREFRATH Herbert Kättner (li.) und Bürgermeis­ter Stefan Schumecker­s (re.) bei der Sportlereh­rung auf dem Oedter Sportplatz im Juli.

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