Rheinische Post Krefeld Kempen
Alte Loks drehen ihre Runden in Grefrath
Beim Fahrtag im Freilichtmuseum waren historische Modellbahnen der unterschiedlichsten Marken zu bewundern.
GREFRATH Ein Mann betritt, eine gut gefüllte Kiste unter den Arm geklemmt, den Raum. „1 oder Null,“wird er von einem anderen gefragt. Was den Kenntnislosen wie ein Codewort zur Begrüßung klingt, erkennen Modellbahnfans sofort: Es geht um die Spurgröße von Modellbahnen. Es ist das Wochenende des Fahrtags mit historischen Modellbahnen im Freilichtmuseum Grefrath.
Sicher auf Opas Arm geparkt, schaut Benjamin konzentriert zu, wie ein Zug nach dem anderen schnurrend über die Gleise fährt. Der Zweijährige ist an diesem Sonntagvormittag mit seinem Großvater Erich Berrens ins Freilichtmuseum gekommen. Berrens wird demnächst die eigene Modelleisenbahn zu Hause aufbauen und sie gemeinsam mit seinem Enkel fahren. Ein kleiner Vorgeschmack darauf ist der Besuch des traditionellen Fahrtags, der am vergangenen Wochenende endlich wieder in dem großen Raum im Eingangsgebäude des Grefrather Freilichtmuseums stattfinden konnte.
Eine eingeschworene Gemeinschaft scheint die Gruppe der Herren zu sein (in Grefrath wurde keine Modellbahnsammlerin gesichtet), die sowohl vor und hinter als auch zwischen den beiden riesigen Tischensembles stehen und sachkundig Auskunft über ihre historischen Modellbahnen der Spurgrößen 0 und 1 aus den 1920er und 1930er Jahren geben. Überwiegend sind es die höheren Semester, die sich versammelt haben, doch auch der 16-jährige Johannes Hanel steht am Tisch und lässt die Bahn fahren. Er hat eine Lokomotive mitgebracht.
„Das ist ein Hobby, das man erst mit Mitte Zwanzig anfängt, man muss es sich ja auch leisten können“, erklärt Hanspeter Schlatterer. Der Sammler und Spieler ist aus Freiburg angereist. Seit 48 Jahren befasst er sich mit der Modellbahn, sammelt alles außer Märklin, also Kraus, Bing, Bub – Nürnberger Spielzeugfirmen, die auch die Favoriten seiner Kollegen sind. Diese kommen aus Remscheid, Duisburg, Krefeld, Grefrath.
Eisenbahnfans kennen keine Ortsgrenzen. Die Bahn fährt schließlich auch überall. Schlatterer erklärt seine Faszination für das Modellbahnfahren so: „Ich guck mir das an und freu mich, wenn nichts rausfällt. Das Fahren ist die Belohnung für den Aufbau.“
Sieben Stunden hat Roland Koll aus Remscheid am Freitag die Bahnen für die Spur-Bahnen aufgebaut, „mit viel Erzählen zwischendurch“. Etliche Meter sind es geworden. Das Besondere ist, dass es in diesem Jahr jeweils eine große Anlage für die Spurgrößen 1 und 0 gibt. Das ergibt viel Platz, auf dem sich die Sammler ausbreiten können. Hat man zu Hause nicht.
Kein Stück Plastik, keine moderne Schiene, kein moderner Zug fährt hier an diesem Wochenende
in Grefrath. Man spricht, so erklärt Koll, weniger vom typischen Modellbau, wenn man an die 1920er und 1930er Jahre denkt. Es waren vielmehr An diesem Tag gilt im Freilichtmuseum: „Pay what you want – Zahle was Du willst“.
Treckertreff Am Sonntag, 25. September, findet von 11 bis 16 Uhr der Treckertreff statt: Mehrere hundert historische Traktoren besuchen das Freilichtmuseum, rollen zunächst in einem Corso durch die Gemeinde. Anschließend ziehen die stählernen Oldtimer ins Museum ein und können dort bestaunt werden. Eintritt 4,50 Euro für Erwachsene, für Kinder am Wochenende frei.
Nachempfindungen der Wirklichkeit. Und so authentisch haben die Sammler die Bahnen auch aufgebaut. Ohne Schnickschnack. Aber mit Bahnwärterhäuschen, kleinen Häuschen am Wegesrand, Bahnhöfen, Verkehrssignalen. Spielzeug war es auch vor 100 Jahren, aber eher ein Spielzeug für die Mitglieder reicherer Familien.
Manfred aus Mönchengladbach ist von Anfang an dabei. Er initiierte den Fahrtag vor etwa 20 Jahren, nachdem er dem damaligen Leiter des Freilichtmuseums angeboten hatte, Ordnung ins Chaos der im Spielzeugmuseum ausgestellten Züge zu bringen. „Das ist doch schade, wenn die Züge hinter Glas stehen und sich nicht bewegen. Können wir nicht einen Fahrtag machen?“Gefragt, getan. Seitdem lädt er die Sammler und Spieler ein, und die Besucher freuen sich, wenn sie eine eigene Bahn auf der weitläufigen Schienenanlage fahren lassen können.