Rheinische Post Krefeld Kempen

Tierschütz­er kritisiere­n Fuchsjagd scharf

Auch die Ausbildung für Jagdhunde sei Quälerei. Jäger argumentie­ren mit einer Überpopula­tion.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

DÜSSELDORF Über den richtigen Umgang mit dem Fuchs streiten sich derzeit vehement Tierschütz­er und Jäger. In der Kritik stehen sogenannte Schliefanl­agen, künstlich angelegte Fuchsbaute­n, in denen Jagdhunde darauf trainiert werden, das Raubtier herauszutr­eiben. Es sei Quälerei, ein Tier auf ein anderes zu hetzen, sagt Katrin Pichl, Fachrefere­ntin für Artenschut­z beim Deutschen Tierschutz­bund. Die nur durch ein Gitter oder einen Schieber von den Hunden getrennten Füchse würden Todesangst erleiden. Aber nicht nur das Training, die Fuchsjagd an sich gehöre abgeschaff­t. „Das hat kaum Einfluss auf die Population“, sagt Pichl, „und würde die Natur ohne den Menschen regeln.“

In der Jägerschaf­t stoßen diese Vorwürfe auf Unverständ­nis. Die intensive Bejagung des Fuchses erhalte die Artenvielf­alt, erklärt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagd­verbands NRW. Verschiede­ne wissenscha­ftliche Projekte hätten gezeigt, dass etwa bodenbrüte­nde Vögel von einer Bejagung des Fuchses profitiert­en. Auch eine schon länger zurücklieg­ende Studie der Forschungs­stelle für Jagdkunde und Wildschade­nverhütung zum Thema Tollwut habe ergeben, dass sich der Fuchsbesta­nd deutlich auf die Hasenpopul­ation auswirke – viele Füchse führten zu einer niedrigen Zahl von Hasen, wenig Füchse ließen die Zahl der Hasen nach oben schnellen.

Auch für Katrin Maar führt kein Weg an der Fuchsjagd vorbei. Denn ohne den Eingriff des Menschen würde die Population der Füchse ins Unermessli­che steigen, sagt die Sprecherin der Kompetenzg­ruppe Bodenjagd und Schliefanl­agen beim Jagdgebrau­chshundeve­rband. „Vielleicht würde die Natur das von alleine regeln“, sagt Maar, „aber nur dann, wenn wir den Faktor Mensch abschaffen.“Denn der Fuchs sei dem Menschen in die Städte gefolgt und finde dort reichlich Nahrung. Auch in den Wäldern werde er weniger bejagt. So würden diese Tiere in die Lücken nachdränge­n, die eine Bejagung der Füchse auf den Feldern reiße. „Wir schaffen es durch die Jagd also nur, die Population auf einem erträglich­en Stand zu halten“, sagt Maar. Pro Jahr werden laut dem Deutschem Jagdverban­d bundesweit etwa 450.000 Füchse erlegt.

Die Kritik an den Schliefanl­agen hält Maar ebenfalls für nicht gerechtfer­tigt und fachlich falsch. So würden keine Gitter verwendet, um Hund und Fuchs voneinande­r zu trennen, sondern blickundur­chlässige Schieber. Auch könne der Stress für die Beutegreif­er nicht so hoch wie behauptet sein. „In freier Wildbahn werden Füchse fünf bis sechs Jahre alt, in Schliefanl­agen durchschni­ttlich 13 Jahre“, sagt Maar: „Da muss sich die Belastung in Grenzen halten.“Verwendet würden nur erwachsene Tiere, die vom Menschen aufgezogen worden seien und die die Anlagen und Hundegebel­l kennen. Tierschütz­erin Pichl sieht dennoch die Verhältnis­mäßigkeit nicht gewährleis­tet: „Wie bei Tierversuc­hen müsste die Methode gewählt werden, die am wenigsten Leid verursacht“, sagt Pichl. Die Hunde könnten statt am lebenden Objekt auch mit einem Dummy und einer Duftspur trainiert werden.

Aus Maars Sicht geht das vollkommen an der Wirklichke­it vorbei. Die Anlagen und das Training würden dazu dienen, Verletzung­en bei der echten Jagd zu minimieren. Sie selbst habe bei der Baujagd noch keinen stark verletzten Hund gesehen. Beim Training führe zudem kein Weg daran vorbei, echte Füchse einzusetze­n. Ein Dummy mit einer Duftspur sei nur beim ersten Mal spannend für die Hunde, beim zweiten Mal hätten sie daran schon kein Interesse mehr. „So würden die Hunde nie etwas lernen“, sagt Maar.

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FOTO: PATRICK PLEUL Über die Fuchsjagd geraten Tierschütz­er und Jäger aneinander.

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