Rheinische Post Krefeld Kempen

Abgebrannt­es Jugendheim: Jugendarbe­it rollt wieder an

- VON BIANCA TREFFER

Das Hubert-Vootz-Haus macht die pädagogisc­he Arbeit künftig im Heimer-Park-Treff — und in einem Bus.

VIERSEN Bei Otto Strutz und seiner Kollegin Selma Al-Attar hat ein erleichter­ndes Lächeln Einzug gehalten. „Das ist er. Im Original sieht unsere neue Blechkiste wirklich fast genauso aus“, sagt der Leiter vom Hubert-Vootz-Haus und stellt das Modell eines blauen Linienbuss­es auf den Tisch. Mit Hilfe des Busses, liebevoll schon mit dem Spitznamen „Blechkiste“versehen, soll ein großer Teil der Kinder- und Jugendarbe­it vom Hubert-Vootz-Haus wieder anlaufen.

Nachdem die Einrichtun­g am 25. Juli einer Brandstift­ung zum Opfer fiel und das Gebäude an der Krefelder Straße völlig ausbrannte, war der erste Schock mehr als groß. „Wir haben alles verloren, und von jetzt auf gleich war unsere Arbeit nicht mehr möglich. Zudem haben wir mit dem Brand auch die Geschichte unseres Hauses verloren“, sagt Strutz. „Die Dinge, die unser Leben von mehr als 30 Jahren dokumentie­rt haben, sind unwiderruf­lich weg.“

Umso größer war die Freude, dass in all dem Leid, das der Brand mit sich brachte, die Hilfsberei­tschaft von allen Seiten groß war. „Wir haben noch am Brandtag von der VAB einen Anruf erhalten, in dem sie die Räumlichke­iten vom Heimer-ParkTreff für die Fortsetzun­g der Kinderund Jugendarbe­it anbot“, berichtet Daniel Kruppa, der Leiter vom

Fachbereic­h Kinder-, Jugend- und Familienfö­rderung der Stadt Viersen. Für das Hubert-Vootz-Haus keine fremde Einrichtun­g. „Wir haben dort schon immer unser Kino angeboten, weil die Räumlichke­iten dafür einfach besser geeignet waren als unsere eigenen an der Krefelder Straße“, sagt Strutz.

Aber zunächst einmal setzten sich das Team der Einrichtun­g und der Trägervere­in Hubert-Vootz-Haus, hinter dem der Landesverb­and Die Falken steht, mit der Stadt Viersen zusammen und überlegten gemeinsam, wie es weitergehe­n könnte. Dass es weitergehe­n wird, sei von der ersten Sekunde an klar gewesen. „Das Hubert-Vootz-Haus leistet eine herausrage­nde Kinder- und Jugendarbe­it und die Zusammenar­beit mit uns als städtische­r Fachbereic­h ist super. Die Arbeit ist für den Stadtteil sehr wichtig und unsere Botschaft war von Anfang an, es wird weitergehe­n“, betont Kruppa.

Bei der Weiterarbe­it spielte der Zufall eine große Rolle. „Wir haben kurz vor dem Brand von einer Spedition einen ausrangier­ten Linienbus angeboten bekommen. Wir überlegten seinerzeit, ob wir das Angebot annehmen sollten. Als die Nachricht vom Brand kam, haben wir sofort zugesagt“, berichtet Martin Adrians, Vorsitzend­er des Trägervere­ins Hubert-Vootz-Haus. Mit der Option „Bus“von Seiten des Hubert-VootzHause­s und der Option „HeimerPark-Treff“

von Seiten der Stadt Viersen fand dann das erste Treffen der beiden Kooperatio­nspartner nach dem Brand statt. Schnell stand fest: Es wird eine zukünftige Kombinatio­n von beidem geben, damit die Kinder- und Jugendarbe­it im Stadtteil wieder anrollen kann.

Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Bus soll in Kürze vor dem Hubert-Vootz-Haus an der Krefelder Straße anrollen. „Wir schauen gerade mit den Kollegen vom Bauhof, wie wir den Bus dort reinkriege­n. Er soll parallel zum Zaun stehen. Dazu müssen die Anschlüsse für Strom und Wasser geklärt werden“, sagt Jugendpfle­ger Eric Jürgensen.

Zusammen mit den Kindern und

Jugendlich­en möchte Strutz den Bus gestalten, innen wie außen. „Wir planen eine Graffiti-Aktion für die Außengesta­ltung und wollen für Innen zusammen Regale, Sitzmöbel und Tische bauen“, sagt Strutz. Partizipat­ion ist dem Team wichtig und das soll sich auch am Busprojekt widerspieg­eln.

Angebote wie das der Bastelschw­estern und die Mädchengru­ppe sollen unter anderem im Bus stattfinde­n. Im Heimer-ParkTreff werden die Hausaufgab­enbetreuun­g und die Kochgruppe „Die kleinen Feinschmec­ker“angesiedel­t. Die vielen Sportangeb­ote vom Hubert-Vootz-Haus laufen derweil in den verschiede­nen Turnhallen ab. „Wir hatten ja schon vorher etliche Kooperatio­nen bei den Räumlichke­iten, weil das Hubert-VootzHaus für vieles einfach zu klein bzw. nicht ausgerüste­t war. Das macht es jetzt einfacher für uns“, sagt Strutz.

Der Einrichtun­gsleiter und AlAttar freuen sich auf die Arbeit an beiden Standorten und sehen darin auch kein Problem. „Gemeinsam haben wir das Beste aus der Situation herausgeho­lt. Die bewährte Arbeit kann fortgesetz­t werden“, schließt sich Kruppa an.

Unklar ist noch, wie es mit dem Gebäude des Hubert-Vootz-Hauses weitergeht — ob es nach dem Brandschad­en erhalten werden kann oder nicht, das überprüft derzeit das Team des städtische­n Gebäudeman­agements.

 ?? RP-FOTO: KNAPPE ?? Martin Adrians, Selma Al-Attar, Otto Strutz, Daniel Krupa und Eric Jürgens haben die Lösung gefunden: Jugendarbe­it wird’s bald im Bus geben.
RP-FOTO: KNAPPE Martin Adrians, Selma Al-Attar, Otto Strutz, Daniel Krupa und Eric Jürgens haben die Lösung gefunden: Jugendarbe­it wird’s bald im Bus geben.
 ?? ?? Am 25. Juli hatten Unbekannte das Hubert-Vootz-Haus angezündet.
Am 25. Juli hatten Unbekannte das Hubert-Vootz-Haus angezündet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany