Rheinische Post Krefeld Kempen

US-Auto ist Blickfang auf Krefelds Straßen

- VON SVEN SCHALLJO

Mit seinem Auto im Design eines amerikanis­chen Streifenwa­gens hat sich der 21-jährige Naim Güven einen Traum erfüllt. Sogar bei der echten Polizei kommt der Wagen an – der vielleicht sogar bald auswandert.

Wenn der Krefelder Naim Güven über sein Auto spricht, dann schwingt in seiner Stimme ein wenig Stolz, viel Begeisteru­ng, aber auch etwa Wehmut mit. Denn sein Fahrzeug ist eines, wie man es auf deutschen Straßen nicht alle Tage sieht. Güven fährt einen originalge­treu aufgemacht­en US-Polizeiwag­en, der überall, wo er ist, die Blicke auf sich zieht. „Ich habe einen Faible für ausgefalle­ne Autos. Und vor allem für amerikanis­che Autos. Ich mag es, etwas Besonderes zu haben, womit nicht jeder rumfährt“, sagt er – auch wenn der Wagen derzeit defekt ist und nirgendwo hinfährt. „Klar hätte ein Porsche oder Ferrari auch etwas. Aber erstens sind die sehr teuer und zweitens dreht sich doch niemand wirklich nach einem Porsche um“, erzählt er.

Wie er zu dem Auto kam? „Eigentlich wie die sprichwört­liche Jungfrau zum Kinde. Ich hatte ein altes Auto, das kaputt gegangen ist und brauchte Ersatz. Als Lagerist habe ich nicht so wahnsinnig viel Geld und habe sehr preiswert einen Mercedes Cabrio bekommen. Bei dem ist mir aber nach wenigen Tagen ein Lkw reingefahr­en und es war ein Totalschad­en. Ich hatte keine Schuld und die Versicheru­ng hat den Wagen deutlich höher bewertet, als ich dafür bezahlt hatte. So hatte ich mehr Geld als vorher und habe auf Ebay Kleinanzei­gen geschaut. Dort sah ich den Polizeiwag­en und ich wusste: Das ist meiner.“

Natürlich habe er zunächst überprüft, ob das Fahren dieses Wagens, der bis auf Blaulicht und Martinshor­n alles hat, was einen US-Polizeiwag­en ausmacht, zulässig ist. „Mir wurde versichert, dass das kein Problem ist. Alles war eingetrage­n, und so habe ich zugeschlag­en. Ich habe sogar Blaulicht und Sirene zum Anstecken dazu bekommen. Aber das mache ich nur im privaten Raum oder auf Tuningvera­staltungen“, sagt er. Schon die erste Fahrt sei ein Erlebnis gewesen. „Sofort haben alle auf mich geschaut. Wenn ich aussteige kommen Fragen, ständig wollen Leute Fotos von mir mir dem Auto. Das ist schon toll. Mir macht das großen Spaß“, erzählt der 21-Jährige, der den Rummel spürbar genießt und gern für Gespräche, Fotos und ähnliches bereit steht.

Doch wie reagieren die Leute im Straßenver­kehr? „Das ist schon lustig. Früher, mit meinen anderen Autos, kam es oft vor, dass an der Ampel neben mir jemand aufdrehte

und mich zum Rennen herausford­ern wollte. Jetzt macht das niemand. Vor diesem Auto haben die Leute Respekt“, berichtet er. Warum das so ist, knn er nur vermuten.

„Ich denke, es kommt durch US-Filme und Serien. Die Menschen kennen diese Autos und verbinden sie mit Staatsmach­t und Autorität. Sie trauen sich dann nichts“, sagt er zögerlich. Das gehe sogar so weit, dass es für ihn zum Hindernis werde. „Ich hatte mehrfach Situatione­n, in denen ich auf der Landstraße unterwegs war und 100 erlaubt waren. Ich hatte es eilig und wollte diese auch fahren – aber die Leute sahen mich im Rückspiege­l und wollten nicht zu schnell sein, also zuppelten wir mit 80 durch die Gegend“, sagt der gebürtige Krefelder lachend.

Auch die Polizei reagiere positiv. „Kontrollen oder so gibt es nicht. Im Gegenteil. An der Ampel zeigen mir Polizisten neben mir den Daumen, grinsen oder winken. Auch wenn ich an einer Polizeista­tion vorbei fahre, ist das so. Schwierigk­eiten hatte ich noch nicht“, sagt er.

Wie es mit dem Auto weiter geht ist, aber unklar. „Leider hatte ich vergangene Woche einen schweren Motorschad­en. Aktuell fehlt mir das Geld für die Reparatur“, sagt er. Außerdem geht es für ihn bald nach Australien. „Zunächst möchte ich dort mein Englisch verbessern, ich würde aber auch gerne dort bleiben und arbeiten. Ich bin nicht der schulische Typ, habe keine Ausbildung, und Hilfsjobs sind dort eher gefragt als hier“, sagt er. Ob er noch einmal nach Krefeld zurück kommt, ist fraglich. „Mein Traum ist eigentlich, danach in Thailand zu wohnen. Dort ist das Leben anders, lockerer, und ich mag die Kultur. Was in der Zeit mit dem Auto passiert? „Ob ich es nach Australien hole, da bin ich unschlüssi­g. Australisc­he Polizei sieht sehr ähnlich aus und die Aufschrift ,Police‘ ist natürlich die Gleiche. Das könnte Probleme geben“, vermutet er. In Thailand aber sei der Wagen definitiv dabei, wenn es dazu kommt. „Dort gibt es praktisch keine Regeln für Autos. Man muss nur sehen, was da alles rumfährt“, erzählt er lachend.

Aktuell aber steht der Wagen noch in Krefeld. Und auch wenn er derzeit nicht fährt: Ein Blickfang bleibt er. Und damit auch Naim Güvens ganzer Stolz.

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FOTOS: SVEN SCHALLJO Wenn er mit seinem ungewöhnli­chen Gefährt an einer Ampel stehen bleibt, staunen sogar die echten Gesetzeshü­ter und winken Naim Güven zu.
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Blick aufs Tacho: Das US-Polizeiaut­o ist mit fast allem ausgestatt­et – nur das Blaulicht auf dem Dach fehlt.

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