Rheinische Post Krefeld Kempen
18 Gewerbegebiete im grünen Bereich
Das Büro „Stadtraumkonzept“hat die 31 Gewerbegebiete Krefelds auf ihre Zukunftsfähigkeit hin untersucht. Handlungsbedarf sehen die Experten am Dießemer Bruch, da dort ein „Trading down“-Effekt droht.
Wirtschaftsexperten haben 31 Krefelder Gewerbegebiete unter die Lupe genommen und für fünf Gebiete Perspektiven für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung erarbeitet. Besonderen Handlungsbedarf sehen sie am Dießemer Bruch, da es gelte, einen Abwärtstrend zu verhindern. Einen „heruntergekommenen Endruck“machen die Gebiete Duisburger Straße/ Hohenbudberger Straße sowie Lange Straße/ Parkstraße. Die Mehrheit der Gebiete (18) liegt jedoch im grünen Bereich. Besonders gut aufgestellt, ist das noch junge Gebiet Fichtenhain.
Die Analyse ist Teil des „Handlungsprogramms Gewerbebrachflächen“, das zum „Aktionsplan Wirtschaft“gehört. Mitarbeiter des Dortmunder Büros „Stadtraumkonzept“ermittelten 2021 Grundlagen für eine zukunftsfähige Ausrichtung der Gebiete. Den Auftrag vergaben die Grundstücksgesellschaft der Stadt, die Industrie- und Handelskammer und der Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung. Gemeinsam entschied man sich im September 2021 für fünf Standorte, für die beispielhaft Maßnahmen einer Weiterentwicklung herausgearbeitet wurden.
In den 31 untersuchten Gebieten gibt es insgesamt 36 ungenutzte oder landwirtschaftlich genutzte Freiflächen (68 ha), wobei allein die Häfte auf die Erweiterungsflächen des Rheinhafens sowie des Businessparks Fichtenhainer Allee entfällt. Darüber hinaus fanden die Experten 26 Leerstände oder „Mindernutzungen“, die sich auf 27,3 ha summieren. „Diese Anzahl erscheint – auch im Vergleich zu anderen Städten – nicht besonders hoch“, lautet dazu die Einschätzung.
Der mit Abstand größte Teil der Krefelder Industrie- und Gewerbegebiete mache, so das durchaus als positiv zu bewertende Fazit, einen durchschnittlichen städtebaulichen und generell funktionstüchtigen Eindruck. „Erhebliche Missstände sind kaum erkennbar, und nur wenige Gebiete wurden hinsichtlich einer Mehrzahl untersuchter Merkmale negativ bewertet.“Schlusslicht mit einer roten Markierung ist der Standort Duisburger Straße / Hohenbudberger Straße, der als „Altgewerbestandort mit deutlichen, auch städtebaulichen und infrastrukturellen Defiziten, Leerständen und Brachen“bewertet wird und auch für Fußgänger und Radfahrer wenig attraktiv sei.
Doch auch wenn die meisten Gewerbegebiete aktuell funktionieren, könne, so die Fachleute, allein aufgrund des Entstehungsalters davon ausgegangen werden, „dass die Gebäudesubstanz in großen Teilen der Gebiete zumindest mittel- bis langfristig erheblichen Sanierungsbedarf hat, insbesondere im Hinblick auf die Energieeffizienz“. Die sei angesichts der steigenden Energiepreise so wichtig, dass die Experten hier dringenden Handlungsbedarf sehen und die stärkere Nutzung von Photovoltaik, Wärmepumpen oder KWK-Anlagen vorschlagen. Außerdem schlagen sie Dach- und Fassadenbegrünungen vor, da ein Großteil der Gewerbe- und Industriegebiete zu wenig Grün aufweise und zu viele versiegelte Flächen habe.
