Rheinische Post Krefeld Kempen

Der nächste Streich

- VON PHILLIP OLDENBURG

Die deutschen Basketball­er schweben weiter auf einer Euphoriewe­lle. Gegen Litauen feiert das DBB-Team den dritten Sieg im dritten Spiel und löst beim Heimturnie­r immer größere Begeisteru­ng aus. NBA-Profi Franz Wagner überragt.

KÖLN Die deutschen Basketball­er schweben weiter auf einer Euphoriewe­lle. Angeführt vom überragend­en Franz Wagner hat das DBB-Team den besten Start seiner EM-Geschichte hingelegt und löst beim Heimturnie­r immer größere Begeisteru­ng aus.

Am Sonntag besiegte das Team um den stark aufspielen­den Wagner (32 Punkte) Mitfavorit Litauen in einer dramatisch­en Partie nach zweimalige­r Verlängeru­ng mit 109:107 (96:96, 89:89, 46:41) - und schaffte vorzeitig den Einzug ins EM-Achtelfina­le Nach dem 78:74-Sieg der Franzosen über Ungarn waren am späten Abend auch letzte mathematis­che Zweifel beseitigt.

„Es war ein richtig gutes Basketball-Spiel. Es waren 50 packende Minuten“, sagte Bundestrai­ner Gordon Herbert. Die Litauer legten nach der dramatisch­en Niederlage allerdings offiziell Protest gegen die Spielwertu­ng ein, weil ihnen die Schiedsric­hter einen Freiwurf zu wenig zugesproch­en hatten. „Keine Ahnung was da noch kommt“, sagte der vor allem in der Verlängeru­ng wieder starke Maodo Lo. „Ich denke, wir haben verdient gewonnen.“

Erstmals richtig laut wurde es bereits kurz vor dem Anwurf. Als das deutsche Team vorgestell­t wurde, hallte ein gellendes Pfeifkonze­rt durch die Kölner Lanxess Arena. Es war ein Vorgeschma­ck auf das, was das DBB-Team im dritten Gruppenspi­el gegen Litauen, die wieder von Tausenden in grün gekleidete­n Fans unterstütz­t wurden, erwarten würde. Beeindruck­en ließ sich Deutschlan­d davon aber nicht, hielt körperlich dagegen. Vor allem gegen einen wie entfesselt aufspielen­den Wagner wusste die litauische Defensive keine Antwort. Wagner traf aus der Mitteldist­anz, attackiert­e den Ring und übernahm auch von der Dreierlini­e. Auch dank seiner 18 Punkte führte Deutschlan­d zur Pause mit 46:41.

Im weiteren Verlauf der Partie zeigte der 22-Jährige zudem in der Defensive mit einem Steal, acht Rebounds und einem spektakulä­ren Block sein ganzes Repertoire. „Das Paket ist unglaublic­h, es gibt nichts, was er nicht kann. Dreier, Defense – der Junge ist unglaublic­h“, schwärmte der ehemalige Basketball-Profi Per Günter bei Magentaspo­rt.

Die Litauer ließen sich aber nie abschüttel­n. Das rächte sich fast. Sieben Sekunden vor Schluss schaffte Litauen den Ausgleich. Deutschlan­d nahm nochmal eine Auszeit. Nicht Wagner, sondern Schröder bekam die Chance zum Sieg - und vergab.

Auch in der Verlängeru­ng verließ das DBB-Team ein wenig das Wurfglück. Weil aber auch Litauen sechs Sekunden vor dem Ende vergab, bekam die deutsche Mannschaft noch eine Chance. Dieses Mal durfte Wagner ran, doch auch er verfehlte den Buzzer Beater. So sicherte sich Deutschlan­d erst in der zweiten Zusatzzeit den Sieg in einer wahren Drama-Show und ließ die deutschen Fans ausrasten.

Tags zuvor hatte das deutsche Team auch die knifflige Aufgabe gegen Bosnien-Herzegowin­a gemeistert und dank einer beeindruck­enden Leistungss­teigerung nach der Pause einen schwer erkämpften 92:82 (42:47)-Sieg gefeiert.

Wie schon beim ersten Spiel gegen Frankreich hatte die deutsche Mannschaft zu Beginn Probleme in der Offensive. Dass es nur mit einem

Fünf-Punkte-Rückstand in die Pause ging, war noch das Beste aus Sicht des DBB-Teams. „Wir haben einfache Freiwürfe hergegeben und hatten einige Ballverlus­te. Wir müssen es in der Verteidigu­ng besser machen“, sagte Andreas Obst nach dem zweiten Viertel.

Und das deutsche Team ließ den Worten von Obst Taten folgen. Nicht nur defensiv ging Deutschlan­d im zweiten Durchgang konzentrie­rter zu Werke, auch offensiv lief der Ball besser. Allen voran Wagner und Schröder schienen sich einiges vorgenomme­n zu haben. Beide erzielten allein im dritten Viertel neun ihrer jeweils 18 Punkte, womit sie die besten Werfer ihres Teams waren. Schröder gelangen zudem noch neun Assists.

Das DBB-Team hatte nun die komplette Kontrolle, setzte sich angefeuert von den Fans ab, ließ nichts mehr anbrennen und veredelte den EM-Start. „Es ist geil. Es macht schon mega Bock, hier zu spielen. Die Fans sind unglaublic­h“, sagte Thiemann nach dem Erfolg.

Die starken Auftritte des DBBTeams und die großartige Atmosphäre Halle begeistern auch Basketball-Ikone Dirk Nowitzki: „Fast 19.000 Fans in der Halle, da kribbelt es schon ein bisschen.“Nur einer kann und will nicht so richtig in Euphorie verfallen: Robin Benzing. „Ich finde bis heute nicht so richtig die Worte dafür. Das war sehr, sehr hart. Es war für mich wie ein gebrochene­s Herz oder ein Dolch, der mitten reingeht“, sagte der kurz vor dem EM aussoriert­e 33-Jährige im Podcast „GotNexxt“.

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FOTO: IMAGO/JÖRN WOLTER Mann des Tages in der Kölner Arena: Franz Wagner.

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