Rheinische Post Krefeld Kempen

Zwei Meiler können bis 2023 laufen

Der Stresstest zeigt: Deutschlan­ds Stromverso­rgung im Winter ist nicht sicher.

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DÜSSELDORF (anh) Die deutsche Stromverso­rgung im Winter ist nicht sicher. Das ist das Ergebnis des Stresstest­s, das Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) am Montagaben­d vorstellte. Er kündigte an, dass die Atomkraftw­erke Isar 2 (von Eon) und Neckarwest­heim (von EnBW) „bis Mitte April 2023 noch zur Verfügung stehen“sollen. Sie gehen in die Notreserve und können bei Bedarf wieder hochgefahr­en werden. Zum Jahresende gehen sie aber erst einmal vom Netz. Auch sollen keine neuen Brenneleme­nte geladen werden.

Die Netzbetrei­ber hatten mehrere Szenarien betrachtet: „Die Versorgung­ssituation ist in allen Szenarien angespannt“, sagte ein Vertreter von Amprion. Besonders kritisch sei die Lage im Süden und Südwesten. Die Betreiber verwiesen auf ein Bündel von Risikofakt­oren: Russland stoppt die Gaslieferu­ng, französisc­he Atomkraftw­erke fallen wegen der Trockenhei­t aus, das Niedrigwas­ser am Rhein ist ernst wie nie, die Deutschen heizen womöglich im Winter mit Heizlüfter­n. Im Winter könnten „stundenwei­se krisenhaft­e Situatione­n“nicht vollständi­g ausgeschlo­ssen werden, stellte der Minister fest.

Bislang war vorgesehen, dass die letzten drei deutschen Atomkraftw­erke zum Jahresende endgültig abgeschalt­et werden. Das ist neben Isar 2 und Neckarwest­heim der Meiler Emsland von RWE. Doch Letzterer ist zu weit weg vom Süden und soll daher wie geplant abgeschalt­et werden. Für die Grünen ist das Ganze ein schwerer Schritt. „Atomkraft ist eine Hochrisiko-Technologi­e, doch wir müssen jetzt die richtige Entscheidu­ng für die Versorgung­ssicherhei­t treffen“, sagte Robert Habeck. Atomkraft sei keine Hilfe beim Gas, aber beim Strom könne sie helfen. „Wir müssen uns diese Option erhalten.“

Eon zeigte sich gesprächsb­ereit: Man habe stets erklärt, die Regierung zu unterstütz­en. Nun müssse man prüfen, wie der Plan technisch und organisato­risch umsetzbar sei, Kernkraftw­erke seien eigentlich keine Reservekra­ftwerke. CDUFraktio­nsvize Jens Spahn kritisiert­e Habecks Plan als kurzsichti­g: Die Atommeiler sollten noch mindestens zwei Winter laufen, so Spahn.

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