Rheinische Post Krefeld Kempen

Frische Ideen für die Klebstoffs­parte

Henkel investiert 130 Millionen Euro in ein Innovation­szentrum und bekennt sich damit zu Düsseldorf.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Der Chemie- und Konsumgüte­rkonzern Henkel hat am Montag sein neues Entwicklun­gsund Kundenzent­rum (ICD) für seine Klebstoffs­parte offiziell eröffnet. „Damit bekennen wir uns auch zum Standort Düsseldorf“, sagte Vorstandsc­hef Carsten Knobel. Die Investitio­nssumme für das Gebäude mit insgesamt 30 Laboren und vier Technologi­ezentren beträgt 130 Millionen Euro. Laut Knobel ist es die „größte Einzelinve­stition unserer Unternehme­nsgeschich­te“, wobei er externe Zukäufe natürlich nicht mit einbezog.

Ziel des Zentrums mit seinen 650 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn ist es, einerseits neue Klebund Dämmstoffe sowie vergleichb­are Materialie­n zu entwickeln, anderersei­ts den vielen Tausend Industriek­unden rund um den Globus Anwendunge­n vorzuführe­n, um neue Aufträge zu ergattern. „Mit den hier entwickelt­en Innovation­en helfen wir unseren Kunden, nachhaltig­er zu wirtschaft­en“, sagte Knobel. Jan-Dirk Auris, seit elf Jahren als Henkel-Vorstand zuständig für die Klebstoffs­parte, wies daraufhin, dass die Sparte insgesamt ein deutlich besseres Geschäft mache als jeder Wettbewerb­er, gerade die Zusammenar­beit mit der Autoindust­rie, mit Flugzeugba­uern und auch mit der Smartphone-Industrie rund um Apple und Samsung sei bekannterm­aßen sehr eng. Auris: „Das ICD bekräftigt unseren Anspruch, unser weltweit führendes Portfolio und Know-how im Bereich der Materialwi­ssenschaft­en weiter zu stärken.“

Auf Nachfrage stellte Knobel klar, dass es keinerlei Pläne gebe, die Klebstoffs­parte vom Rest des Konzerns abzuspalte­n, obwohl sie eine deutlich bessere Gewinnmarg­e aufweise als die zwei anderen Bereiche

Waschmitte­l („Persil“) und Schönheits­pflege („Schwarzkop­f“), die aktuell zu einer gemeinsame­n Sparte Konsumgüte­r zusammenge­führt werden. Auris erklärte, die Frage einer möglichen Abspaltung sei für ihn aktuell kein Thema. Er hält es für denkbar, dass einige Beschäftig­te aus den Konsumgüte­rsparten in seinen Bereich wechselten, falls deren Stellen bei der aktuellen Umorganisa­tion wegfielen.

Für die Zukunft setzt die Klebstoffs­parte, die ungefähr die Hälfte des Konzernums­atzes erzielt und fast die Hälfte der Konzernbel­egschaft

von 52.000 Menschen stellt, stark auf neue Geschäfte rund um Nachhaltig­keit. „Unser Fokus liegt auf Innovation­en, die beispielsw­eise zur CO2-Reduktion bei unseren Kunden oder zu neuen Lösungen für eine Kreislaufw­irtschaft beitragen“, sagte Auris. So würden Klebstoffe von Henkel helfen, Elektroaut­os deutlich leichter zu machen. Ein neues Isoliermat­erial solle verhindern, dass eine überhitzte Batterie das Auto in Brand stecken kann. Neue Materialie­n sollten helfen, dass Smartphone­s komplett recycelt werden können. „Es geht um die besten Lösungen, damit die Wirtschaft umweltfreu­ndlicher wird“, ergänzte Ulla Hüppe, Leiterin Nachhaltig­keit in der Klebstoffs­parte.

Dabei fällt auf, wie internatio­nal im ICD gearbeitet wird. Viele Vorträge für Kunden werden nur in Englisch vorbereite­t, die Beschäftig­ten kommen aus 42 Staaten, für ein Eliteprogr­amm für junge Naturwisse­nschaftler wurden die Talente aus sieben Länden rekrutiert. Der Frauenante­il im ICD liegt bei 41 Prozent. Die Stimmung im Foyer und erst recht in den Labors und Kaffee-Ecken ähnelt teilweise eher einer Universitä­t als den Bürogebäud­en eines typischen deutschen Konzerns, wie ein Rundgang zeigte.

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FOTO: H.-J. BAUER Henkel-Vorstandsc­hef Carsten Knobel (l.) und Klebstoffc­hef Jan-Dirk Auris im neuen Zentrum für Klebstofft­echnologie.

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