Rheinische Post Krefeld Kempen
Die Geschichte des Hotels Adlon
Die Lage ist prominent, die Geschichte turbulent, der Name präsent: Schon Kaiser Wilhelm II. floh aus seinem zugigen Schloss in die annehmlichen Räume des Hotels Adlon am Brandenburger Tor in Berlin. Von dessen Eröffnung im Jahre 1907 an gehörte der luxuriöse Komplex zu den ersten Häusern in Europa, litt aber nach der Machtergreifung Hitlers unter der schwindenden Zahl vor allem amerikanischer Touristen. Von den Russen besetzt, brannte der ansonsten unzerstörte Bau wenige Tage nach der Eroberung Berlins 1945 ab. Die Adlons wurden enteignet, die Ruine verfiel und wurde erst 1997 durch einen Neubau ersetzt. Felix Adlon, Urenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon, hat die Geschichte des Hotels und seiner Familie in einem mit zeitgenössischen Aufnahmen bebilderten Buch aufgeschrieben. Ein Stück deutscher Historie vom Ende der Kaiserzeit bis zu Mauerfall und Wiederaufbau, ein Fall auch von noch ungeklärten Besitzansprüchen. bew
Pop Es ist schön, dass es diese Band gibt, und zwar zunächst mal, weil ihr Sänger Alexis Taylor eine der herrlichsten Stimmen des gegenwärtigen Pop hat. Man höre sich nur mal das Lied „Not Alone“an, das sich in den ohnehin tollen Katalog dieser Gruppe als besonders anrührendes Stück einfügt. So zart und schmeichelnd singt ja sonst kaum jemand, so geborgen kann man sich sonst nirgendwo fühlen.
„Freakout / Release“heißt das neue Album von Hot Chip. Sie haben erzählt, dass dessen Initialzündung eine Live-Coverversion des Beastie-Boys-Klassikers „Sabotage“gewesen sei. Die habe Energien freigesetzt, darüber hätten sie zu einer neuen Form des Zusammenseins gefunden. An den elf aktuellen Kompositionen hätten sie denn auch buchstäblich eng miteinander gearbeitet, auf kleinem Raum.
Sie hatten einige Tiefschläge des Schicksals wegzustecken, den Tod von Philippe Zdar, dem Co-Produzenten ihres letzten Albums. Die Lockdown-Phase, in der Touren und Tanzen nicht möglich waren. So ist denn „Freakout / Release“so etwas wie die Katharsis-Platte von Hot Chip. Die Texte nähern sich
Mit Hot Chip zurück ins Leben
den dunklen Seiten des Alltags, aber sie besinnen sich auch zurück auf das, was guttut: Freundschaft, Liebe, das erste Ausgehen nach langer Zeit.
Die Musik flirtet bemerkenswert stark mit dem Funk der 70er-Jahre, vor allem im Eröffnungsstück „Down“. Überhaupt werden die Bezüge ausgreifender gewählt als sonst. Spuren von Stereolab kann man ebenso erkennen wie Progrock-Einflüsse. „Time“entfaltet sich in einem House-Groove, und dass das alles zusammenhält, ist ein kleines Wunder an sich. In „Eleanor“zum Beispiel geht es um das Glück, einfach nur gehalten zu werden. Klingt kitschig, hört sich aber nicht so an, vielleicht weil es einfach wahr und von Alexis Taylor euphorisch zu pumpendem Synthesizer vorgebracht wird.
„Freakout / Release“ist eine berührende Pop-Platte im wahrsten Sinne. Philipp Holstein