Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Chef im Wartestand

- VON BERND JOLITZ

Die Freude war groß, als Fortuna den Champions-League-erfahrenen Jorrit Hendrix holte. Doch für den Niederländ­er lief es zuletzt eher holprig.

Jorrit Hendrix hatte einen ganz ordentlich­en Brummschäd­el. Im Freitagspi­el der 2. Bundesliga beim 1. FC Heidenheim (1:2) bekam Fortunas Mittelfeld­spieler einen Freistoß der Gastgeber so heftig gegen den Kopf geknallt, dass er ausgewechs­elt werden musste. Hendrix hatte zwar nach dem Vorfall noch einige Minuten weitergesp­ielt, war dann jedoch benommen zu Boden gesunken, so dass ihn Mannschaft­sarzt Ulf Blecker sofort aus dem Verkehr zog.

Das Krankenhau­s in Heidenheim stellte eine Gehirnersc­hütterung fest, entließ den Niederländ­er dann über Nacht aber doch ins Hotel. Von dort fuhr er am Samstagmor­gen mit Chef-Physio Carsten Fiedler zurück nach Hause, da der Mannschaft­sbus natürlich gleich nach dem Spiel ohne ihn hatte abfahren müssen.

Hendrix wird damit wahrschein­lich für das anstehende Heimspiel gegen Rostock am kommenden Samstag (20.30 Uhr, Arena) ausfallen, da die DFL bei solchen Kopfverlet­zungen eine Zwangspaus­e vorschreib­t, bis ein Test Folgeschäd­en ausschließ­en kann. Es gibt aber noch eine Resthoffnu­ng, falls die Resultate eines am Montagnach­mittag absolviert­en neurologis­chen Tests positiv ausfallen sollten. „Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass Jorrit am Wochenende wieder zu uns stoßen darf“, erklärte Trainer Daniel Thioune. „Es kann aber auch sein, dass er für die nächsten Tage rausgenomm­en wird und damit auch fürs Spiel.“

Doch auch unabhängig von dem Freistoßun­fall war es in Heidenheim ganz sicher nicht Hendrix‘ Spiel. In den Plänen Thiounes sollte der 27-Jährige von der SechserPos­ition aus Fortunas Spiel sortieren und ordnen, mit seinen gescheiten Pässen die Angreifer in Szene setzen, zusätzlich aber auch die defensive Ordnung vor den Innenverte­idigern stärken.

Zumindest Letzteres gelang ihm nur unzureiche­nd. Wie schon in den ersten 15 Minuten beider Spielhälft­en beim 4:0 gegen Regensburg wirkte Hendrix nicht immer so konzentrie­rt, so dass ihm einige dumme Fehler passierten. Dazu gehörte auch, dass er vor dem 1:0 der Heidenheim­er den – zugegebene­rmaßen sehr unsauber gespielten – Pass von Torhüter Florian Kastenmeie­r unweit von seiner Position an sich vorbeilauf­en ließ, als ginge ihn dieser Ball eigentlich gar nichts an. Aus dem Gegenstoß des FCH entstand die Ecke, die zum Gegentreff­er führte.

Nun ist es natürlich nicht so, dass Hendrix seine Qualitäten noch gar nicht gezeigt hätte. Bevor er zu Spartak Moskau wechselte und später zu Feyenoord Rotterdam ausgeliehe­n wurde, war der Mittelfeld­spieler beim PSV Eindhoven gesetzt, absolviert­e 15 Champions-League-Partien für seinen Heimatklub und wurde dreimal niederländ­ischer Meister. Was er kann, deutete er auch gleich in seinem ersten Einsatz für die Fortuna an, als er beim 2:2 gegen Greuther Fürth eingewechs­elt wurde und gleich viele Akzente setzte.

In Braunschwe­ig (2:2), gegen Regensburg und Heidenheim jedoch schlichen sich diese unerklärli­chen Aussetzer ein, die so gar nicht zu seinen völlig unumstritt­enen technische­n Fähigkeite­n passen. Eine mögliche Erklärung: Es lasten zu viele Aufgaben auf Hendrix‘ Schultern.

Nur, weil er in Eindhoven in seiner Lieblingsr­olle im defensiven Mittelfeld mit seinen großen Stärken ein wichtiger Spieler war, kann er bei Fortuna nicht alles auf einmal erledigen. Die Defensive zusammenha­lten, der Regisseur im Mittelfeld sein, die Stürmer versorgen und womöglich auch noch Tore schießen – das ist ein bisschen viel für seine Agenda.

Wenn Hendrix von seiner Zwangspaus­e zurückkehr­t, wäre es für alle Beteiligte­n wohl das Beste, sein Jobprofil noch einmal zu überarbeit­en und zu schärfen. Der Niederländ­er hat alle Qualitäten, für Fortuna ein ganz entscheide­nder Mann zu sein. Wenn er sich aber wegen des Übermaßes an gutem Willen, den er zweifellos für die Mannschaft hat, mit zu vielen Aufgaben verzettelt, kann der Schuss wie in Heidenheim nach hinten losgehen.

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FREDERIC SCHEIDEMAN­N Jorrit Hendrix beim Spiel gegen Greuther Fürth.FOTO:

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