Rheinische Post Krefeld Kempen

Spione bei Habeck?

Der Verfassung­sschutz nahm zwei Beamte des Ministeriu­ms unter die Lupe.

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Es herrscht Krieg in Europa. Die Vermutung liegt nahe, dass Russland mittels Spionage versuchen könnte, an sensible Informatio­nen aus der Bundesregi­erung zu gelangen. Und tatsächlic­h: Einem Bericht der „Zeit“zufolge ging das Bundesamt für Verfassung­sschutz dem Verdacht nach, dass zwei leitende Beamte des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums womöglich für Russland spioniert haben. Die fraglichen Personen arbeiteten in einem besonders sensiblen Bereich, der sich mit der Energiepol­itik befasse, hieß es. Das Wirtschaft­sministeri­um soll den Fall an den Verfassung­sschutz übergeben haben, nachdem hausintern der Verdacht aufgekomme­n war.

Die Beamten hätten in Ministeriu­msdokument­en eine auffallend russlandfr­eundliche Position vertreten. Der Verfassung­sschutz habe die Lebensläuf­e der Beamten überprüft und sei auf „biografisc­he Auffälligk­eiten“gestoßen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht näher benannte Quellen. Handfeste Beweise, dass es sich tatsächlic­h um einen oder mehrere Spione handelte, hätten sich aber nicht gefunden. Wer die Beamten sind, seit wann sie im Ministeriu­m tätig sind – all das blieb unklar.

Was folgt für die Ministerie­n in Berlin daraus? Zunächst keine Änderung zum bisherigen Vorgehen. Ein Sprecher von Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) teilte mit, das Wirtschaft­sministeri­um sei bereits seit Beginn der Legislatur­periode – also noch vor dem russischen Überfall auf die Ukraine – in einem engen Austausch mit dem Bundesverf­assungssch­utz. Warum? Weil klar sei, dass die Arbeit aufgrund der Verantwort­ung für die Energiesic­herheit und der hohen Abhängigke­it von russischen Energieimp­orten in einem besonderen Fokus stehe. Sicherheit­sexperten runzeln jedenfalls die Stirn, auch aus der Ampelkoali­tion. Sie kritisiere­n die Spionageab­wehr bereits als unzureiche­nd. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesregi­erung nachbesser­t und die Abwehr hochfährt. In diesem Fall ist Kontrolle besser als Vertrauen.

Unser Autor ist stellvertr­etender Leiter des Berliner Parlaments­büros. Er wechselt sich hier mit unserer Bürochefin Kerstin Münsterman­n und unserem Hauptstadt-Korrespond­enten Hagen Strauß sowie der Publizisti­n Margaret Heckel ab.

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