Rheinische Post Krefeld Kempen
IG-Bau will mehr Klima-Sanierungen an öffentlichen Gebäuden
„Wir brauchen eine faire und gründliche Bestandsaufnahme, wie viel Energie die öffentlichen Gebäude verbrauchen“, fordert Gewerkschafter Uwe Orlob.
Die Arbeitnehmervertretung spricht von einem nötigen „Klima-Check für Rathaus, Polizei, Schule & Co.“und fordert, dass öffentliche Gebäude in Krefeld, die eine schlechte CO2-Bilanz haben, mit Hochdruck energetisch saniert werden sollen. „In Zeiten extremer Gaspreise kommt es darauf an, dass auch der Staat die Umweltbilanz seiner eigenen Bauten unter die Lupe nimmt. Wir brauchen eine faire und gründliche Bestandsaufnahme, wie viel Energie die öffentlichen Gebäude in Krefeld verbrauchen. Dort, wo am meisten verschleudert wird, muss die Sanierung Priorität haben“, sagt Uwe Orlob, für Krefeld zuständiger Bezirksvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG-Bau). Neue Fenster einzubauen, Fassaden zu dämmen und Dächer neu einzudecken – all das spare langfristig viel Geld. Gleichzeitig seien energieeffiziente Umbauten ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.
„Kommunal- und Landespolitik sollten diese Zukunftsinvestitionen vorantreiben. Es geht darum, dass der Staat seine energiepolitischen Hausaufgaben macht – und beim Thema Sanieren mit gutem Beispiel vorangeht“, betont Orlob. Vom Finanzamt bis zum Feuerwehrhaus: Es sei ein wichtiges Signal, sich darum zu kümmern, dass öffentliche Gebäude in Krefeld nicht zu den Schlusslichtern in puncto Energiebilanz zählen. Verwaltungsgebäude oder Sportstätten gehörten oft den schlechtesten Effizienzklassen – G oder H – an. Das bedeutet, dass sie jährlich mehr als 200 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter verbrauchen.
Zum Vergleich: In der Effizienzklasse A, wie er beim Neubau üblich ist, liegt der Jahresenergieverbrauch bei 30 bis 50 Kilowattstunden. Nach
Angaben der Deutschen EnergieAgentur (dena) belaufen sich die Energiekosten öffentlicher Gebäude bundesweit auf sechs Milliarden Euro pro Jahr – davon müssen allein die Kommunen 3,8 Milliarden Euro tragen. Die stark gestiegenen
Preise im Zuge des Ukraine-Kriegs sind hierbei noch nicht einmal berücksichtigt.
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt verweist auf Pläne der EU-Kommission. Danach sollen öffentliche Gebäude bis zum Jahr 2027 europaweit mindestens auf die Effizienzklasse F gebracht werden, bis 2030 dann mindestens auf die Klasse E. Das Klimaschutzpaket „Fit for 55“sieht vor, den gesamten Gebäudesektor bis zum 2050 klimaneutral zu machen. In Deutschland verursacht der Betrieb von Gebäuden derzeit 35 Prozent des Endenergieverbrauchs, so das Umweltbundesamt. Die Klima-Ziele ließen sich aber nur erreichen, wenn neben den privaten Hausbesitzern und Vermietern auch die öffentliche Hand deutlich mehr als bislang investiere, ist sich Orlob sicher.
Das Klima-Sofortprogramm von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sei dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Danach soll noch in der zweiten Jahreshälfte ein Dialog zwischen Bund, Ländern und Kommunen starten, um die Sanierungszahlen bei öffentlichen Bauten deutlich zu erhöhen. Dabei müssten zügig konkrete Maßnahmen vereinbart werden, so Orlob. Auch der Plan von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), die „Behörden-Temperatur“ab dem Herbst nur noch auf höchstens 19 Grad hochzufahren, nutze dem Klimaschutz und dem staatlichen Geldbeutel. „Jetzt ist es wichtig, dass die Politik die nötigen Mittel für die Sanierungen bereitstellt. Viel Zeit bleibt nicht. Dürre, Stürme und Starkregen zeigen schon heute, was passiert, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird.“
2020 hat das Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) der Stadt Krefeld einen Energiebericht erstellt. Die Zahlen dieses Berichts sollen der Verwaltung dabei helfen, die Energiebilanz
der stadteigenen Gebäude in den nächsten Jahren deutlich zu verbessern. Der Bericht wertet die Strom- und Wärmeverbräuche der Liegenschaften für die Jahre 2017, 2018 und 2019 aus, liefert zudem Beispiele für bereits umgesetzte Energieprojekte und stellt mögliche Handlungsschwerpunkte für die kommenden Jahre dar. Der Krefelder Stadtrat hatte im Sommer 2020 mit dem Programm „KrefeldKlima 2030“ein integriertes Klimaschutzkonzept beschlossen. Einer der Bausteine war das Energiemanagement für die städtischen Gebäude. Im neuen Bericht führt das ZGM aus, welche Verbesserungen dabei schon erfolgt und welche geplant sind. Der Bericht zeigt besonders auf, wie wichtig die in Krefeld laufenden Investitionen in die Schulbauten auch im Hinblick auf Energieeinsparungen sind. Die Schulen machen einen Großteil des städtischen Energiebedarfs aus.