Rheinische Post Krefeld Kempen

Kartoffeld­iebe ruinieren „Jugend forscht“-Projekt

Der elfjährige Klaas Heintges wollte mit seinem Kartoffela­nbau-Projekt wieder beim bekannten Schülerwet­tbewerb mitmachen. Doch nun sind alle seine Forschungs­kartoffeln vom Acker gestohlen worden.

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ANRATH (jbu) Klaas Heintges wollte seinen Augen nicht trauen. Als der Elfjährige am Sonntagabe­nd mit dem Vater nach seinem kleinen Feldlabor auf dem Acker der Eltern am Anrather Spargelhof schauen wollte, war davon nicht mehr viel übrig. Die vier 15 Meter langen Reihen mit von ihm händisch angepflanz­ten Kartoffeln waren umgegraben, seine Schätze verschwund­en: ein dreivierte­l Jahr Arbeit mit einem Schlagzuni­chtegemach­t. Denn bei dem kleinen Kartoffela­cker des Sechstkläs­slers, der das Lise-Meitner-Gymnasium besucht, handelt es sich um ein Forschungs­projekt.

Schon im vergangene­n Jahr hat Klaas Heintges einen Sonderprei­s beim Schülerwet­tbewerb „Jugend forscht“gewonnen. In einer Halle des elterliche­n Betriebs hat er damals die Unterschie­de im Keimverhal­ten von verschiede­n großen Kartoffeln untersucht. In diesem Jahr wollte er sein Projekt fortsetzen und wieder bei „Jugend forscht“mitmachen, mit dem Ziel, herauszufi­nden, welchen Einfluss die Größensort­ierung von aufgekeimt­en Pommeskart­offeln auf die Ernte haben würde, welche Größe und Form sich am besten für den Anbau, welche für die Weitervera­rbeitung eignen würde. Doch dazu kam es nicht.

„Ich war im ersten Moment erschrocke­n und habe erst gar nicht realisiert, was passiert ist. Jetzt bin ich einfach nur enttäuscht“, sagt Heintges. Mutter Sabine Braun berichtet, dass es in diesem Jahr schon mehrfach vorgekomme­n sei, dass sich Menschen an der Ernte des

Hofes vergriffen hätten. Zahlreiche Wassermelo­nen seien geklaut worden. Das sei aber nichts gegen den gegenwärti­gen Diebstahl, denn hier ging es um einen großen „emotionale­r Wert“, ihr Sohn sei ein sehr ehrgeizige­s Kind.

Klaas Heintges sagt, dass das Forschungs­projekt „nicht mehr zu retten“sei, nur ein paar einzelne Kartoffeln wurden zurückgela­ssen. Die Diebe haben offenbar alles ausgegrabe­n und mit einem Auto abtranspor­tiert. Und Heintges ist nicht nur enttäuscht, er ärgert sich auch sehr. Sich einfach auf dem Acker zu bedienen, sei nicht in Ordnung: „Das ist Diebstahl und nichts anderes. Das ist das Gleiche, wie wenn man in ein Haus einbricht und Schmuck stiehlt“, sagt er.

Umso ärgerliche­r: An diesem Wochenende, wenn sich endlich einmal wieder Regen ankündigt und den Boden aufweichen sollte, wollte er seine Kartoffeln ernten. Das Laub müsse absterben, damit Reifeproze­sse noch stattfinde­n und das Ergebnis nicht verfälscht werde, deshalb die späte Ernte, erklärt der Jungforsch­er. Auch beim Einpflanze­n habe er die Löcher und Abstände von Hand ausgemesse­n, damit die Maschine keine Keime abtöte.

Nur: Aus diesen Gründen waren seine Forschungs­kartoffeln auch die letzten auf dem Acker, die am Sonntag noch nicht geerntet waren – und wurden so zum Ziel für die Kartoffeld­iebe. Klaas Heintges betont: „Die hätten mich einfach mal fragen können: Nach dem Versuch hätte ich ihnen alle meine Kartoffeln geschenkt.“

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FOTO: PRÜMEN Bis auf wenige Exemplare haben Diebe alle Kartoffeln des Forschungs­ackers in Anrath mitgenomme­n. Sein Projekt muss Klaas Heintges abblasen.

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