Rheinische Post Krefeld Kempen
So stellt Kempen von L-Gas auf H-Gas um
Auch in Kempen soll die Versorgung von L-Gas auf H-Gas umgestellt werden. Dazu erheben die Stadtwerke Kempen erst Informationen zu den Geräten der Kunden, danach werden die Geräte angepasst. Wie das Ganze funktioniert.
KEMPEN Die Stadtwerke Kempen sprechen von einem „der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands“: Bei der Erdgasumstellung wird die Versorgung auf ein höherwertiges Erdgas – Gas mit einem höheren Gehalt an Methan – umgestellt. Auch für die Stadtwerke Kempen ist die Umstellung ein großes Projekt. Was Kunden dazu wissen müssen.
Was ist L-Gas und warum wird umgestellt? In Deutschland gibt es derzeit zwei verschiedene Sorten Erdgas: LGas und H-Gas. Sie werden in separaten Netzen transportiert. Im Norden und Westen Deutschlands wird meist noch L-Gas (Low-Caloric-Gas) genutzt, das aus Deutschland oder den Niederlanden stammt. Weil aber die Fördermenge von L-Gas sinkt, muss auf das energiereichere H-Gas (High-Caloric-Gas) umgestellt werden, das aus Norwegen, Russland oder Großbritannien bezogen wird. Es hat einen höheren Methan-Gehalt und setzt bei der Verbrennung mehr Energie frei als L-Gas. Die Teile Deutschlands, in denen noch kein H-Gas fließt, müssen nun bis 2029 auf H-Gas umgestellt werden. „Eine große Veränderung des Erdgases wird nicht spürbar sein – im Gegenteil, denn H-Gas hat einen höheren Brennwert als L-Gas und ist damit effizienter“, so die Stadtwerke.
Was hat der Verbraucher damit zu tun? Nicht jede Heizung und nicht jeder Ofen kommt mit H-Gas ohne Weiteres zurecht. Gegebenenfalls müssen Düsen ausgetauscht oder die Regelarmaturen neu eingestellt werden. Um zu prüfen, ob die Geräte für den Wechsel auf H-Gas geeignet sind, sammeln die Stadtwerke Kempen in einer Erhebungsphase jetzt zunächst Informationen über die Gasgeräte in ihrem Versorgungsgebiet. Geprüft werden beispielsweise Gasthermen, Gasheizkessel, Gasöfen, Gasherde, Gasdurchlauferhitzer oder Gaskamine – insgesamt rund 7500 Gasgeräte im Versorgungsgebiet der Stadtwerke
Kempen. In einer zweiten Phase werden die Geräte dann auf L-Gas angepasst. „Selbstverständlich versorgen wir Sie während des gesamten Umstellungsprozesses weiterhin mit Erdgas“, so die Stadtwerke.
Wie läuft die Umstellung in Kempen ab? Aktuell werden die Kunden im Kempener Versorgungsgebiet mit L-Gas beliefert. Das soll sich im September 2024 ändern, denn am 3. September 2024 wird auf H-Gas umgestellt. Das gilt zunächst nur für Kempen und St. Hubert. Tönisberg folgt bis 2028. „Ab jetzt startet die Erhebungsphase, die zwei Jahre im Voraus beginnt“, sagt Hubertus Kinkel, Leiter Gasversorgung bei den Stadtwerken Kempen: „Dabei werden sämtliche Gasgeräte erfasst und überprüft.“Nach der Erhebungsphase, die voraussichtlich bis Anfang 2023 dauert, folgt dann die Anpassungsphase im Jahr 2024, in der die zuvor erfassten Geräte angepasst werden.
Wie geht die Erhebung vor sich? Die Stadtwerke Kempen sind nach dem Energiewirtschaftsgesetz dazu verpflichtet, die Erdgasumstellung in ihrem Netzgebiet durchzuführen – unabhängig davon, von welchem Gasanbieter ein Haushalt Erdgas bezieht. Um die Umstellung bewältigen zu können, arbeiten die Stadtwerke dabei mit Dienstleistern zusammen. Alle betroffenen Kundinnen und Kunden werden angeschrieben und über die Erdgasumstellung informiert. „Unsere Kundinnen und Kunden müssen selbst nicht aktiv werden“, sagt Kinkel: „Mit einem zweiten Anschreiben bekommen sie direkt einen Termin vorgeschlagen, zu dem die Monteure die Geräte überprüfen. Kosten entstehen dabei nicht.“Bei diesem ersten Hausbesuch werden die Geräte erfasst. Bei einem zweiten Hausbesuch, der ebenfalls schriftlich angekündigt werden, werden die Gasgeräte dann angepasst. Sowohl für die Erfassung als auch für die Anpassung der Gasgeräte komme ein von den Stadtwerken Kempen beauftragter Dienstleister, führen die Stadtwerke dazu weiter aus. Die Mitarbeiter der Dienstleistungsunternehmen können sich ausweisen und sind am Stadtwerke-Logo auf ihren Fahrzeugen zu erkennen, zudem können sie die individuelle Belegnummer, die Kunden auch im Anschreiben finden, nennen. Wer Zweifel hat, ob wirklich ein Monteur im Auftrag der Stadtwerke vor der Tür steht, kann sich auch an das Erdgasbüro der Stadtwerke Kempen wenden, Telefon 0800 1496 800.
Was kostet die Anpassung? Für die Anpassung der Gasgeräte auf das neue H-Gas müssen Kempener nichts bezahlen. Weder die Monteure noch die Stadtwerke stellen eine Rechnung. Stattdessen werden die Kosten über die Netzentgelte auf alle Gaskunden in Deutschland umgelegt. Die Netzentgelte sind ein Teil des Gaspreises, den alle Gaskunden zahlen. „Lediglich im unwahrscheinlichen Fall, dass das Gasgerät nicht anpassbar ist, müssen die Kosten für ein neues Gasgerät vom Ihnen selbst getragen werden“, erklären die Stadtwerke. Sollte ein Gerätetausch erforderlich sein, sollte man am besten einen Heizungsfachbetrieb kontaktieren, rät die Verbraucherzentrale: Dort wisse man, welche Geräte bei der Gasumstellung infrage kommen. Bei einer Mietwohnung ist der Vermieter zuständig. Kann ein Altgerät nicht umgerüstet werden, können Kunden für ein neues Gerät Zuschüsse bekommen. Auch darüber informieren die Stadtwerke Kempen.