Rheinische Post Krefeld Kempen
Der nächste Streich
Die deutschen Basketballer schweben weiter auf einer Euphoriewelle. Gegen Litauen feiert das DBB-Team den dritten Sieg im dritten Spiel und löst beim Heimturnier immer größere Begeisterung aus. NBA-Profi Franz Wagner überragt.
KÖLN Die deutschen Basketballer schweben weiter auf einer Euphoriewelle. Angeführt vom überragenden Franz Wagner hat das DBB-Team den besten Start seiner EM-Geschichte hingelegt und löst beim Heimturnier immer größere Begeisterung aus.
Am Sonntag besiegte das Team um den stark aufspielenden Wagner (32 Punkte) Mitfavorit Litauen in einer dramatischen Partie nach zweimaliger Verlängerung mit 109:107 (96:96, 89:89, 46:41) - und schaffte vorzeitig den Einzug ins EM-Achtelfinale Nach dem 78:74-Sieg der Franzosen über Ungarn waren am späten Abend auch letzte mathematische Zweifel beseitigt.
„Es war ein richtig gutes Basketball-Spiel. Es waren 50 packende Minuten“, sagte Bundestrainer Gordon Herbert. Die Litauer legten nach der dramatischen Niederlage allerdings offiziell Protest gegen die Spielwertung ein, weil ihnen die Schiedsrichter einen Freiwurf zu wenig zugesprochen hatten. „Keine Ahnung was da noch kommt“, sagte der vor allem in der Verlängerung wieder starke Maodo Lo. „Ich denke, wir haben verdient gewonnen.“
Erstmals richtig laut wurde es bereits kurz vor dem Anwurf. Als das deutsche Team vorgestellt wurde, hallte ein gellendes Pfeifkonzert durch die Kölner Lanxess Arena. Es war ein Vorgeschmack auf das, was das DBB-Team im dritten Gruppenspiel gegen Litauen, die wieder von Tausenden in grün gekleideten Fans unterstützt wurden, erwarten würde. Beeindrucken ließ sich Deutschland davon aber nicht, hielt körperlich dagegen. Vor allem gegen einen wie entfesselt aufspielenden Wagner wusste die litauische Defensive keine Antwort. Wagner traf aus der Mitteldistanz, attackierte den Ring und übernahm auch von der Dreierlinie. Auch dank seiner 18 Punkte führte Deutschland zur Pause mit 46:41.
Im weiteren Verlauf der Partie zeigte der 22-Jährige zudem in der Defensive mit einem Steal, acht Rebounds und einem spektakulären Block sein ganzes Repertoire. „Das Paket ist unglaublich, es gibt nichts, was er nicht kann. Dreier, Defense – der Junge ist unglaublich“, schwärmte der ehemalige Basketball-Profi Per Günter bei Magentasport.
Die Litauer ließen sich aber nie abschütteln. Das rächte sich fast. Sieben Sekunden vor Schluss schaffte Litauen den Ausgleich. Deutschland nahm nochmal eine Auszeit. Nicht Wagner, sondern Schröder bekam die Chance zum Sieg - und vergab.
Auch in der Verlängerung verließ das DBB-Team ein wenig das Wurfglück. Weil aber auch Litauen sechs Sekunden vor dem Ende vergab, bekam die deutsche Mannschaft noch eine Chance. Dieses Mal durfte Wagner ran, doch auch er verfehlte den Buzzer Beater. So sicherte sich Deutschland erst in der zweiten Zusatzzeit den Sieg in einer wahren Drama-Show und ließ die deutschen Fans ausrasten.
Tags zuvor hatte das deutsche Team auch die knifflige Aufgabe gegen Bosnien-Herzegowina gemeistert und dank einer beeindruckenden Leistungssteigerung nach der Pause einen schwer erkämpften 92:82 (42:47)-Sieg gefeiert.
Wie schon beim ersten Spiel gegen Frankreich hatte die deutsche Mannschaft zu Beginn Probleme in der Offensive. Dass es nur mit einem
Fünf-Punkte-Rückstand in die Pause ging, war noch das Beste aus Sicht des DBB-Teams. „Wir haben einfache Freiwürfe hergegeben und hatten einige Ballverluste. Wir müssen es in der Verteidigung besser machen“, sagte Andreas Obst nach dem zweiten Viertel.
Und das deutsche Team ließ den Worten von Obst Taten folgen. Nicht nur defensiv ging Deutschland im zweiten Durchgang konzentrierter zu Werke, auch offensiv lief der Ball besser. Allen voran Wagner und Schröder schienen sich einiges vorgenommen zu haben. Beide erzielten allein im dritten Viertel neun ihrer jeweils 18 Punkte, womit sie die besten Werfer ihres Teams waren. Schröder gelangen zudem noch neun Assists.
Das DBB-Team hatte nun die komplette Kontrolle, setzte sich angefeuert von den Fans ab, ließ nichts mehr anbrennen und veredelte den EM-Start. „Es ist geil. Es macht schon mega Bock, hier zu spielen. Die Fans sind unglaublich“, sagte Thiemann nach dem Erfolg.
Die starken Auftritte des DBBTeams und die großartige Atmosphäre Halle begeistern auch Basketball-Ikone Dirk Nowitzki: „Fast 19.000 Fans in der Halle, da kribbelt es schon ein bisschen.“Nur einer kann und will nicht so richtig in Euphorie verfallen: Robin Benzing. „Ich finde bis heute nicht so richtig die Worte dafür. Das war sehr, sehr hart. Es war für mich wie ein gebrochenes Herz oder ein Dolch, der mitten reingeht“, sagte der kurz vor dem EM aussorierte 33-Jährige im Podcast „GotNexxt“.