Rheinische Post Krefeld Kempen
Tierschützer kritisieren Fuchsjagd scharf
Auch die Ausbildung für Jagdhunde sei Quälerei. Jäger argumentieren mit einer Überpopulation.
DÜSSELDORF Über den richtigen Umgang mit dem Fuchs streiten sich derzeit vehement Tierschützer und Jäger. In der Kritik stehen sogenannte Schliefanlagen, künstlich angelegte Fuchsbauten, in denen Jagdhunde darauf trainiert werden, das Raubtier herauszutreiben. Es sei Quälerei, ein Tier auf ein anderes zu hetzen, sagt Katrin Pichl, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Die nur durch ein Gitter oder einen Schieber von den Hunden getrennten Füchse würden Todesangst erleiden. Aber nicht nur das Training, die Fuchsjagd an sich gehöre abgeschafft. „Das hat kaum Einfluss auf die Population“, sagt Pichl, „und würde die Natur ohne den Menschen regeln.“
In der Jägerschaft stoßen diese Vorwürfe auf Unverständnis. Die intensive Bejagung des Fuchses erhalte die Artenvielfalt, erklärt Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbands NRW. Verschiedene wissenschaftliche Projekte hätten gezeigt, dass etwa bodenbrütende Vögel von einer Bejagung des Fuchses profitierten. Auch eine schon länger zurückliegende Studie der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung zum Thema Tollwut habe ergeben, dass sich der Fuchsbestand deutlich auf die Hasenpopulation auswirke – viele Füchse führten zu einer niedrigen Zahl von Hasen, wenig Füchse ließen die Zahl der Hasen nach oben schnellen.
Auch für Katrin Maar führt kein Weg an der Fuchsjagd vorbei. Denn ohne den Eingriff des Menschen würde die Population der Füchse ins Unermessliche steigen, sagt die Sprecherin der Kompetenzgruppe Bodenjagd und Schliefanlagen beim Jagdgebrauchshundeverband. „Vielleicht würde die Natur das von alleine regeln“, sagt Maar, „aber nur dann, wenn wir den Faktor Mensch abschaffen.“Denn der Fuchs sei dem Menschen in die Städte gefolgt und finde dort reichlich Nahrung. Auch in den Wäldern werde er weniger bejagt. So würden diese Tiere in die Lücken nachdrängen, die eine Bejagung der Füchse auf den Feldern reiße. „Wir schaffen es durch die Jagd also nur, die Population auf einem erträglichen Stand zu halten“, sagt Maar. Pro Jahr werden laut dem Deutschem Jagdverband bundesweit etwa 450.000 Füchse erlegt.
Die Kritik an den Schliefanlagen hält Maar ebenfalls für nicht gerechtfertigt und fachlich falsch. So würden keine Gitter verwendet, um Hund und Fuchs voneinander zu trennen, sondern blickundurchlässige Schieber. Auch könne der Stress für die Beutegreifer nicht so hoch wie behauptet sein. „In freier Wildbahn werden Füchse fünf bis sechs Jahre alt, in Schliefanlagen durchschnittlich 13 Jahre“, sagt Maar: „Da muss sich die Belastung in Grenzen halten.“Verwendet würden nur erwachsene Tiere, die vom Menschen aufgezogen worden seien und die die Anlagen und Hundegebell kennen. Tierschützerin Pichl sieht dennoch die Verhältnismäßigkeit nicht gewährleistet: „Wie bei Tierversuchen müsste die Methode gewählt werden, die am wenigsten Leid verursacht“, sagt Pichl. Die Hunde könnten statt am lebenden Objekt auch mit einem Dummy und einer Duftspur trainiert werden.
Aus Maars Sicht geht das vollkommen an der Wirklichkeit vorbei. Die Anlagen und das Training würden dazu dienen, Verletzungen bei der echten Jagd zu minimieren. Sie selbst habe bei der Baujagd noch keinen stark verletzten Hund gesehen. Beim Training führe zudem kein Weg daran vorbei, echte Füchse einzusetzen. Ein Dummy mit einer Duftspur sei nur beim ersten Mal spannend für die Hunde, beim zweiten Mal hätten sie daran schon kein Interesse mehr. „So würden die Hunde nie etwas lernen“, sagt Maar.