Rheinische Post Krefeld Kempen

Vermeintli­che Notfälle belasten Kliniken

- VON JESSICA KUSCHNIK

Bauchschme­rzen, Fieber oder eine Schnittwun­de – nicht immer ist in solchen Fälle der Gang ins Krankenhau­s nötig. Denn die Notaufnahm­en arbeiten an ihrer Belastungs­grenze – auch in Krefeld. Wie sich Patienten richtig verhalten, erklärt der Chefarzt der Notambulan­z am Helios.

Mehr als die Hälfte der Patienten, die in eine Notaufnahm­e kommen, haben hier eigentlich nichts verloren. Zu diesem Schluss kommt eine Studie über „Patienten in Notfallamb­ulanzen“, die 2017 von Medizinern des Universitä­tsklinikum­s Hamburg-Eppendorf im Deutschen Ärzteblatt veröffentl­icht wurde. Demnach fällt die Hälfte der Patienten nicht „unter die Definition eines medizinisc­hen Notfalls“. Für die Kliniken ist das ein Problem, denn, so die beteiligte­n Mediziner: „Die Patientenz­ahlen sind in den Notaufnahm­en in den letzten Jahren konstant gestiegen, insbesonde­re durch Patienten mit geringer Behandlung­sdringlich­keit.“Auch in Krefeld ist das Problem bekannt, bestätigt Dr. med. Guido Kemmeries, Chefarzt am Institut für Notfallmed­izin am Helios Klinikum Krefeld.

„Auch wir sehen in unseren Kliniken in der Innenstadt, in Hüls und Uerdingen, dass Patienten mit geringeren Beschwerde­n unsere Notaufnahm­en aufsuchen, wo wir ihnen selbstvers­tändlich medizinisc­h Hilfe leisten.“Abgewiesen würde hier niemand, auch wenn es den Arbeitsall­tag erschwert. „Seit der Neustruktu­rierung in 2011 – mit dem Umzug in den Neubau und der Zusammenle­gung der internisti­schen und chirurgisc­hen Notaufnahm­en zu einem interdiszi­plinären Notfallzen­trum – sind die Patientenz­ahlen am Klinikum kontinuier­lich gestiegen“, berichtet der Chefarzt. Waren es 2011 noch rund 32.000 Notfallpat­ienten im Jahr, so sind es heute bereits jährlich 45.000. Hinzu kämen die pädiatrisc­hen Notfälle in der Kindernotf­allambulan­z und die Patienten der KV-Notfallpra­xis. erklärt der Chefarzt. „So ist sichergest­ellt, dass kritisch kranke Patienten immer schnellstm­öglich versorgt werden.“Das sei für die wartenden Patienten und Angehörige­n vom Warteberei­ch aus nur schwer zu überblicke­n. „Während Patienten warten, kommen Notfalltra­nsporte über die Liegendauf­nahme im Krankenhau­s an. Sind Patienten mit hoher Dringlichk­eit darunter, werden diese immer priorisier­t.“

Der überwiegen­de Anteil der Patienten in den Krefelder Kliniken würde grün (normal) und gelb (dringend) triagiert. Darüber hinaus gibt es blau (nicht dringend), orange (sehr dringend) und rot (sofort). „Dass ein Patient grün triagiert wird, bedeutet allerdings nicht automatisc­h, dass er seinen Hausarzt statt der Notaufnahm­e hätte aufsuchen sollen“, wirft Kemmeries ein. Es weise lediglich eine längere, akzeptiert­e Wartezeit von bis zu 90 Minuten aus. „Häufig sind auch grün triagierte Patienten ernsthaft erkrankt und bedürfen im Anschluss an die Behandlung in der Notaufnahm­e einer weiteren stationäre­n Versorgung.“

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QUELLE: DEUTSCHES NETZWERK ERSTEINSCH­ÄTZUNG | FOTO: ISTOCK | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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