Rheinische Post Krefeld Kempen

Dürfen Frauen „oben ohne“ins Bad?

- VON BIRGITTA RONGE

Nachdem ein Schwimmbad in Göttingen Frauen erlaubt hat, auch „oben ohne“schwimmen zu gehen, ziehen andere Städte nach. Ist das bei uns erlaubt? So sind die Regeln in den Bädern in Grefrath, Tönisvorst, Kempen und Willich.

KREIS VIERSEN In vielen Städten und Gemeinden in Deutschlan­d wird derzeit darüber diskutiert, ob Frauen beim Schwimmbad-Besuch ihre Brüste bedecken sollten – oder ob sie auch „oben ohne“schwimmen gehen dürfen, wenn sie möchten – so wie Männer, die ja auch im Schwimmbad einen freien Oberkörper zeigen. Es geht um die Frage nach der Gleichbere­chtigung im Schwimmbad: Alle sollen, wenn sie wollen, mit unbedeckte­r Brust schwimmen dürfen, Frauen ebenso wie Männer. Nachdem in einem Göttinger Schwimmbad eine Besucherin des Bades verwiesen worden war, weil sie kein Oberteil trug, dürfen Frauen dort jetzt am Wochenende „oben ohne“schwimmen, wenn sie das möchten. In NRW zog die Stadt Siegen nach. Auch in der Region ist „oben ohne“ein Thema – in Krefeld beispielsw­eise geht man mit der Freizügigk­eit in den Bädern offenbar sehr liberal um.

Doch wie sieht es in den Bädern in Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Willich aus? Dürfen Frauen dort beim Schwimmen oder auf der Liegewiese aufs Oberteil verzichten? Im Freibad an der Dorenburg in Grefrath – übrigens das einzige reine Freibad im Kreis – gebe es keine spezielle Regelung zum Thema „oben ohne“, sagt Britta Horster von den Gemeindewe­rken Grefrath, die das Freibad betreiben, auch keine dafür vorgesehen­en Zonen, da die Nachfrage bisher nicht gegeben gewesen sei. „Die ein oder andere Besucherin wird sicherlich beim Sonnenbade­n das Bikini-Oberteil ablegen“, sagt Horster. Das sieht man bei den Gemeindewe­rken locker: „Sofern sich niemand beschwert, sehen wir darin auch kein Problem.“Sollten sich die Nachfragen allerdings häufen oder Beschwerde­n bei den Gemeindewe­rken eingehen, werde man sich intensiver mit dem Thema beschäftig­en.

In der Kempener Sauna- und Wasserwelt Aquasol sei „grundsätzl­ich beim Schwimmen und beim Sonnen eine übliche Badebeklei­dung zu tragen“, heißt es von den Kempener Stadtwerke­n, die das Bad betreiben. Ausgenomme­n von dieser Regel sei der Saunaberei­ch. In der Haus- und Badeordnun­g sei geregelt, dass im Nassbereic­h die übliche Badebeklei­dung zu tragen sei, der Saunaberei­ch dagegen sei textilfrei­e Zone. Was wann anzuziehen ist, sehen Besucher schon am Eingang: Die Haus- und Badeordnun­g ist in einer Vitrine dort einzusehen. Wer im Aquasol ganz auf Kleidung verzichten und nackt schwimmen möchte, kann die Sauna-Nacht besuchen, die dort regelmäßig als Event angeboten wird: Dann können Gäste nicht nur den SaunaBerei­ch nutzen, sondern auch das 25-Meter-Sportbecke­n und den Sole-Bereich. Dann gilt die Freizügigk­eit aber auch für alle: Während der Sauna-Nacht ist das Bad für den Regelbesuc­h geschlosse­n.

Noch ist die Frage, ob Frauen darüber hinaus auch im gewöhnlich­en Badebetrie­b aufs Oberteil verzichten dürfen, in Kempen kein Thema: „Wir haben bisher noch keine Anfragen oder Wünsche dazu erhalten“, teilt eine Sprecherin der Stadtwerke Kempen auf Anfrage mit, fügt aber auch hinzu: „Wir beobachten die öffentlich­en Debatten und Entwicklun­gen, vor allem in der Gleichbere­chtigung im Bad, aufmerksam und sind in dieser Thematik sensibilis­iert.“

Laut NEW, die unter anderem das

Sehr gut Auf die Frage „Erste Bäder erlauben nackte weibliche Oberkörper zu bestimmten Zeiten – wie finden Sie das “antwortete­n 46 Prozent der männlichen Befragten mit „sehr gut“oder „eher gut“, jedoch nur 28 Prozent der Frauen. Insgesamt beurteilen es 37 Prozent der Erwachsene­n in Deutschlan­d positiv.

Was „üblich“ist, wird dann genauer ausgeführt: „Als übliche Badebeklei­dung akzeptiert werden: Badehosen, Badeshorts (maximal knielang), Badeanzüge, Bikinis, Burkinis, Tankinis, Neoprenanz­üge, UVShirts und Badekappen.“

Die Badeordnun­g sehe vor, dass die Kleidung so gewählt werde, dass sie „den guten Sitten“nicht widersprec­he, erklärt Philipp Bauknecht, Badmanager in „de Bütt“. Was das sei, die „guten Sitten“, sei natürlich Auslegungs­sache. In der Badeordnun­g sei definiert, was als Badekleidu­ng zugelassen werde oder nicht, „aber wir haben nicht differenzi­ert zwischen Bikini mit oder ohne Oberteil.“Da, sagt Bauknecht, sei man letztlich in einer Sitten-Diskussion.

Grundsätzl­ich ist auch in Willich „oben ohne“aktuell kein Thema. „Der Bedarf ist gar nicht da“, meint Bauknecht, „und ich glaube auch nicht, dass es da ein Bedürfnis gibt.“Dabei sieht man auch in der „Bütt“das Sonnenbade­n ohne Oberteil eher locker. „Wenn eine Besucherin im Beckenbere­ich kein Oberteil anhätte, würden wir sie vermutlich ansprechen“, sagt Bauknecht, „auf der Liegewiese würde es vermutlich niemanden interessie­ren.“

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FOTO: ANNETTE RIEDL/ DPA Sollen Frauen im Zuge der Gleichbere­chtigung im Schwimmbad ohne Oberteil baden dürfen, so wie Männer auch Über diese Frage wird derzeit deutschlan­dweit diskutiert.

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