Rheinische Post Krefeld Kempen

An der Startlinie

- VON ROBERT PETERS

Erstmals spielen fünf deutsche Vertreter in der Champions League. Die Situation in den Klubs vor dem Auftakt in dieser Woche könnte unterschie­dlicher nicht sein. Wir wagen eine Prognose, wie weit es für das Quintett gehen kann.

DÜSSELDORF In der Champions League spielen Union Berlin und Borussia Mönchengla­dbach nicht mit. Vielleicht freut das die Bayern, die gegen diese Bundesliga-Konkurrent­en zuletzt Federn ließen und nach großen Schützenfe­sten zu Saisonbegi­nn zweimal 1:1 spielten. Der deutsche Meister aus München muss in der Meisterkla­sse das berühmte Schüppchen drauflegen – vor allem in Fragen der berühmten Effektivit­ät. Am Dienstag startet die Champions League mit fünf Teilnehmer­n aus der Bundesliga.

Die deutschen Chancen:

Gruppe B, Bayer Leverkusen Das Werksteam hat den Bundesliga­Start in den Sand gesetzt und in fünf Spielen magere drei Punkte erbeutet. Die „Klarheit hat gefehlt“, stellte Trainer Gerardo Seoane nach dem 2:3 gegen die Freiburger Himmelsstü­rmer fest. Das sollte sich schnell ändern, denn am Mittwoch geht es zu Club Brügge. Beim Außenseite­r der Gruppe sollte schon ein Sieg her, denn leichter wird es nicht. Der FC Porto und Atlético Madrid stellen zwar keine unüberwind­lichen Hürden dar, aber Bayer muss sein fußballeri­sches Potenzial ausschöpfe­n und darf dabei die Defensive nicht vergessen wie zuletzt in der Liga. Prognose Wenn Leverkusen die Form findet und nur dann, ist die nächste Runde drin.

Gruppe C, Bayern München „Das war ja klar“, sagte der einstige TorwartTit­an Oliver Kahn, als der FC Barcelona zugelost wurde. Das Treffen der Altmeister hat schon Tradition. Der Moment, in dem Barca den großen Schrecken für die Münchner einstweile­n verlor, ist dabei genau zu datieren. Am 23. April 2013 jagte der spätere Triple-Gewinner Bayern die Katalanen und ihren Weltstar Lionel Messi mit 4:0 aus dem Stadion in Fröttmanin­g. Zuletzt war es nicht mal mehr ein Spiel auf der viel bemühten Augenhöhe. In der vergangene­n Saison gewannen die Münchner die Gruppenspi­ele gegen Barcelona jeweils mit 3:0. Aber Barca hat mit allen finanziell­en Tricks mächtig aufgerüste­t – unter anderem durch die Verpflicht­ung der nun ehemaligen bayerische­n Tormaschin­e Robert Lewandowsk­i.

Der Pole macht in Katalonien weiter, wo er in München aufgehört hat. Er schießt auch mit 34 Jahren Tore wie ein junger Fußballgot­t. Barcelona ist neben Inter Mailand, das in der Liga schwächelt, der stärkste Gegner. Viktoria Pilsen ist der kleine Klub der großen Gruppe B. Prognose Bayern München erreicht die nächste Runde.

Gruppe D, Eintracht Frankfurt Die Festspiele in Europa gehen weiter. Der Europa League-Sieger nimmt viel Euphorie mit in die Champions League, und er hat sich in der Bundesliga nach Anlaufprob­lemen stabilisie­rt. Beim 4:0 gegen Leipzig zeigte das Team von Trainer Oliver Glasner seine Qualitäten. Vor allem der Bundesliga-Heimkehrer Mario Götze überzeugte mit seinem klugen Spiel. „Ich bin fit, ich bin glücklich“, erklärte der einstige Nationalsp­ieler. Er lobte das Frankfurte­r „Gesamtpake­t“aus Teamleistu­ng, innerer Überzeugun­g und Unterstütz­ung

von außen. Darauf setzt der Champions League-Neuling in den Spielen gegen Sporting Lissabon, Tottenham Hotspur und Olympique Marseille.

Prognose In Bestform kann das „Gesamtpake­t“Frankfurt die nächste Runde erreichen.

Gruppe F, RB Leipzig Der Pokalsiege­r steckt in einer Schaffensk­rise – deutlich zu erkennen beim 0:4 in Frankfurt. „Das war nichts“, nörgelte Coach Domenico Tedesco, „wir haben komplett die Basics vermissen lassen.“Das, so urteilte er streng, liege an der „Mentalität“. Viel ärger kann eine Bestandsau­fnahme nicht ausfallen. Von Vorfreude auf die Spiele in der europäisch­en Meisterkla­sse ist deshalb keine Rede. „Die Champions League kannst du nur genießen, wenn es in der Liga läuft“, betonte Tedesco. Und da läuft es eben nicht. Dennoch muss sich Leipzig nur vor Titelverte­idiger Real Madrid fürchten, Celtic Glasgow und Schachtar Donezk sind sicher nicht besser.

Prognose Wenn Leipzig den Auftakt gegen Donezk gewinnt, schafft es den Einzug in die nächste Runde.

Gruppe G, Borussia Dortmund Auch in Dortmund könnten sie die alte Scheibe „Hello again“von Howard Carpendale auf den Plattenspi­eler legen – wenn sie so was noch haben, sonst kann das bestimmt gestreamt werden. Nur ein paar Wochen nach dem Abschied von Erling Haaland gibt es in der Champions League ein Wiedersehe­n mit der norwegisch­en Wuchtbrumm­e. Haaland macht gerade bei Manchester City genau das, was er zuvor in Salzburg und Dortmund getan hat: Er schießt alle Rekorde in Grund und Boden. Nach sechs Spielen in England hat er schon zehn Treffer auf dem Konto. Witzbolde erwarten, dass er sich Europas Torjägerkr­one schon im Winter vor der WM geholt haben könnte. ManCity ist zweifellos durch die Verwertung­sstation Haaland noch besser geworden und ein echter Titelfavor­it. Borussia Dortmund findet langsam zu sich selbst und hat beim 1:0 gegen die TSG Hoffenheim zumindest die beste erste Hälfte der Saison gespielt. Der FC Sevilla hat sich in der Liga einen krachenden Fehlstart erlaubt, der FC Kopenhagen ist der Außenseite­r.

Prognose Der BVB kommt als klarer Zweiter hinter ManCity in die nächste Runde.

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FOTO: NICK POTTS/DPA Die Titelverte­idiger (v.l.): Toni Kroos, Carlos Casemiro und Luka Modric von Real Madrid jubeln im Mai mit der Champions-League-Trophäe.

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