Rheinische Post Krefeld Kempen
Vermeintliche Notfälle belasten Kliniken
Bauchschmerzen, Fieber oder eine Schnittwunde – nicht immer ist in solchen Fälle der Gang ins Krankenhaus nötig. Denn die Notaufnahmen arbeiten an ihrer Belastungsgrenze – auch in Krefeld. Wie sich Patienten richtig verhalten, erklärt der Chefarzt der Notambulanz am Helios.
Mehr als die Hälfte der Patienten, die in eine Notaufnahme kommen, haben hier eigentlich nichts verloren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie über „Patienten in Notfallambulanzen“, die 2017 von Medizinern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. Demnach fällt die Hälfte der Patienten nicht „unter die Definition eines medizinischen Notfalls“. Für die Kliniken ist das ein Problem, denn, so die beteiligten Mediziner: „Die Patientenzahlen sind in den Notaufnahmen in den letzten Jahren konstant gestiegen, insbesondere durch Patienten mit geringer Behandlungsdringlichkeit.“Auch in Krefeld ist das Problem bekannt, bestätigt Dr. med. Guido Kemmeries, Chefarzt am Institut für Notfallmedizin am Helios Klinikum Krefeld.
„Auch wir sehen in unseren Kliniken in der Innenstadt, in Hüls und Uerdingen, dass Patienten mit geringeren Beschwerden unsere Notaufnahmen aufsuchen, wo wir ihnen selbstverständlich medizinisch Hilfe leisten.“Abgewiesen würde hier niemand, auch wenn es den Arbeitsalltag erschwert. „Seit der Neustrukturierung in 2011 – mit dem Umzug in den Neubau und der Zusammenlegung der internistischen und chirurgischen Notaufnahmen zu einem interdisziplinären Notfallzentrum – sind die Patientenzahlen am Klinikum kontinuierlich gestiegen“, berichtet der Chefarzt. Waren es 2011 noch rund 32.000 Notfallpatienten im Jahr, so sind es heute bereits jährlich 45.000. Hinzu kämen die pädiatrischen Notfälle in der Kindernotfallambulanz und die Patienten der KV-Notfallpraxis. erklärt der Chefarzt. „So ist sichergestellt, dass kritisch kranke Patienten immer schnellstmöglich versorgt werden.“Das sei für die wartenden Patienten und Angehörigen vom Wartebereich aus nur schwer zu überblicken. „Während Patienten warten, kommen Notfalltransporte über die Liegendaufnahme im Krankenhaus an. Sind Patienten mit hoher Dringlichkeit darunter, werden diese immer priorisiert.“
Der überwiegende Anteil der Patienten in den Krefelder Kliniken würde grün (normal) und gelb (dringend) triagiert. Darüber hinaus gibt es blau (nicht dringend), orange (sehr dringend) und rot (sofort). „Dass ein Patient grün triagiert wird, bedeutet allerdings nicht automatisch, dass er seinen Hausarzt statt der Notaufnahme hätte aufsuchen sollen“, wirft Kemmeries ein. Es weise lediglich eine längere, akzeptierte Wartezeit von bis zu 90 Minuten aus. „Häufig sind auch grün triagierte Patienten ernsthaft erkrankt und bedürfen im Anschluss an die Behandlung in der Notaufnahme einer weiteren stationären Versorgung.“