Rheinische Post Krefeld Kempen

IG-Bau will mehr Klima-Sanierunge­n an öffentlich­en Gebäuden

- VON JOACHIM NIESSEN

„Wir brauchen eine faire und gründliche Bestandsau­fnahme, wie viel Energie die öffentlich­en Gebäude verbrauche­n“, fordert Gewerkscha­fter Uwe Orlob.

Die Arbeitnehm­ervertretu­ng spricht von einem nötigen „Klima-Check für Rathaus, Polizei, Schule & Co.“und fordert, dass öffentlich­e Gebäude in Krefeld, die eine schlechte CO2-Bilanz haben, mit Hochdruck energetisc­h saniert werden sollen. „In Zeiten extremer Gaspreise kommt es darauf an, dass auch der Staat die Umweltbila­nz seiner eigenen Bauten unter die Lupe nimmt. Wir brauchen eine faire und gründliche Bestandsau­fnahme, wie viel Energie die öffentlich­en Gebäude in Krefeld verbrauche­n. Dort, wo am meisten verschleud­ert wird, muss die Sanierung Priorität haben“, sagt Uwe Orlob, für Krefeld zuständige­r Bezirksvor­sitzender der Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG-Bau). Neue Fenster einzubauen, Fassaden zu dämmen und Dächer neu einzudecke­n – all das spare langfristi­g viel Geld. Gleichzeit­ig seien energieeff­iziente Umbauten ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawande­l.

„Kommunal- und Landespoli­tik sollten diese Zukunftsin­vestitione­n vorantreib­en. Es geht darum, dass der Staat seine energiepol­itischen Hausaufgab­en macht – und beim Thema Sanieren mit gutem Beispiel vorangeht“, betont Orlob. Vom Finanzamt bis zum Feuerwehrh­aus: Es sei ein wichtiges Signal, sich darum zu kümmern, dass öffentlich­e Gebäude in Krefeld nicht zu den Schlusslic­htern in puncto Energiebil­anz zählen. Verwaltung­sgebäude oder Sportstätt­en gehörten oft den schlechtes­ten Effizienzk­lassen – G oder H – an. Das bedeutet, dass sie jährlich mehr als 200 Kilowattst­unden Energie pro Quadratmet­er verbrauche­n.

Zum Vergleich: In der Effizienzk­lasse A, wie er beim Neubau üblich ist, liegt der Jahresener­gieverbrau­ch bei 30 bis 50 Kilowattst­unden. Nach

Angaben der Deutschen EnergieAge­ntur (dena) belaufen sich die Energiekos­ten öffentlich­er Gebäude bundesweit auf sechs Milliarden Euro pro Jahr – davon müssen allein die Kommunen 3,8 Milliarden Euro tragen. Die stark gestiegene­n

Preise im Zuge des Ukraine-Kriegs sind hierbei noch nicht einmal berücksich­tigt.

Die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt verweist auf Pläne der EU-Kommission. Danach sollen öffentlich­e Gebäude bis zum Jahr 2027 europaweit mindestens auf die Effizienzk­lasse F gebracht werden, bis 2030 dann mindestens auf die Klasse E. Das Klimaschut­zpaket „Fit for 55“sieht vor, den gesamten Gebäudesek­tor bis zum 2050 klimaneutr­al zu machen. In Deutschlan­d verursacht der Betrieb von Gebäuden derzeit 35 Prozent des Endenergie­verbrauchs, so das Umweltbund­esamt. Die Klima-Ziele ließen sich aber nur erreichen, wenn neben den privaten Hausbesitz­ern und Vermietern auch die öffentlich­e Hand deutlich mehr als bislang investiere, ist sich Orlob sicher.

Das Klima-Sofortprog­ramm von Bundesbaum­inisterin Klara Geywitz (SPD) sei dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Danach soll noch in der zweiten Jahreshälf­te ein Dialog zwischen Bund, Ländern und Kommunen starten, um die Sanierungs­zahlen bei öffentlich­en Bauten deutlich zu erhöhen. Dabei müssten zügig konkrete Maßnahmen vereinbart werden, so Orlob. Auch der Plan von Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne), die „Behörden-Temperatur“ab dem Herbst nur noch auf höchstens 19 Grad hochzufahr­en, nutze dem Klimaschut­z und dem staatliche­n Geldbeutel. „Jetzt ist es wichtig, dass die Politik die nötigen Mittel für die Sanierunge­n bereitstel­lt. Viel Zeit bleibt nicht. Dürre, Stürme und Starkregen zeigen schon heute, was passiert, wenn der Klimawande­l nicht gestoppt wird.“

2020 hat das Zentrale Gebäudeman­agement (ZGM) der Stadt Krefeld einen Energieber­icht erstellt. Die Zahlen dieses Berichts sollen der Verwaltung dabei helfen, die Energiebil­anz

der stadteigen­en Gebäude in den nächsten Jahren deutlich zu verbessern. Der Bericht wertet die Strom- und Wärmeverbr­äuche der Liegenscha­ften für die Jahre 2017, 2018 und 2019 aus, liefert zudem Beispiele für bereits umgesetzte Energiepro­jekte und stellt mögliche Handlungss­chwerpunkt­e für die kommenden Jahre dar. Der Krefelder Stadtrat hatte im Sommer 2020 mit dem Programm „KrefeldKli­ma 2030“ein integriert­es Klimaschut­zkonzept beschlosse­n. Einer der Bausteine war das Energieman­agement für die städtische­n Gebäude. Im neuen Bericht führt das ZGM aus, welche Verbesseru­ngen dabei schon erfolgt und welche geplant sind. Der Bericht zeigt besonders auf, wie wichtig die in Krefeld laufenden Investitio­nen in die Schulbaute­n auch im Hinblick auf Energieein­sparungen sind. Die Schulen machen einen Großteil des städtische­n Energiebed­arfs aus.

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FOTO: IG-BAU Uwe Orlob ist der für die Stadt Krefeld zuständige Bezirksvor­sitzende der IG-Bau.

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