Rheinische Post Krefeld Kempen
Seifenkisten kehren nach Hause zurück
Nach Corona und einem Intermezzo im Freizeitzentrum Süd findet das beliebte Seifenkistenrennen wieder am Hülser Berg statt. „Mr. Seifenkiste“Martin Gabriel, Pionier der lustigen Flitzerei, wird das letzte Mal dabei sein.
Wenn am 14. August auf dem Hülser Berg das Seifenkistenrennen – es ist bereits die 19. Ausgabe – steigt, dann ist es auch ein Abschied. Es ist nämlich das letzte Mal, dass der Leiter des Freizeitzentrums Süd, Martin Gabriel, in gewohnter Rolle beteiligt ist. „Es ist schon ein bisschen sein Baby. Er war von Beginn an mit dabei und hat das Rennen stark geprägt“, sagt der für das Ereignis zuständige Stadtdirektor Markus schön.
Für den passionierten Bauherrn der antriebslosen Flitzer ein schönes Lob, das er weitergibt. „Es stimmt, ich bin seit dem ersten Rennen der Neuzeit 1998 dabei. Aber ins Leben gerufen wurde das Ganze von meinem Vorgänger. Ich habe über die Jahre viele Seifenkisten gebaut. Ich denke, es waren irgendwas zwischen 25 und 30 Stück“, erzählt er, ehe er einen Blick zurück wirft. „Wir haben zu Beginn an die Tradition angeknüpft, die es unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gab. So traten jeweils zwei Seifenkisten gegeneinander an. Das wurde aber zu gefährlich, und so sind wir auf Zeit gegangen. Hier wurden allerdings die Kisten mit der Zeit dermaßen schnell, dass sie schwer beherrschbar waren und es ebenfalls zu gefährlich wurde. So haben wir uns von der Speed- immer mehr auf die Jux-Wertung verlegt“, erzählt der engagierte Vertreter für Jugendliche.
Heute steht die Jux-Wertung, für die möglichst ausgefallene Kisten an den Start gehen sollen, im Zentrum. „Es ist heute zum Beispiel so, dass der Sieger dieser Wertung auch das Poster zum Folgejahr schmückt. In diesem Jahr haben wir sogar die ersten drei dabei“, erzählt Matthias Höps, Sachgebietsleiter im Jugendamt. Er freut sich, dass in diesem Jahr wieder die normale Ausgabe des Rennens am Hülser Berg stattfinden kann. „Im vorvergangenen Jahr hatten wir es coronabedingt komplett ausfallen lassen müssen. Im Vorjahr war es nur in sehr abgespeckter Version auf einer Rampe im Jugendzentrum Süd und virtuell möglich. Das ist natürlich nicht das Gleiche“, sagt er und erhält Unterstützung von Schön.
„Der Hülser Berg ist für Krefelder Verhältnisse ja schon etwas Besonderes. Mit seiner Höhe und der Zugangsstraße mit Haarnadelkurve und Serpentinen gibt es eine solche Strecke in ganz Krefeld sonst nicht“, erklärt er.
Die Strecke sei durchaus herausfordernd, sagen alle Beteiligten übereinstimmend. „Auch wenn wir über den Fokus auf die Jux-Wertung die allerhöchsten Geschwindigkeiten nicht mehr haben, so kommen die schnellsten Fahrer durchaus auf 50, 60 Stundenkilometer“, sagt Gabriel.
Er hat für die diesjährige Aufgabe eine Kiste gebaut, die an einen London-Bus erinnert. Noch ist der Doppeldecker-Bus nicht bemalt. „Das tun wir gemeinsam mit den Jugendlichen. Gebaut habe ich es mit einer Honorarkraft weitgehend selbst“, sagt er. Der Bus soll dabei auch einen besonderen EnglandBezug
erhalten: „Diesmal sind zehn Polizeikadetten aus unserer Partnerstadt Leicester dabei. Sie werden am Freitag im Freizeitzentrum mithelfen, dem Bus den letzten Schliff zu geben und dann am Sonntag selbst als Fahrer im Bus am Rennen teilnehmen“, erläutert Höps. Aber auch mehrere Jugendliche aus dem Freizeitzentrum
werden Gabriels neueste Kreation den Berg hinunter lenken.
Für die Organisation hauptverantwortlich zeichnet Anne Caniels. „Am Tag selbst werden wir um neun Uhr mit den Probeläufen beginnen. Um 12.30 Uhr wird dann Oberbürgermeister Frank Meyer die Veranstaltung eröffnen und ab 13 Uhr geht es dann mit den Rennen los. Die Meldung sollte bis zum 31.Juli, also Sonntag, erfolgen. Wenn aber noch eine Nachmeldung erfolgt, dann geht das auch bis etwa eine Woche vor dem Rennen“, erläutert sie. Voraussetzung: „Man muss mindestens zehn Jahre alt sein, einen Integralhelm haben, und die Seifenkiste muss geprüft werden. Das geschieht vor dem Rennen. Wichtig sind die Bremsen und dass die Lenkung kein Spiel hat“, erklärt sie weiter.
Wer am Ende als Sieger aus dem Rennen hervorgeht, das bleibt abzuwarten. Ein Gewinner aber ist in jedem Fall Martin Gabriel. Mit seinem Bus-Renner hat er einmal mehr ein tolles Gefährt gebaut und ist ein integraler Teil des Rennens. Allerdings vermutlich zum letzten Mal, denn am Jahresende wartet der verdiente Ruhestand auf ihn. Wer ihn aber erlebt, der kann sich dies bei ihm nicht wirklich vorstellen. Wer weiß, vielleicht baut er in den kommenden Jahren doch noch das ein oder andere Gefährt. Schließlich ist das Rennen ja „sein Baby“.