Rheinische Post Krefeld Kempen
So erhöhen die Stadtwerke die Gaspreise
Kunden des Nettetaler Versorgers müssen ab dem 1. Oktober erheblich mehr für Gas zahlen. Eine Musterrechnung für einen Drei-Personen-Haushalt ergibt eine kräftige Steigerung.
NETTETAL Die gute Nachricht zuerst: Mit höheren Preisen für Strom müssen die Kunden der Stadtwerke Nettetal vorläufig nicht rechnen. „Bezüglich Strom ist aktuell keine Preisanpassung geplant“, erklärte eine Sprecherin der Stadtwerke auf Anfrage unserer Redaktion. Allerdings: Für Gas werden die Kunden ab dem 1. Oktober erheblich mehr berappen müssen, die es von den Nettetaler Werken bezieht.
Der Grund dafür ist klar: Wegen des Kriegs in der Ukraine sind die Preise für Gas an den Weltmärkten explodiert. „Seit Anfang des Jahres konnten wir die Grundversorgung trotz steigender Beschaffungskosten stabil halten. Leider müssen nun auch wir unsere Tarife der aktuellen Entwicklung anpassen“, teilen die Stadtwerke zur Preiserhöhung mit.
Und die wird ab 1. Oktober in der Grundversorgung für einen DreiPersonen-Haushalt mit 14.400 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr 2.632 Euro im Jahr inklusive Grundpreis anstatt bisher 1.600 Euro betragen. „Auf den Musterhaushalt kommen im Jahr ab Oktober rund 1000 Euro Mehrkosten zu, das entspricht einer Erhöhung um 65 Prozent“, rechnen die Nettetaler Stadtwerke vor. Die Steigerung ist etwas moderater als etwa bei der NEW AG, die eine Erhöhung um 83 Prozent in der Grundversorgung für Altkunden ab Oktober angekündigt hat.
Zudem ist Schluss mit der Splittung der Grundversorgung für Bestandskunden und etwas mehr zahlende Neukunden. Diese Unterscheidung ist nach einer Gesetzesänderung nicht mehr zulässig. Beide Tarife werden nun auf einem Niveau angeglichen. „Die Preiserhöhung für Neukunden fällt dadurch mit lediglich elf Prozent bezogen auf den Musterhaushalt mit 14.400 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr sehr viel niedriger aus“, sagen die Stadtwerke und rechnen für Neukunden wie folgt vor: Kosten im Jahr inklusive Grundpreis ab Oktober = 2.632 Euro, bisher in der Neukunden-Grundversorgung = 2.376 Euro, Mehrkosten = 256 Euro.
In der Grundversorgung fürs Gas arbeiten die Nettetaler Stadtwerke nach eigenen Angaben nach dem Prinzip der „Best-Abrechnung“. „Das heißt, je nach Verbrauch und Heizleistung wird immer mit dem günstigsten Grundpreistarif abgerechnet. Ändert sich beispielsweise im Laufe des Jahres der Heizbedarf beim Kunden, wird er automatisch in die für ihn günstigste Tarifstufe eingeordnet“, so die Sprecherin. Der größte Teil der Stadtwerke-Kunden mit einem gewöhnlichen Heizbedarf falle in die Grundpreistarife II und III. In Tarif II beträgt der BruttoArbeitspreis pro Kilowattstunden ab dem dem 1. Oktober 17,74 Cent, in Tarif III werden es dann 17,12 Cent sein.
Ebenfalls ab dem 1. Oktober wollen die Stadtwerke die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage an die Kunden weitergeben. Rund 8000 Kunden seien bereits informiert worden, dass bundesweit zwei neue Umlagen (Gasbeschaffungsund Speicherumlage) zur Bewältigung der Energiekrise eingeführt werden. „Sobald wir die neuen Umlagen weitergeben, werden sie auch auf der Rechnung erscheinen“, kündigen die Stadtwerke an.
Und was passiert, wenn viele Verbraucher die höheren finanziellen Lasten nicht aufbringen können. Beschert das den Stadtwerken dann vielleicht sogar einen Liquiditätsengpass? „Können Verbraucher die höheren Preise nicht zahlen, bringt das Versorger wie uns als Stadtwerke womöglich in Schieflage“, sagt die Sprecherin. Das Unternehmen rechne mit mehr Zahlungsausfällen, aber wie viele es sein werden, sei nicht vorhersehbar.