Rheinische Post Krefeld Kempen
So lief das Schützenfest in Anrath
Die Sebastianer Schützen verstehen zu feiern. Am Freitag wurde im Fest zur Musik von DJ Yeti ausgiebig und ausgelassen gefeiert. Am Sonntagmorgen wurden zahlreiche Ehrungen für langjährige Mitglieder vorgenommen.
ANRATH In Anrath regiert zurzeit Königin Daniela I. Bröhl. Sie hat gute Chancen, als Sonnenkönigin in die Geschichte der Anrather St. Sebastianer einzugehen. Ihr Lebensgefährte hat bereits definitiv Bruderschaftsgeschichte geschrieben: Florian I. Kempen ist der erste Prinzgemahl. Er kommt zwar beim Volk ebenso gut an wie die Königin, aber Schützenkönig, da ist er sich sicher, wäre nichts für ihn.
Die Anrather hatten in der Vergangenheit oft zittern müssen, ob es jemanden geben werde, der den Königsvogel von der Stange holt. Dieses Problem hat der Präsident Christian Lüpertz in diesem Jahr nicht: Er weiß, dass es zumindest einen Bewerber geben wird. Was er noch nicht weiß: Wer sein Nachfolger wird.
Fest steht jedoch für ihn, dass er auf der Mitgliederversammlung am 30. September nach zwölf Jahren nicht mehr kandidieren wird. Dasselbe gilt für den 1. Brudermeister Bernd Straeten, der noch in dieser Woche 74 Jahre alt wird. Für dieses Amt gibt es zur Freude der St. Sebastianer schon einen Interessenten.
Es war so, als hätte es Corona nie gegeben: Das zeichnete sich bereits am Freitagabend ab. Als DJ Yeti auflegte, stieg die Stimmung im Zelt in rekordverdächtige Höhen. Viele junge Leuten taten das, was ihnen ein Virus so lange Zeit verwehrt worden war: Ausgelassen zu feiern. Zum Pflichtprogramm gehörte am Samstag der Besuch im Altenheim.
Das Königshaus hatte auch diesmal den Pflaumenkuchen nicht vergessen – Prummetaat gehört für die Senioren zum Schützenfest dazu wie das Amen in der Kirche.
Die junge Königin hat ihre Residenz vor ihrem Elternhaus an der Gietherstraße 33 aufbauen lassen. Sie stammt aus einer Schützenfamilie, ihr Bruder Marco Tillmanns ist jetzt Schülerprinz. Alt mit Cola – das sei ihr Lieblingsgetränk, ließ die Schützenkönigin vermelden. Sie hat sich noch die ganze Woche frei genommen. Am Schützensilber hat die Königin schon schwer zu tragen, die Uniform in Rot-Weiß-Gold ist eigentlich für niedrigere Temperaturen ausgelegt. Das gilt auch für die Schützenuniformen der Männer. Im Festzelt hingen ihre Jacken über der Stuhllehne, die Hemden waren schweißgetränkt. „Wir hatten in den letzten Jahren öfter sehr warmes Wetter am Schützenfest“, erinnerte sich Christian Lüpertz. Warum sollte der Klimawandel ausgerechnet um Anrath einen Bogen machen?
Am Sonntagvormittag war das Zelt nicht ganz so gut besucht. Im
Rahmen des Frühschoppens wurden verdiente Schützen und langjährige Mitglieder befördert beziehungsweise geehrt. Der General der Bruderschaft, der aktuell erkrankt ist, wurde mit der Christoph Bernhard Graf von Galen Plakette geehrt. Über die Verleihung des Silbernen Verdienstkreuzes freute sich Ernst Kiwitz von der Doktorei. 40 Jahre gehören folgende Schützen der Bruderschaft an: Klaus von Calberg, Heinz-Peter Grütters, Andreas Kloss, Ulrich Lohmanns, Carsten Stuwe und der Ehrenpräsident
Alexander Oerschkes. Seit 25 Jahren sind folgende Schützen dabei: Sigrid Berger, Sylvia Timmermanns und das passive Mitglied Lukas Siebenkotten. Womit Christian Lüpertz (57) nicht zufrieden ist: Es gibt kein einziges großes Fahrgeschäft auf dem Kirmesplatz, weder Raupe noch Autoscooter. „Ich weiß, dass in ein Dorf wie Anrath keine Wilde Maus und auch kein Riesenrad kommt, das wäre auch gar nicht nötig bei den großen Abständen, die auf dem Festplatz zwingend einzuhalten sind“, sagt Lüpertz. Stattdessen sind draußen jede Menge Stühle aufgestellt worden für alle, die die letzten warmen Sonnentage genießen möchten. Worüber der Präsident sehr glücklich ist: „Wir haben eine neue Gruppe, die ,Stramme Jonges’“. Nicht nur die Anrather Schützen glauben, dass der Neustart gelungen ist.