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Blockchain-System bekommt Öko-Update
Kryptowährungen verbrauchen Unmengen von Strom. Bei der Ethereum-Plattform soll sich das ändern. Doch daran gibt es Kritik.
BERLIN (dpa) „Super-Crash“, „Krypto-Winter“, „Milliarden-Werte vernichtet“: Die aktuellen Schlagzeilen zur Kryptowährungsbranche verbreiten unter Investoren schlechte Stimmung. Doch nicht nur die sinkenden Kurse für Bitcoin und Ether, der Währung der Ethereum-Blockchain, sorgen für Kopfschmerzen. Angesichts der Energieknappheit wird der riesige Strombedarf für den Unterhalt der Kryptosysteme von Politik und Umweltaktivisten immer stärker infrage gestellt.
Zumindest für Ethereum ist aber eine drastische Öko-Wende in Sicht. Voraussichtlich am Dienstag wird die letzte Stufe des Umstellungsprozesses „The Merge“eingeleitet, mit dem der Strombedarf der Ethereum-Blockchain
um 99,95 Prozent gesenkt werden soll. Möglich wird dies durch einen Austausch des sogenannten Konsensfindungssystems, das verhindert, dass eine Krypto-Münze mehrfach ausgegeben werden kann. „The Merge“wäre das bisher größte Upgrade einer Blockchain in der Kryptowelt.
Die Ethereum-Blockchain ist eine öffentlich einsehbare Datenbank, die Informationen und Transaktionen auf kryptografisch sichere Weise speichert und verifiziert. Ether ist die Kryptowährung, die über die Ethereum-Blockchain getauscht wird. Sie steht in der Kryptowelt hinter dem Bitcoin an zweiter Stelle, was den Gesamtwert angeht.
Bitcoin und Ethereum stehen vor der Herausforderung, Transaktionen auf der Blockchain fälschungssicher zu validieren. Bislang wird bei diesen Systemen das Verfahren „Proof of Work“eingesetzt. Dabei müssen komplizierte kryptografische Rätsel gelöst werden. Wer das Rätsel zuerst knackt, darf den nächsten Eintrag in die Blockchain schreiben und erhält dafür eine Belohnung in Form von Ether beziehungsweise Bitcoin. Dieser Vorgang wird auch „Mining“genannt, weil dadurch neue Krypto-Münzen „geschürft“werden.
Beim „Mining“konkurrieren viele Akteure untereinander, aber nur einer kommt letztlich zum Zuge. Das ist der eigentliche Grund, warum bei diesem Verfahren so viel Strom verbraucht wird. Schätzungen des Krypto-Experten Alex de Vries zufolge verbraucht allein die EthereumBlockchain bislang so viel Strom wie Österreich.
Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin hatte bereits 2014 überlegt, ob es nicht besser sei, auf das Verfahren „Proof of Stake“(PoS) umzusteigen, das deutlich weniger Strom verbraucht. Dabei zahlen KryptoInvestoren eine bestimmte Anzahl digitaler Münzen ein, um an einer Art Lotterie teilzunehmen. Jedes Mal, wenn eine Transaktion validiert werden muss, wird ein Teilnehmer („Staker“) aus dem Lostopf ausgewählt, um den Austausch zu verifizieren und neue Münzen als Belohnung zu erhalten.
In der Krypto-Szene ist der Schwenk nicht unumstritten. Vor allem Bitcoin-Befürworter halten „Proof of Stake“für ungerecht, weil letztlich nur die Besitzer großer Coin-Bestände von dem Verfahren
profitieren würden. Unter den PoS-Kritikern sind aber auch viele „Miner“, die große Summen in ihre Rechenzentren zum Schürfen von Bitcoin und Ether investiert haben.
Der Berliner Unternehmer Grosskopf erwartet bei einer erfolgreichen Umsetzung des Mammut-Projektes einen positiven Effekt auf die gesamte Branche. Durch die Energieeinsparung werde die Blockchain attraktiver für Investoren, die ihre Anlagen nach den Nachhaltigkeitskriterien (ESG) auswählen. „Mehr noch. Auf der Ethereum-Technologie lassen sich nun Finanztransaktionen global mit minimalem Energieverbrauch verarbeiten.“Sie könnte ein Treiber für weitere Einsparungen werden, wenn sie Tausende Rechenzentren von Banken ersetze.