Rheinische Post Krefeld Kempen
Dürfen Frauen „oben ohne“ins Bad?
Nachdem ein Schwimmbad in Göttingen Frauen erlaubt hat, auch „oben ohne“schwimmen zu gehen, ziehen andere Städte nach. Ist das bei uns erlaubt? So sind die Regeln in den Bädern in Grefrath, Tönisvorst, Kempen und Willich.
KREIS VIERSEN In vielen Städten und Gemeinden in Deutschland wird derzeit darüber diskutiert, ob Frauen beim Schwimmbad-Besuch ihre Brüste bedecken sollten – oder ob sie auch „oben ohne“schwimmen gehen dürfen, wenn sie möchten – so wie Männer, die ja auch im Schwimmbad einen freien Oberkörper zeigen. Es geht um die Frage nach der Gleichberechtigung im Schwimmbad: Alle sollen, wenn sie wollen, mit unbedeckter Brust schwimmen dürfen, Frauen ebenso wie Männer. Nachdem in einem Göttinger Schwimmbad eine Besucherin des Bades verwiesen worden war, weil sie kein Oberteil trug, dürfen Frauen dort jetzt am Wochenende „oben ohne“schwimmen, wenn sie das möchten. In NRW zog die Stadt Siegen nach. Auch in der Region ist „oben ohne“ein Thema – in Krefeld beispielsweise geht man mit der Freizügigkeit in den Bädern offenbar sehr liberal um.
Doch wie sieht es in den Bädern in Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Willich aus? Dürfen Frauen dort beim Schwimmen oder auf der Liegewiese aufs Oberteil verzichten? Im Freibad an der Dorenburg in Grefrath – übrigens das einzige reine Freibad im Kreis – gebe es keine spezielle Regelung zum Thema „oben ohne“, sagt Britta Horster von den Gemeindewerken Grefrath, die das Freibad betreiben, auch keine dafür vorgesehenen Zonen, da die Nachfrage bisher nicht gegeben gewesen sei. „Die ein oder andere Besucherin wird sicherlich beim Sonnenbaden das Bikini-Oberteil ablegen“, sagt Horster. Das sieht man bei den Gemeindewerken locker: „Sofern sich niemand beschwert, sehen wir darin auch kein Problem.“Sollten sich die Nachfragen allerdings häufen oder Beschwerden bei den Gemeindewerken eingehen, werde man sich intensiver mit dem Thema beschäftigen.
In der Kempener Sauna- und Wasserwelt Aquasol sei „grundsätzlich beim Schwimmen und beim Sonnen eine übliche Badebekleidung zu tragen“, heißt es von den Kempener Stadtwerken, die das Bad betreiben. Ausgenommen von dieser Regel sei der Saunabereich. In der Haus- und Badeordnung sei geregelt, dass im Nassbereich die übliche Badebekleidung zu tragen sei, der Saunabereich dagegen sei textilfreie Zone. Was wann anzuziehen ist, sehen Besucher schon am Eingang: Die Haus- und Badeordnung ist in einer Vitrine dort einzusehen. Wer im Aquasol ganz auf Kleidung verzichten und nackt schwimmen möchte, kann die Sauna-Nacht besuchen, die dort regelmäßig als Event angeboten wird: Dann können Gäste nicht nur den SaunaBereich nutzen, sondern auch das 25-Meter-Sportbecken und den Sole-Bereich. Dann gilt die Freizügigkeit aber auch für alle: Während der Sauna-Nacht ist das Bad für den Regelbesuch geschlossen.
Noch ist die Frage, ob Frauen darüber hinaus auch im gewöhnlichen Badebetrieb aufs Oberteil verzichten dürfen, in Kempen kein Thema: „Wir haben bisher noch keine Anfragen oder Wünsche dazu erhalten“, teilt eine Sprecherin der Stadtwerke Kempen auf Anfrage mit, fügt aber auch hinzu: „Wir beobachten die öffentlichen Debatten und Entwicklungen, vor allem in der Gleichberechtigung im Bad, aufmerksam und sind in dieser Thematik sensibilisiert.“
Laut NEW, die unter anderem das
Sehr gut Auf die Frage „Erste Bäder erlauben nackte weibliche Oberkörper zu bestimmten Zeiten – wie finden Sie das “antworteten 46 Prozent der männlichen Befragten mit „sehr gut“oder „eher gut“, jedoch nur 28 Prozent der Frauen. Insgesamt beurteilen es 37 Prozent der Erwachsenen in Deutschland positiv.
Was „üblich“ist, wird dann genauer ausgeführt: „Als übliche Badebekleidung akzeptiert werden: Badehosen, Badeshorts (maximal knielang), Badeanzüge, Bikinis, Burkinis, Tankinis, Neoprenanzüge, UVShirts und Badekappen.“
Die Badeordnung sehe vor, dass die Kleidung so gewählt werde, dass sie „den guten Sitten“nicht widerspreche, erklärt Philipp Bauknecht, Badmanager in „de Bütt“. Was das sei, die „guten Sitten“, sei natürlich Auslegungssache. In der Badeordnung sei definiert, was als Badekleidung zugelassen werde oder nicht, „aber wir haben nicht differenziert zwischen Bikini mit oder ohne Oberteil.“Da, sagt Bauknecht, sei man letztlich in einer Sitten-Diskussion.
Grundsätzlich ist auch in Willich „oben ohne“aktuell kein Thema. „Der Bedarf ist gar nicht da“, meint Bauknecht, „und ich glaube auch nicht, dass es da ein Bedürfnis gibt.“Dabei sieht man auch in der „Bütt“das Sonnenbaden ohne Oberteil eher locker. „Wenn eine Besucherin im Beckenbereich kein Oberteil anhätte, würden wir sie vermutlich ansprechen“, sagt Bauknecht, „auf der Liegewiese würde es vermutlich niemanden interessieren.“