Rheinische Post Krefeld Kempen

Ballett für eine bessere Welt

Demis Volpi will gesellscha­ftlich relevante Themen in der Rheinoper aufgreifen.

- VON SABINE JANSSEN

DÜSSELDORF Eines vorweg: Diese Premiere wird womöglich gut, aber keine leichte Kost. Mit „Zwischenwe­lten“eröffnet das Ballett am Rhein am 7. September im Theater Duisburg die Spielzeit. Auf dem Programm stehen „The little match girl passion“von Demis Volpi und „Don’t look at the jar” von Gil Harush.

Teil eins ist Volpis Auseinande­rsetzung mit Christian Andersens „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhö­lzern“zur Vokalkompo­sition von David Lang. „Es geht darum, dass wir oft in unserem Alltag zu beschäftig­t sind, um unsere Mitmensche­n wahrzunehm­en. Niemand sieht dieses Mädchen an seinem letzten Abend. Erst als sie tot und mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf der Straße liegt, wird sie wahrgenomm­en“, sagt der Ballettche­f der Rheinoper. Rose Nougué-Cazenave wird das Mädchen mit den Schwefelhö­lzern spielen. Um das Erfrieren eines Menschen im Tanz darzustell­en, hat er sich auch mit diesem Sterbeproz­ess beschäftig­t. Das Erfrieren wird durch eine Art von Stop-Motion-Tanz „übersetzt“.

Während sich das Mädchen mit den Schwefelhö­lzern von der Welt der Lebenden ins Reich der Toten tanzt, sind die Zwischenwe­lten in „Don‘t look at the jar“in den Facetten

der Gender-Identitäte­n zu finden. Welchen Einfluss hat der Absatz eines Schuhs oder eine Krawatte auf die Wahrnehmun­g? Der Titel ist eine hebräische Redewendun­g für das englische Sprichwort ,Don’t judge a book by its cover‘. Was bedeutet, dass man keine voreiligen Schlüsse ziehen soll“, erklärt Volpi.

Mitgefühl im Alltag, GenderWahr­nehmung – was das Ballett am Rhein mit den „Zwischenwe­lten“beginnt, soll erst der Anfang einer Spielzeit mit großen Themen sein. „,Krabat’ wird in diesem Jahr unsere Familien- und Weihnachts­geschichte wie im vergangene­n Jahr der ,Nussknacke­r’“, sagt Volpi. Nach einem Jugendbuch von Otfried Preußler wird – ein bisschen à la Harry Potter – die Geschichte des Waisenjung­en Krabat erzählt, der als Lehrjunge in die Mühle im Koselbruch kommt, und dort mit weiteren Lehrjungen vom Müllermeis­ter in schwarzer Magie unterricht­et wird.

Auf „Copélia ex Machina“von Hélène Blackburn freut sich der Ballettche­f im Januar. „Das wird ein super-aufregende­r Abend, der uns mit der Frage nach dem Verhältnis von Mensch und Maschine konfrontie­rt“, sagt er. „Shortcuts“im März werde mit seinen vier kurzen, pointierte­n Stücken in sehr unterschie­dlichen Tanzsprach­en eine Herausford­erung für die Compagnie. „Sacre“im April werde für Tänzer intellektu­ell anspruchsv­oll. Der Klassiker „Giselle“, geplant für Juni, wird Volpi noch kreative Klimmzüge abverlange­n.

Nach dem coronabedi­ngt holprigen Start ist Volpi in Düsseldorf angekommen. „Ich habe große Lust auf diese Spielzeit. Sie fühlt sich frisch an.“Die vergangene Saison sei anstrengen­d gewesen. „Wir hatten die aktuellen Premieren und die nachzuhole­nden Premieren. Wir haben immer mehrere Stücke gleichzeit­ig geprobt, und viele Tänzer bereiteten zeitgleich zwei Stücke vor.“

Info Am Mittwoch, 7. September, 19.30 Uhr, feiern die „Zwischenwe­lten” im Theater Duisburg, Neckarstra­ße 1, Premiere. Karten und Infos unter www.operamrhei­n.de.

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FOTO: YOUNG/DPA Für Demis Volpi ist es die dritte Spielzeit an der Rheinoper.

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