Um die Gewerbegebiete auch künftig in Schuss zu halten, sei es „dringend anzuraten, frühzeitig in einen Dialog einzusteigen, um Bedarfe und Handlungsmöglichkeiten gemeinsam zu eruieren, Wissen zu vermitteln, Netzwerke zu initiieren und konkrete Umsetzungsschritte zu vereinbaren“. Das gelte besonders für das Gewerbegebiet Hüls wegen der geplanten Gebietserweiterung, aber auch für das Gebiet Süd II als Teil des Dießemer Bruchs, da dort Gefahr des „Trading down“bestehe, eine Entwertung des Gebietes durch zunehmende Leerstände und ausbleibende Kundschaft. „Es
vor. Auch für den Bereich südlich der Hafenstraße sei eine intensivere Nutzung vorstellbar.
Gewerbegebiet Dießemer Bruch Das Gebiet ist Teil des Gewerbegebietes Neue Ritterstraße/ Am Verschubbahnhof/ Dießemer Bruch/ Untergath. „Es umfasst die stark durch Handel geprägten Bereiche beidseits der B 57/ Dießemer Bruch sowie den Gebietsteil Süd II, der von der Straße Untergath aus erschlossen ist. Letzterer stellt strukturell eher einen eigenen Mikrostandort da und verfügt über relativ wenige Bezüge zum Gebietsteil am Dießemer Bruch“, heißt es in der Vorlage. Die Experten sehen wegen des dort vorhandenen größeren Leerstandes der ehemaligen Lackfabrik sowie „tendenziell vorhandenen Mindernutzungen“die Gefahr eines „Trading down“, „in dessen Folge sich weitere Leerstände oder Fehlnutzungen im Gebiet ausbreiten“. An der Schnittstelle zur im Osten angrenzenden Wohnbebauung sei zudem noch eine bislang ungenutzte Fläche. Fazit: „Das Gebiet ist stark versiegelt und weist keine öffentlichen, nutzbaren Grünbereiche auf. Pluspunkte für das Gebiet sind das sehr gute Angebot an Grundversorgung sowie die vorhandene Glasfaserinfrastruktur.“
Gewerbegebiet Breuershofstraße Das Gebiet ist ein kleinteiliger, gemischter Standort mit 125 Unternehmen auf 26,5 ha Fläche, der offensichtlich funktioniere. Doch das Gebiet sei stark versiegelt und es fehlten Grünbereiche. „Potenziale der Aufwertung liegen hier ausschließlich 1 2
3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
14
15 16
17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
im privaten Bereich“. Die Fachleute schlagen eine Vernetzung der Unternehmer vor, um ein Profil zu entwickeln und „dieses auch für die Außendarstellung des Gebietes und seiner Unternehmen zu nutzen“.
Gewerbegebiet Hüls
39 Unternehmen gibt es am kleinsten der 31 Standorte. „Das Gebiet zeigt durchaus Alterungserscheinungen, ist insgesamt jedoch funktionsfähig“, lautet die Einschätzung. Allerdings habe „der südwestliche Bereich des Mühlenwegs die Anmutung eines Werksgeländes der Firma Laufenberg“. Das Fazit: „Es ist zu prüfen, ob hier durch eine Privatisierung der Straße bei gleichbleibender Erschließungsqualität für das Gesamtgebiet Vorteile für das ansässige Unternehmen zu erzielen sind, welche zur weiteren Nutzbarkeit des Standortes für die Zukunft beitragen.“
Eine besondere Herausforderung sei die Entwicklung des südwestlich angrenzenden Baugebietes Den Ham. So beabsichtige die Firma Laufenberg, in den neuen Gebietsteil zu verlagern oder zu erweitern. „Der Umgang mit in diesem Zuge aufgegebenen Flächen im Altbestand kann sich unter Umständen schwierig gestalten, da diese häufig aufgrund der Charakteristika eines Altstandortes nur eine geringe Attraktivität für Neuansiedlungen aufweisen“, geben die Experten zu Bedenken und schlagen vor, frühzeitig im Dialog mit den Firmen- und Flächeneigentümern Strategien zu entwickelt, die ein Brachfallen der Immobilien verhindern.