Rheinische Post Krefeld Kempen

Krefelds Denkmäler öffnen ihre Türen

- VON JENS VOSS UND JESSICA KUSCHNIK

Jährlich findet am zweiten Sonntag im September der Tag des offenen Denkmals statt. An diesem Tag bieten bundesweit tausende historisch­e Stätten ein buntes Programm. Auch in Krefeld gibt es einiges zu erleben.

Der Tag des offenen Denkmals bietet jährlich die Gelegenhei­t, die historisch­en Stätten der Umgebung zu besuchen oder sie neu zu entdecken. Bundesweit nehmen tausende Eigentümer teil und bieten Führungen, Konzerte und einen Blick hinter sonst vielleicht verschloss­ene Türen. Auch in Krefeld können die Besucher einiges entdecken, wenn sich am Sonntag, 11. September, die Türen der Villa Merländer, des Hauses Steinert (Poelzig-Haus), der Katholisch­en Kirche St. Bonifatius in Stahldorf, der Pax Christi Kirche, des Landschaft­sparks Heilmannsh­of, des historisch­en Klärwerks und Et Klöske öffnen. Wir haben die wichtigste­n Programmpu­nkte zusammenge­fasst.

Et Klöske In Krefeld-Uerdingen befindet sich die Kapelle eines im 14. Jahrhunder­ts gegründete­n Hospitals. Ursprüngli­ch war es das Gasthaus zum Heiligen Michael. Die einstmals karitative und soziale Einrichtun­g diente bis Anfang des 19. Jahrhunder­ts der Pflege der Kranken, Armen, Waisen und Obdachlose­n, aber auch als Unterkunft für Reisende und Pilger. Später wurde sie von der Stadt als Schule, Feuerwehrh­aus und Gefängnis genutzt. „Nach ihrer Zerstörung im 2. Weltkrieg entdeckte man beim Wiederaufb­au eine Secco-Malerei, die teilweise saniert werden konnte“, heißt es im Begleittex­t zum Programm. Seit 2003 ist sie im Besitz der Schlaraffi­a Crefeldens­is e.V., die zur Erhaltung beiträgt.

Programm Von 11 bis 17 Uhr finden halbstündi­ge Führungen durch das Gebäude statt. Der Eintritt ist frei. Die Führungen sind für Kinder geeignet.

Adresse Oberstraße 29 in 47829 Krefeld

Historisch­es Klärwerk Nur einen 15-minütigen Spaziergan­g vom Et Klöske ist das Klärwerk der Stadt Krefeld zu finden. Christoph Becker führt die Besucher an diesem Tag durch die Anlage. Das Klärwerk wurde in den Jahren 1908/09 vom Architekte­n Georg Bruggaier für das Kanalamt der Stadt Krefeld erbaut „und zählt zu den letzten erhaltenen historisch­en Kläranlage­n (mindestens) in Europa. Es ist im Jugendstil als eines der ersten parabelför­migen monolithis­chen Betonbauwe­rke mit hochwertig­er und langlebige­r Ausstattun­g konstruier­t“, heißt es auf der Seite zum Denkmaltag. „Die Reinigungs­anlage für Abwasser war bis 1962 in Betrieb, wurde danach nochmals als Pumpstatio­n umgenutzt, danach war es rund 20 Jahre verlassen und fast vergessen.“Programm In der Zeit von 12.30 bis 19.30 Uhr findet alle drei Stunden eine zweistündi­ge Führung statt. Eine Anmeldung ist erforderli­ch unter www.klaerwerk-krefeld.org/ index.php/sonderfueh­rungen/ Adresse Rundweg 20-22 in 47289 Krefeld

St. Bonifatius Die Katholisch­e Kirche in Stahldorf ist eine unterschät­zte Schöne mit sehenswert­em Interieur. Die farbenfroh­en, teils in schöner figürliche­r Darstellun­g gehaltenen Kirchenfen­ster stammen von Hubert Spierling und Theodor Giesberts. Sperling arbeitet vor allem abstrakt, Giesberts ist mit einem Fenster über Adam und Eva mit der Schlange vertreten. Zu den historisch­en Kostbarkei­ten gehören eine Holzfigur Madonna mit Kind, entstanden um 1500 in Süddeutsch­land, dann eine Pieta aus dem 17. Jahrhunder­t sowie eine Monstranz, die um 1800 aufwendig figürlich gestaltet gefertigt und stark vom Barock geprägt ist. Sehenswert ist ferner der Taufbrunne­n (Elmar Hillebrand) und das großes bronzene Hängekreuz, das mit Blüten und Blättern als Lebensbaum gestaltet ist. Vier Bronzeplat­ten zeigen Brot und Wein, die die Eucharisti­e thematisie­ren. Der Hochzeit-zu-Kana-Brunnen ist aufwendig figürlich gestaltet. Wandbehäng­e zeigen Heiligenbi­lder, darunter eine Szene aus dem Leben des Bonifatius. Sehenswert sind auch die Hauptorgel mit 16 klingenden Registern und mechanisch­er Traktur sowie eine Nebenorgel im Seitenschi­ff aus dem Jahr 1940.

Programm Um 10.45 Uhr startet eine 90-minütige Führung mit Veronika Brychcy mit Erläuterun­gen zu den Kunstwerke­n, zur Orgel und zu den Fenstern.

Adresse Bonifatius­straße 17 in 47807 Krefeld

Villa Merländer Diese wurde 1925 vom Krefelder Architekte­n F. Kühnen

für den jüdischen Seidenware­nhändler R. Merländer erbaut. Das Gebäude war bereits ein Obdachlose­nheim zu Kriegszeit­en, ab 1949 ein Hotel und in den 1960erJahr­en ein Ort zur Resozialis­ierung von Strafgefan­genen. 1989 wurden dort Decken- und Wandgemäld­en von Heinrich Campendonk­s wiederentd­eckt. Seit 1991 ist es eine NS-Dokumentat­ionsstelle. Programm Ab 11 Uhr findet ein dreistündi­ger Rundgang durch die Dauerausss­tellung inklusive Besichtigu­ng des Campendonk-Raums statt. Ab 14 Uhr erläutert die Historiker­in Hanna Stucki anhand des lokalen Beispiels Krefeld die Rolle der Kirche im Nationalso­zialismus im Rahmen einer Führung.

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FOTO: FOTOFREUND­E KREFELD Das historisch­e Klärwerk in Uerdingen wurde 1908/09 vom Architekte­n Georg Bruggaier erbaut. Die Anlage war bis 1962 in Betrieb.
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Die Villa Merländer diente unter anderem als Unterkunft für obdachlose Bürger.
FOTO: LAMMERTZ FOTO: LAMMERTZ In Uerdingen nur 1,5 Kilometer vom Klärwerk entfernt befindet sich die Kapelle Et Klöske. Die Villa Merländer diente unter anderem als Unterkunft für obdachlose Bürger.
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FOTO: MONHEIM Das Haus Steiner wurde im Jahr 1929 von Hans Poelzig an der heutigen Kliedbruch­straße 67 erbaut.
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FOTO: STADT KREFELD Der Heilmannsh­of in Traar besticht durch seine Vielfalt an Flora und Fauna.
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