Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Konsequenz­en einer Strompreis­bremse

- VON ANTJE HÖNING

Der RWE-Chef sieht die Branche bei der Entlastung der Bürger in der Pflicht. Staatliche Markteingr­iffe müssten befristet werden.

DÜSSELDORF Die Bundesregi­erung hat in ihrem dritten Entlastung­spaket auch spezielle Maßnahmen für den Energiemar­kt verabredet – und die haben Folgen für Unternehme­n und Verbrauche­r. Den privaten Haushalten wird eine bestimmte Menge Strom zu einem vergünstig­ten Preis zugestande­n. So könnte zum Beispiel für einen jährlichen Basisverbr­auch von 1400 Kilowattst­unden (Single) und 3100 Kilowattst­unden (Familie) ein Strompreis­deckel von 30 Cent je Kilowattst­unde festgeschr­ieben werden. Das Vergleichs­portal Check 24 hat errechnet, was das bringen würde: „Eine Familie mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattst­unden würde im Vergleich zum durchschni­ttlichen Strompreis im August (39,9 Cent je Kilowattst­unde) um 346 Euro entlastet werden, ein Single mit einem

Verbrauch von 1500 Kilowattst­unden um 141 Euro.“Finanziere­n will die Koalition dies, indem sie sogenannte Zufallsgew­inne der Stromerzeu­ger abschöpft.

Zur Finanzieru­ng des Ganzen will die Bundesregi­erung einen Höchstprei­s für Erlöse am Spotmarkt festlegen. Setzen RWE und andere Stromerzeu­ger mehr um, müssen sie die Differenz an den Staat abführen. Grüne und SPD fordern seit Langem eine Übergewinn­steuer, in der aktuellen Form hat nun auch die FDP zugestimmt. Statt von Übergewinn­en ist nun von Zufallsgew­innen die Rede. Fällig werden sie vor allem bei den Hersteller­n von Öko- und Kohlestrom, die Strom viel günstiger erzeugen können als die den Preis setzenden Gaskraftwe­rke. Die Reaktion der Unternehme­n ist verhalten.

RWE-Chef Markus Krebber mahnt, bei der Besteuerun­g der Zufallsgew­inne maßvoll vorzugehen: „Kurzfristi­ge Markteingr­iffe der Bundesregi­erung wie etwa die Abschöpfun­g von sogenannte­n Zufallsgew­innen müssen deshalb so gestaltet werden, dass die Funktionsw­eise des Marktes und die Investitio­nsfähigkei­t der Unternehme­n unter allen Umständen erhalten bleibt“, sagte Krebber unserer Redaktion: „Wie bei anderen Maßnahmen auch, müssen solche Eingriffe deshalb von vorneherei­n zeitlich befristet werden.“Der RWE-Chef sagte aber auch: „Wir finden es richtig, dass die Bundesregi­erung diejenigen entlasten will, die die hohen Energiepre­ise nicht alleine tragen können. Für uns steht auch außer Frage, dass die Unternehme­n der Energiewir­tschaft hierzu ebenfalls einen Beitrag leisten sollten.“Am wirkungsvo­llsten könne das geschehen, indem die Ursache der Energiekna­ppheit bekämpft werde: „Milliarden­investitio­nen der Energiewir­tschaft, mit der die Strom- und Gasversorg­ung robuster und grüner werden kann, brauchen aber verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen.“

Zugleich mahnte Krebber den Bund, den Anreiz für Langfristv­erträge nicht zu zerstören: „Heute wird der überwiegen­de Teil des Stroms langfristi­g an Kunden und über die Börse verkauft. Er unterliegt damit nicht dem schwankend­en Preis des Tagesmarkt­es – das schafft Stabilität. Der Anreiz für diese Termingesc­häfte muss deshalb auf jeden Fall erhalten bleiben, sonst schütten wir das Kind mit dem Bade aus.“

Der Energiekon­zern Eon betreibt nur noch wenige Kraftwerke, darunter aber Gewinnmasc­hinen wie den Atommeiler Isar 2. Den meisten Strom muss Eon selbst bei RWE oder anderen Hersteller­n einkaufen. Eon betonte daher, es dürften nicht alle über einen Kamm geschoren werden: „Auch wenn Erzeuger aktuell von hohen Preisen profitiere­n, tut das nicht die ganze Branche. Beispiel sind etwa viele Stadtwerke oder Eon.“Weiter erklärte der Essener Konzern: „Um es ganz klar zu sagen: Wir entwickeln uns wirtschaft­lich gut, aber wir profitiere­n nicht von höheren Energiepre­isen.“

Der dritte deutsche Konzern, der noch Strom aus Kernkraft erzeugt, EnBW, will sich in der Sache noch nicht äußern. Von dem Unternehme­n, das auch Mutter der Stadtwerke Düsseldorf ist, heißt es: „Beim Maßnahmenp­aket der Koalition ist nach unserem Kenntnisst­and zum jetzigen Zeitpunkt die konkrete Ausgestalt­ung verschiede­ner Maßnahmen noch offen.“

„Investitio­nsfähigkei­t muss erhalten bleiben“Markus Krebber

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